318 VI. Am Jahresende. tragen. Dort stehen wir fest und stark da und können mit aller Zuversicht der Zukunft entgegensehen. Aber die Widerstands¬ kraft der Feinde ist nicht gebrochen, wir sind nicht am Ende der Opfer. Die Nation wird diese Opfer weiter tragen mit demselben Heroismus, mit dem sie es bisher getan hat, denn wir müssen und wollen den Verteidigungskrieg, den wir, von allen be¬ drängt, für Necht und Freiheit führen, bis zum guten Ende durchkämpfen. Dann wollen wir auch der Unbill gedenken, mit der man sich an unseren in Feindesland lebenden wehr¬ losen Landsleuten, zum Teil in einer jeder Zivilisation hohn¬ sprechenden Weise, vergriffen hat. Die Welt mutz es erfahren, baß niemand einem Deutschen ungesühnt ein Haar krümme* kann. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren! Wenige Augenblicke, nachdem jene Sitzung vom 4. August zu Ende gegangen war, erschien der groß- britannische Botschafter, um uns ein Ultimatum Englands unb nach sofortiger Ablehnung die Kriegserklärung zu überbringen. Da ich mich damals zu dieser endgültigen Stellungnahme der britischen Regierung noch nicht äußern konnte, will ich jetzt einige Aufklärungen da¬ zu machen: Die äußere Verantwortung an diesem größten aller Kriege tragen diejenigen Männer in Rußland, die die all¬ gemeine Mobilisierung der russischen Armee betrieben und burchgefetzt haben; bie innere Verantwortung aber trägt bie britische Regierung. Das Lonboner Kabinett konnte den Krieg unmöglich machen, wenn es in Petersburg unzweideutig er¬ klärte, England sei nicht gewillt, aus dem österreichisch-serbi¬ schen Konflikte einen kontinentalen Krieg der Mächte heraus¬ wachsen zu lassen. Eine solche Stellungnahme hätte auch Frankreich ge¬ zwungen, Rußland von allen kriegerischen Maßnahmen zurück¬ zuhalten. Dann aber gelangen unsere Vermittlungsaktionen zwischen Wien und Petersburg, und es gäbe keinen Krieg. England hat dies nicht getan. Trotz aller Beteuerung gab London in Petersburg zu verstehen, England stehe auf seiten Frankreichs und damit auf der von Rußland. Dies zeigen klar und unwiderstehlich die inzwischen erfolgten Publikationen der verschiedenen Kabinette. England trägt mit Rußland zusammen vor Gott und der Menschheit die Verantwortung für die Kata¬ strophe, die über Europa unb bie Menschheit hereingebrochen ist.