230 im Sturm genommen worden und dreimal wieder verloren. Eine große An¬ zahl trefflicher Männer, besonders von den Anführern, waren schon gefallen und hatten die Erde mit ihrem Heldenblute getränkt; es war der blutigste Tag des Krieges für die tapfere Jorks che Heldenschar. Aber sie wankte nicht. Immer von neuem drangen die Haufen gegen das brennende Dorf und achteten nicht des Todes, der ihnen aus den feindlichen Feuerschlünden entgegenblickte, und der zugleich seine schon gehaltene blutige Ernte vor ihren Augen ausbreitete. Aber ihre Zahl schmolz furchtbar zusammen und es war nur noch der letzte Rückhalt, die Brigaden Horn und Hinterbein, vorhanden. Feldherr Blücher sandte in dem bedenklichen Augenblicke an den General Sacken Befehl, zur Hilfe nach Möckern herbeizurücken; allein es war ein weiter Weg von seinem Orte bis dahin, und das Gefecht war so hart aneinander, daß Aork wohl sah, er müsse es mit eigenen Kräften zu einem glücklichen Ende führen, noch ehe die Freunde da feien. Daher eilte einer feiner Adjutanten zum General -Sporn, der in der freien Ebene stand, und meldete ihm den Augenblick dringender Ge¬ fahr in den Dörfern. „Nun," sprach der tapfere Horn*), „so wollen wir ein¬ mal ein Hurra machen." Und mit lautem Hurra, in beständigem Laufe, ließ er fein Fußvolk auf die feindlichen Batteriecn links vom Dorfe mit dem Bajo¬ nette eindringen. Ehe sie dreimal feuern konnten, waren die Kanonen ge¬ nommen, und die feindlichen Reihen wichen bestürzt zurück. In diesem Vor¬ dringen stießen die Preußen auch auf Napoleons Garde - Maritt iers, auf welche er großes Vertrauen gesetzt hatte. Allein auch diese vermochten dem unge¬ stümen Angriffe nicht zu widerstehen, und zu ihrem Verderben kamen in diesem entscheidenden Augenblicke die mecklenburgischen Husaren von hinten, stürzten sich tu die Vierecke hinein und hieben und ritten nieder, was ihnen int Wege war. Jene Gardebataillone sind an dieser Stelle vernichtet worden. Nun war nichts mehr, was die vordringenden Reihen aufhalten konnte; sie blieben in ihrem Siegeszuge, bis die Franzosen über die Part ha geworfen waren, und als die Russen unter Sacken in der Dämmerung eilig herankamen, hatte die tapfere Preußenfchar den Sieg schon errungen und dem Feinde an 50 Kanonen und mehrere andere Siegeszeichen abgenommen. — Auch Sangeroit hatte mit seinen Russen indes tapfer um Groß- und Klein-Wiederitsch gekämpft und die Dörfer nebst 13 Kanonen im Sturme erobert. Marmont aber fand sich ant Abende mit seinem sehr hart geschlagenen Heerhaufen bis dicht an Leipzig hinangedrängt. Jetzt ruhte rings umher der Donner der Schlacht, und die furchtbaren Fenerfchlünde fühlten sich schweigend ab. Statt ihrer loderten tausend große *) Durch eine besondere Gunst des Schicksals war es dein General Horn vorbehalten, an diesem Tage so wesentlich zur glücklichen Entscheidung beizutragen, aus demselben Schlacht selbe, wo 1631 seht Namensvetter Gustav Horn, Anführer des linken schwedischen Flügels, so tapfer mit seinem Fußvolk gegen Pappenheims Reiter focht und den Tag rühmlich eitt scheiden hals.