32 Besondere Ehre erwiesen schon die Kelten und Ger¬ manen ihren Toten. Bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts wurden die Leichen mit Waffen und Schmuck verbrannt und in Urnen unter Beigabe von Haushaltungsgegenständen beigesetzt. Die Urnen stehen vielfach in, Steinkisten. Bei Weiden, unweit Cöln, hat man auch eine stattliche Grab¬ kammer aufgedeckt. Seit der Mitte des dritten Jahrhunderts schwindet die Leichenverbrennung. Die Leichen werden teils in Holz-, teils in Steinsärgen bestattet. Toilettegegen¬ stände, Spielzeug, Schmuckgegenstände, Hausgerät und Münzen findet man als Grabbeigaben. Nach dem Vorbilde der römischen Soldaten zeigen auch bald die Gräber der Einheimischen Grabdenkmäler mit Inschriften und bild¬ lichen Darstellungen. Eines der bekanntesten dieser Denk¬ mäler aus der Römerzeit ist die Igeler Säule bei Trier. Die figürlichen Darstellungen auf derselben, sowie zahlreiche Funde ähnlicher Denkmäler in Neumagen liefern schätzens¬ werte Beiträge zur Kulturgeschichte der damaligen Zeit. Wie groß die Zahl der Einrichtungen und Gegenstände ist, welche die Römer an den Rhein brachten, erhellt be¬ sonders aus den vielen Namen lateinischer Her¬ kunft, die seit jener Zeit unserer Sprache geläufig sind. Außer den vorhin angeführten seien hier nur Mauer (murus), Pforte (porta), Ziegel (tegula), Kalk (calx), Straße (stratum, strata), Karren (carrus, currus, carrum), Rad (rota), Kette (catena), Tafel (tabula), Kiste (cista), Spiegel (speculum), Pech (pix), sowie Schreiben (scriptum, scriptio), Brief (breve), Meister (magister) und Schule (schola) genannt. Wenn man den Einfluß der römischen auf die germa¬ nische Kultur richtig einschätzen will, darf man nicht ver¬ gessen, daß er vorwiegend im 3. und 4. Jahrhundert erfolgte, zu einer Zeit, als die Römer am Rhein bereits eine Kultur vorfanden, deren Erzeugnisse man im Hinblick auf die Tech¬ nik früher vielfach den Römern zuzuschreiben geneigt war. Durch diesen Hinweis soll keineswegs die Bedeutung der Einwirkung der Römer auf die germanischen Rhein¬ lande geringer eingeschätzt werden. Römischer Kultur ge¬ lang es allmählich, Germanien zu erobern und ein hochent¬ wickeltes Volk erstehen zu lassen, das berufen war, in der Folgezeit das morsche Römerreich zu stürzen und Träger der Weltgeschichte zu werden.