— 22 — der Elisabeth aus ihrem Verhältniß zur Maria Stuart.- Diese eisrig katholische, geistreiche und leichtlebige schottische Königin war nach dem Tode ihres ersten Gemahles, des Königs Franz II., aus Frankreich nach Schottland zurückgekehrt, wo sie bald mit ihren Un¬ terthanen, die Johann Knox in calvinischer Weise resormirt hatte, des Glaubens wegen in Zwistigkeiten gerieth. Der Bruch wurde vollständig, als sich Maria nach dem Tode ihres zweiten Gemahles Darnley (Ricio) mit dessen Mörder, dem Grasen Bothwell, ver¬ mählte. Eine Empörung des Adels brach aus, welche die Königin zur Flucht nach England nöthigte. Hier wurde Maria von ihrer argwöhnischen Verwandten Elisabeth in Haft zurückgehalten. Miß- glikckte Verschwörungen katholischer Großen (des Grasen Northum- berland, Herzog von Norsolk u. a.), welche die schottische Königin befreien wollten, und Babingtons Mordanschlag auf Elisabeth führten den Untergang Maria Stuarts herbei. Sie wurde der Mitwissen¬ schaft an der letzten Verschwörung angeklagt (Burleigh) und im 19. Jahre ihrer Gefangenschaft 1587 enthauptet. Die Armada („unüber¬ windliche Flotte") unter Medina Sidoma, welche ein Jahr später Phi¬ lipp II. gegen England sandte, um für Marias Tod Rache zu nehmen, fand durch das Genie Howards an Klippen und in Stürmen kläg¬ lichen Untergang. Englands Wohlfahrt und Macht nahm im Zeitalter der Elisabeth einen mächtigen Aufschwung. Die Industrie hob sich durch Aufnahme niederländischer Flüchtlinge; Schiffahrt und Handel wurden die Lebens¬ adern des englischen Volkes. Franz Drake, der die Kartoffel nach Europa brachte, umschiffte die Erde 1577—1580; Virginien in Nordamerika wurde erworben (Walter Raleigh), 1600 die oft indische Handelscompagnie gegründet. Die Seehelden Howard und For- 6ish er verschafften der Nation den Ruhm, aus dein Meere unüber¬ windlich zu fein. Damit war der Grund zu Englands Größe ge¬ legt. Selbst der Glanz hehrer Poesie verschönerte die große Zeit, deun in ihr dichtete William Shakspeare seine unsterblichen Dra¬ men (s. d. Culturabschnitt § 10,4). Elisabeth lebte unvermählt und dennoch wenig beeinflußt von ihren Günstlingen Leicester und dessen Stiefsohn Essex. Der letztere endete auf dem Schaffot, da er mit den katholischen Irländern, die er bekämpfen sollte, einen schmachvollen Vertrag abschloß und nach dieser That uoch mit frevlem Trotz auftrat. — Die „jungfräuliche