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Zeit. Manche Forscher, z. B. Much, nehmen vor der Bronze¬
eine Kupferzeit an, die heute in verschiedenen Ländern
erwiesen ist.
Es würde unrichtig sein, wenn wir die einzelnen Zeit¬
räume der Prähistorie als genau begrenzt auffassen wollten.
Wie die geschichtlichen Zeiträume sich nicht einmal m'it
Jahreszahlen genau begrenzen lassen, so ist dies bei den
vorgeschichtlichen Perioden erst recht nicht der Fall. ,,Diese
Perioden verschmelzen ineinander wie die Farben des
Sonnenspektrums.“ Die Steinzeit dauerte noch Jahrzehnte,
vielleicht Jahrhunderte fort, als die ersten Metallgegen¬
stände bekannt wurden, und noch zur Römerzeit mögen viele
Germanen Steinwaifen besessen haben.
Fragen wir uns nun: In welchen Spuren zeigen sich
diese vorgeschichtlichen Zeiträume im Rheinlande?
Im Jahre 1856 fand man bei der Erweiterung eines
Kalksteinbruchbetriebes im Neandertale bei Düsseldorf
Reste eines vorgeschichtlichen Menschen, die heute einen
Hauptanziehungspunkt des Bonner Provinzialmuseum's bil¬
den x). Dieser homo Neandertalensis hat viel von sich reden
gemacht. Am eingehendsten beschäftigte sich mit ihm Pro¬
fessor Schaaffhausen aus Bonn. Aus rassenanatomischen
Gründen kommt er zu dem Ergebnis: der Neandertalmensch
ist der Vertreter einer niedrigeren Kulturstufe der Mensch¬
heit.
Gegen diese Annahme eklärte sich Professor Virchow
in Berlin. Er glaubte in den Unterschieden der Neander¬
taler Knochenreste von den heutigen Knochenbildungen nur
pathologische Eigentümlichkeiten zu erkennen; er führt diese
also auf krankhafte Verbildungen zurück.
Nachdem durch weitere Funde bei Spy in Belgien, bei
Krapina in Kroatien, bei La Naulette (Belgien), Le Mou-
stier (Vezeretal, Dordogne) u. a. 0. der Neandertalmensch
zum Typus einer niedrigen Kulturstufe der Menschheit ge-
1) In einem mit Samt ausgeschlagenen Kasten finden wir dort:
die Schädeldecke, einen Teil vom rechten Schulterblatt, das rechte
Schlüsselbein, fünf Rippenteile, eine linke Beckenhüfte, den linken
Oberarmknochen (der Kopf desselben fehlt), den rechten Armknochen
mit der dazu gehörigen Speiche, ein linkes Ellenbogenbein und beide
Oberschenkelknochen.