274 knüpft war, hielt der Tod seine Ernte, sondern anch ein blühender, hoffnungs¬ voller Enkelsohn, Prinz Waldemar, der dritte Sohn des Kronprinzen, wurde zum tiefen Schmerze des Großvaters am 27. März 1879 plötzlich dahingerafft, nachdem das kronprinzliche Paar schon früher den noch im zartesten Alter stehenden Prinzen Sigismund verloren hatte. — Aber bei allen diesen Ver- 1 itften mit ihrer schmerzlichen Trauer hat der Kaiser doch auch wieder in dem Glücke und fröhlichen Gedeihen einer neuen um ihn her aufblühenden Gene¬ ration reichen Ersatz gefunden. Eine in der Geschichte des Königshauses seltene Feier war die Doppelhochzeit am 18. Februar 1878, in welcher die älteste preußische Enkeltochter des Kaisers, die Prinzessin Charlotte, mit dem Erb¬ prinzen von Sachsen-Meiningen und die Großnichte des Kaisers, Prinzeß Elisa¬ beth, Tochter des Prinzen Friedrich Karl, mit dem Erbgroßherzog von Olden¬ burg vermählt wurde. Mit besonderer Teilnahme verfolgte der Kaiser bis an sein Ende die zu großen Hoffnungen für die Zukunft berechtigende Entwickelung der Kinder des kronprinzlichen Paares. Mit freudigem Stolze übergab er persönlich seinen Enkel, den Prinzen Wilhelm, am 9. Februar 1879 dem Ersten Garderegiment z. F. zur Dienstausbildung. „Nnn gehe hin und thue deine Schuldigkeit," so schloß der Kaiser auch diesmal, wie vor achtundzwanzig Jahren, als er seinen Sohn der Armee einreihte, die Ansprache, mit welcher er den jungen Prinzen seinen direkten Vorgesetzten vorstellte. In diesen einfachen Worten drückte sich der ganze Inhalt seines eignen Lebens ans, das seinem Enkel zum Vorbild werden sollte, uni) er hat es erleben dürfen, daß der damalige Lieutenant zum General aufgerückt ist und auf jeder Stufe des militärischen Dienstes bewiesen hat, wie er entschlossen ist, in den Fußstapfen des Großvaters zu wandeln und den von diesem auf ihn vererbten militärischen Geist tu der Armee zu pflegen und zu erhalten. In dem Feuereifer, mit welchem der junge Prinz als Lieu¬ tenant die von ihm ausgebildeten Rekruten und dann als Hauptmann seine Kompanie, als Rittmeister bei den Gardehusaren seine Schwadron, als Major sein Bataillon, als Oberst sein Husarenregiment dein Kaiser vorführte, erkannte der greife Held das Bild seiner eignen Jugend wieder. Darum gereichte ihm auch die Vermählung dieses seinem Herzen besonders nahe stehenden Enkels mit der jugendlichen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig - Holstein, die ant 27. Februar 1881 mit großem Glanz gefeiert wurde, zur besonderen Freude, zumal sich ihm damit noch in seinem hohen Alter ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft feines Hauses eröffnete. Es ist ihm vergönnt gewesen, noch vier diesem Bündnis entsprossene Urenkel über die Taufe halten und ihres fröhlichen Gedeihens sich erfreuen zu können. Als ihm der Telegraph die Nachricht von der am 6. Mai 1882 erfolgten Geburt des ersten dieser Urenkel überbrachte, in welcher er die Thronfolge feines Stammes bis in die vierte Generation ge¬ sichert sah, da gab er der Freude feines bewegten Herzens in der kurzen, aber vielsagenden Antwort Ausdruck: „Hurra, vier Könige!" Und ein denkwürdiger