— 13 - Zwischenhandel ihren Mitbewerbern. Ihre Reederei und ihr Schiffs¬ bau waren nicht entwickelt genug. Daher fielen sie fremden Schiff¬ fahrern in die Hände. Durch die Ausgaben für die Seefrachten aber entgingen ihnen hohe Gewinne. Nur solche Völker, die eine hoch ent¬ wickelte Reederei und Schiffahrt und einen ruhigen, umsichtigen Kauf¬ manns- und Gewerbestand haben, können Kolonien gewinnbringend verwalten. Infolge ihrer verfehlten Kolonialpolitik mußten sie am Ende auch den größten Teil ihrer überseeischen Besitzungen verlieren. Aus Angst vor dem drohenden Verlust hielten sie diese Gebiete nieder und ließen sie nicht sich gedeihlich entwickeln. Gerade darum aber entstand in den amerikanischen Gebieten das Bestreben, sich vom Mutterland, das sie so schnöde und stiefmütterlich behandelte, loszureißen und sich selb¬ ständig zu machen. In den napoleonifchen Kriegen brachen in Mexiko und andern spanischen Kolonien Aufstände ans, welche von England eifrig gefördert wurden, weil es daraus Nutzen für feinen Handel zu ziehen hoffte. 1817 erhob sich Chile und erkämpfte sich in einem siebenjährigen Kriege seine Freiheit und Unabhängigkeit. Ihm folgten die andern nach. So waren um 1825 alle spanischen Kolonien frei und un¬ abhängig. Die meisten verwandelten sich nach dem Vorbilde der Vereins¬ staaten in Republiken, nur Mexiko und Brasilien machten eine Aus¬ nahme, doch haben sie ihre Fürsten wieder vertrieben, Mexiko nach kurzer Zeit, Brasilien 1890. Da Spanien 1899 auch Kuba nebst Portoriko an die Union abtreten und die Philippinen an sie verkaufen mußte, so besitzt es von feinem einstigen Kolonialreiche nur noch einige kümmerliche Reste. Portugal hat zwar seine afrikanischen Besitzungen bis heute behauptet, aber bereits 1898 schloß England mit dem Deut¬ schen Reiche um ihretwillen eine Art Teilungsvertrag, der jedoch geheim gehalten wird. Zweifellos fällt früher oder später ein großer Teil da¬ von wegen Portugals starker Verschuldung England zu, das schon oft die Hand nach manchem portugiesischen Besitze ausgestreckt hat. II. Die Niederlande als Kolonialmacht. 1. Der gewerbliche Aufschwung der Niederländer. Die fruchtbaren Gebiete an den Mündungen des Rheins, der Maas und der Schelde, das heutige Belgien und Holland, gehörten ehemals zum alten Deutschen Reiche. Doch gewannen die Grasen von Flandern (an der Schelde), von Seeland (an der Rheinmündung), Holland (an der Issel) und die Herzoge von Brabant (zwischen Maas und Schelde) schon früh große Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Doch kam um 1450 das Haus Burgund (Karl der Kühne) in den