232 IV. Wir in Hamburg während der KriegSzeit. IV. N)ir in Hamburg während der Ariegszeit. Aus einer Kriegspredigt (gehalten am 5. August 1914, Kriegs-Bettag) von D. Hunzinger, Hauptpastor zu St. Michaelis. Mitten in diesen Schicksalsstunden und ihrer Erreaung wächst vor unseren Augen eine Gestalt unter uns zur Niesen- grötze empor, zur Reckengestalt hoch und hehr wie der Bismarck dort draußen über dem Hafen, heldenhaft wie Barbarossa: der Kaiser. Wieviel wir alle gelitten haben, niemand von uns kann die seelischen ftcimpfe und Leiden ermessen, die das kaiserliche Herz in diesen Tagen ertrug. Und wie ertrug — wie ist^cr grofo und grösser geworden als das drohende und dann her¬ einbrechende Schicksal! Wie ist er über uns alle, über sich selbst hinausgewachsen. Wie steht er jetzt unter uns da als der Gröhte von allen, als der beste Deutsche, der stärkste Mann der SJlation, der gottbegnadete Führer und Herzog der Deutschen. Reinen Augenblick hat ihn seine Mannhaftigkeit. Festigkeit, Nuhe, Ent¬ schlossenheit, seine Vornehmheit, Offenheit, Schlichihcit, seine Würde, sein Adel, seine Majestät verlassen. Wenn wir längst unsern Kaiser zu kennen vermeinten, jetzt haben wir ihn ganz kennen gelernt, seine (Seelengröße und seinen edlen Sinn. Unb was für Worte hat er zu seinem Volk geredet, zum Herzen seines Volkes. Wie jauchzen sie ihm alle zu! Aber laizt uns ja nicht heute vergessen, zu fragen, was es ist, das ihm in über¬ menschlich schweren Stunden solche weltgeschichtliche Straft und Grosze verlieh! Seine eigenen Worte im Viiszlagsausrus an sein Volk mögen die Antwort geben: „Wie ich von Jugend auf gelernt habe, auf Gott den Herrn meine Zuversicht zu setzen, so empfinde ich in diesen ernsten Tagen das 'Bedürfnis, vor ihm mich zu beugen und feine Barmherzigkeit anzuru;en. Das grofoe Bismarckwort: „Wir Deutsche fürchten Gott, fon,t nichts in der Welt,- das mir so oft und gern im Munde fuhr-