14. Der Übergang über die Beresina 15 losen Klaffen, die den Rettungsweg noch nicht versucht hatten, und stet- gerten dadurch die Unordnung und Verwirrung. Immer dichtere flie¬ hende Haufen nahen m ungeordnetem Zuge heran, und die Brüden er¬ blickend, stürzen sie sich in besinnungsloser (Eile auf diesen Rettungsweg. Jeder glaubte, jetzt fei der günstigste Augenblick zur Rettung für ihn, und so stürzen und drängen alle zugleich, zumal aber die neuen An¬ kömmlinge, auf die schmalen Zugänge der Brücken ein. Zertretene Leichname, gefallene Pferde, die sich noch in ihren letz¬ ten Zuckungen über noch lebende, niedergeworfene Menschen hinwäl¬ zen, bilden schon ein fast unüberfteigbares Bollwerk an diesen Zugängen. Der Weheruf der durch feindliche (Beschösse Zerschmetterten, der Zertretenen, derer, die in die tobenden Fluten des Stromes stürzten, die gräßlichen Flüche der von der Brücke wieder Zurückgedrängten, die über die noch zuckenden Körper ihrer Kameraden hinweg der Rettung so nahe waren, alle diese Szenen mischten sich grauenvoll in diesem Zerrbild des überall drohenden Todes und der Zerstörung. Das menschliche Maß unseres Jammers und (Entsetzens schien er¬ schöpft, als unter immer näher tönendem Donner des Geschützes und dem Intermezzo der jeweiligen Gewehrfalven sich in immer dichteren Reihen die Feinde auf den entfernteren Anhöhen zeigten, über unfern Häuptern ihre Batterien aufführten und deren zermalmende (Beschösse in unsere Massen sandten. In besinnungsloser Flucht stürzte nun alles, obgleich kaum eine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit der Rettung mehr denkbar war, auf den Strom und feine Brücken zu... Der Augenblick schien gekommen zu fein, wo das auf uns lastende böse (Beschick alles der Vernichtung zu weihen schien und, was noch dies¬ seits der Brücken atmete, zu zermalmen drohte. (Entsetzt stoben die Massen auseinander, wenn eine alles zerschmetternde Granate in sie traf und immer viele tötete und verwundete. Man hatte aber nicht Zeit, sich zu besinnen und diesen neuen Schrecken zu ermessen, denn es folgte augen¬ blicklich eine zweite volle Lage der feindlichen Geschütze, die nie fehlen konnten und immer fürchterliche Verheerung in dieser wehrlosen, ge¬ drängten Menfchenmaffe anrichteten. Das (Entsetzen gebar oft in solchen fürchterlichen Momenten eine bange Totenstille; selbst die Sprache versagte. Aber ein neuer, alles zer¬ schmetternder Strom von Kugeln zerriß sie um so furchtbarer, und die Angst machte sich in heulender Wehklage Luft. Nun überstürzte sich alles in blinder, wahnsinniger Flucht, gleich¬ viel wohin, wenn man nur diesen Tod und Verstümmelung sendenden Geschossen entgehen konnte. Reiter stürzten sich in den Strom und suchten ihn trotz der (Eis¬ schollen zu durchschwimmen; die meisten wurden aber nach wenigen