§ 18. Der norddeutsche Bund. 213 erst lieferte Oestreich die eiserne Krone der Lombardei an Italien aus. Doch mußte letzteres sich gefallen lassen, daß es Venetien aus der Hand Frankreichs und erst nach erfolgtem „Plebiscit" erhalte. Venetien beschloß 22. Okt. durch eine glänzende Volksabstimmung (651,758 Ja gegen 69 Nein) seine Vereinigung mit dem jungen Königreich und Viktor Emanuel nahm diese mit den Worten ent¬ gegen : „Heute hat die Fremdherrschaft aufgehört; Italien ist vorhanden, aber noch nicht vollendet." Dieses Wort war in mehr als einem Sinne wahr; dem Königreiche fehlte noch Rom, das zu erringen Frankreich einmal nicht erlaubte. Den andern Sinn des Satzes drückte der geist¬ reiche Azeglio mit den Worten aus: „Italien ist gemacht, die Italiener sind noch zu machen." Man hatte eine freie Verfassung und fühlte sich doch nicht glücklich. Nur eilt Viertel der jeweiligen Rekruten konnten lesen unb schreiben; die Verwaltung wollte nicht besser, die Justiz nicht sicherer werden; die Finanzen aber gerieten durch allerhand Betrügereien und Schwindel, trotz zunehmendem Steuerdruck, in eine unabsehbare Verwirrung. Kriegsruhm hatte Italien sich auch nicht erworben; doch hatte die preußisch - italische Waffengemeinschaft gleichzeitig das einheitliche Italien und das einheitliche Deutschland zur Welt gefördert, wodurch Europas Lage mit einem Male völlig verändert wurde. § 18. Der norddeutsche Bund. Der deutsche Bund starb 14. Aug. 66 iu den „drei Mohren," indem der östreichische Gesandte expreß nach Augsburg reiste, ihn für ausgelöst zu erklären, im Beisein von nur drei süddeutschen Gesandten. Doch hat kein Dichter ihm einen Nachruf geweiht, weil sein 50jährige« Bestehen ihn nie als eine schassende Kraft geoffenbart hatte. Aller Blicke richteten sich vielmehr nach dem riesig aufstrebenden Berlin, wo Wilhelm I. am 4. Aug. ein¬ traf und Tags darauf den preußischen Landtag eröffnete. Die Thronrede kündigte die Gründung eines neuen Bun-