— 27 — dort vereinigen. Der Hülfe Rußlands und Schwedens hatte sich der preußische Hof versichert, aber die 70000 Mann, die Kaiser Alexander zu stellen versprach, konnten der großen Entfernung wegen beim Beginn des Krieges nicht mitwirken, und auch die Macht Schwedens stand noch jenseits des Meeres. Napoleon aber konnte diesem preußischen Heere 200000 Mann auserlesener Truppen unter tüchtigen Führern gegenüberstellen. Er wußte, was für ihn auf dem Spiele stand. Wurde er in diesem Kriege geschlagen, so gingen alle Vorteile, die er bisher errungen, wieder verloren; siegte er aber, so konnte er sich that¬ sächlich als den Herrn in ganz Deutschland ansehen, und selbst der Weg nach Rußland stand ihm offen. Gegen das Ende des Monats September befand sich das preußische Hauptquartier in Naumburg. Hier erhielt Herzog Karl Wilhelm Ferdinand die Tranerkuude, daß sein ältester Sohn, der Erbprinz Karl Georg August, am 20. September auf dem Lustschlosse Autoinettenruh bei Wolfenbüttel gestorben sei. Kaum hatte er sich von dem ersten Schmerz erholt, als er seinen Sohn Friedrich . Wilhelm, der sich ebenfalls im Hauptquartier befand, zu sich kommen ließ und ihm den Auftrag gab, jetzt nach Braunschweig zurückzukehren und für ihn die Regie¬ rung zu führen. Aber der Prinz bat seinen Vater inständig, ihn nicht vom Heere zu trennen, da er vor Begierde brannte, gegen Napoleon, denn er grimmig haßte, zu kämpfen. Der Vater gab endlich den Bitten des Sohnes nach, und so blieb denn Friedrich Wilhelm bei dem Heere. Seit der Nachricht von dem Tode seines Sohnes befand sich Karl Wilhelm Ferdinand in einer umbüflerten Stimmung, aus der ihn auch die Siegesgewißheit, die im ganzen preußischen Heere herrschte, und' die selbst der König teilte, nicht herauszureißen vermochte. Er konnte diese Hoffnung nicht teilen; die Unglücksahnung, die ihn schon damals in Braunschweig gequält hatte, drückte seinen Mut darnieder. Das ungewisse Schicksal seines Landes war es besonders, was ihn mit Besorgnis erfüllte.