308 V. Im Osten. ich nicht feststellen; es geht zu schnell weiter. Könnte ich hier doch etwas zeichnen und photographieren. * Heute nach 30 Kilometer Marsch in der Nähe oon Kreuz¬ burg gelandet. Ter Weg war ja etwas beschwerlich, führte uns aber durch schöne Gegend. Auf dem Marsch geht es sehr still her, gesungen wird gar nicht. Die Regimentsmusik ist ganz oorn; da hört man denn auch nichts daoon. In der Mitte des Weges haben wir in einem Ort Feldgottesdienst ge¬ habt. Der Feldprediger sprach sehr schön. Vielen alten Leuten wurden die Augen naß. * Wir liegen seit zwei Tagen auf einem Gute in der Nähe von Strzalkowo. Man lebt hier sehr gut. Als wir hier vor- gestern abend ankamen, setzte die Feldküche sofort Dampf aus, um das versäumte Mittagessen nachzuholen. Es sah großartig aus, als es im Kessel brodelte und zischte und der Feuerschein steh im Ententeichlein mitten im Gute widerspiegelte. Der Wind sauste durch die hohen Bäume und führte mit seinem Heulen auch das Todesquieken eines Schweines mit, das für die Sol¬ daten das Leben lassen mußte. — Sauber gegessen wird nun einmal, wenn man es haben kann. Sogar Speck und Schmalz haben wir empfangen. Gestern nachmittag ging ich mit einem Kameraden auf die Suche nach etwas Besonderem. Da kamen wir dann an ein polnisches Bauernhaus. Als der Pole uns kommen sah, verriegelte er die Tür. Wir gingen weiter. Er mochte aus Neugierde die Tür auf, wir rein. Zu essen hatte er natürlich nichts. Erst als wir ihm Papiergeld unter die Nase rieben, kam er mit Eiern (30 Stück) und einem Pfund Honig Zum Vorschein. Schließlich kam seine Ehehälfte sogar mit zwei Tellern Suppe an, Marke: „Iß du sie." Daß uns die Sachen gut geschmeckt haben, brauche ich wohl nicht zu sagen. Mit Kommißbrot will man uns hier umbringen, jeden Tag ein halbes oder ein ganzes Brot. Als Soldat kann man aber nicht zuviel essen. * Heute scheint wieder Ruhetag zu sein; denn ich sitze hier ganz gemütlich in der Scheune und habe in den Zeitungen herumstudiert. Jetzt werde ich mal versuchen, meinen zweiten Eefechtstag zu schildern. Also: