130 Kronprinz Albert vor Paris (1870. 1871). 2. Dezember abends dieser Tagesbefehl des kommandierenden Generals Prinz Georg bekannt gemacht: „Tie sächsische Kriegsgeschichte hat ein neues ruhmvolles Blatt aus¬ zuweisen. Tie heute fechtenden Truppen haben mit großer Tapferkeit und seltnem Mute ihren alten Ruhm bewährt; speziell spreche ich dem 8. Regi- mente Nr. 107 wegen des Sturmes ans Brie snr Marne und dem Schützen- Regimente wegen seines glänzenden Gesechts gegen vielfach überlegene Kräfte meine Bewunderung und volle Anerkennung aus. Der kommandierende General: Georg, Herzog zu Sachsen." 79. Kronprinz Albert vor Paris (1870. 1871). sticht allein bei feinen Sachsen, sondern auch bei den preußischen Offizieren seines Hauptquartiers war über Kronprinz Albert im Feldzuge von 1870/71 vor Paris nur eine Stimme der Anerkennung. So sagte einer derselben: „Ich muß es auf die bestimmteste Weise aussprechen, daß ich die tiefste und aufrichtigste Verehrung für den Kronprinzen Albert im Herzen trage." Andere erklärten: „Es war für uns der liebenswürdigste und bequemste Vorgesetzte, den wir haben konnten." — „Von früh 7 bis abends 11 Uhr waren wir mit dem Kronprinzen ununterbrochen zu¬ sammen, da der Stab stets mit ihm in demselben Quartiere lag. Auch des Nachts konnte man jeder Zeit vor seinem Bette erscheinen, um Wichtiges zu melden oder seine Zustimmung für Ausgabe schleuniger Befehle zu erbitten. Taß es für deu arbeitenden Generalstab von hoher Wichtigkeit ist, stets und zu jeder Zeit das Chr des Generals en chef Zu haben, begreift sich leicht. Der Kronprinz besaß sichtlich eine große Passion für das ihm übertragene Armeeführnngs-Amt und wollte stets über alles orientiert fein." „Er besitzt großes Verständnis und sehr klare Einsicht für strategische Verhältnisse, ist, vermöge seines vortreff¬ lichen Gedächtnisses, stets über die augenblickliche Lage bis ins Detail auss genauste orientiert; als geübter und passionierter Jäger aber findet er sich auch im unbekannten Terrain leicht und immer gut zurecht, kurz, er besitzt eine Menge vortrefflicher militärischer Eigenschaften." — (Sin Stabsoffizier der Umgebung des Feldmarschalls Grafen von Moltke, welcher im Verlaufe des Feldzugs wiederholt in wichtige amtliche Beziehungen zu dem sächsischen Kronprinzen trat, schildert: „Der Kronprinz ist eine trene, schlichte Natur, auf die man sich in allen Ver¬ hältnissen felfenfest verlassen kaun, ein hochbegabter Verstand voller Klarheit und Präzision, als Soldat aber jeder Ausgabe im höchsten Maße gewachsen. Dabei ist er ebenso wohlmeinend, wie energisch nnd voller Mißachtung der Gefahr, der Verantwortlichkeit sich immer völlig