— 68 — durch wüste Länderstriche, durch sandige und gebirgige Gegenden ziehen. Da gab es große Not; denn der Reisevorrat war längst aufgezehrt, und weit umher im Lande waren keine Nahrungsmittel aufzutreiben. Be¬ sonders empfindlich war auch der Mangel an Trinkwasser. Str. 2. Der Schwabe im Nachtrab. Nicht nur der Reiter, auch und besonders das Roß hatte unter den Entbehrungen und Strapazen der Reise zu leiden, und manches Pferd brach vor Hunger und Ermattung zusammen und blieb int heißen Wüstensande liegen, bis es eine Beute der Wölfe und Adler wurde. Auch das Rößlein eines schwäbischen Reiters war schwach und krank geworden. Ein rechter Reitersmann verläßt aber sein Tier nicht. Das sehen wir an dem Schwaben, der ein gutes Stück hinter dem Zuge sein krankes Roß mühsam am Zügel nachzieht. Und wenn er auch Gefahr läuft, vom Zuge immer weiter abzukommen, so hält er doch treu zu seinem Tiere. Wie mochte der Schwabe aussehen?*) Er war ein stattlicher Kriegsmann, von hohem Wuchs, mit blankem Helm und Panzer. An der Seite hing ein großes Schwert, in der Rechten trug er einen langen Spieß, in der linken einen festen Schild mit einem Tierbilde als Wappen, und goldene Sporen schmückten die Füße. An der kost¬ baren Rüstung erkennen wir, daß jener Schwabe ein vornehmer Herr — ein Ritter ist. Str. 3. Der Angriff der Türken. Plötzlich sprengten türkische Reiter heran. Kaum hatten sie den Fremdling erblickt, so fingen sie auch gleich an, nach ihm ihre spitzen Pfeile abzuschießen. Der Rittersmann ließ sich dadurch nicht stören. Er fing die feindlichen Geschosse mit seinem Schilde auf und zog furchtlos und gleichmütig feines Weges weiter. Str. 4. Die Heldenthat des Schwaben. Bisher waren die Türken feiger Weise in ziemlicher Entfernung vom Schwaben geblieben. Bald werden sie dreister, nähern sich ihm, und einer derselben schwingt seinen krummen Säbel nach dem Ritter. Jetzt ist die deutsche Geduld zu Ende. Der Schwabe erfaßt fein breites Schwert und mit einem Streiche schlägt er dem Pferde des Türken beide Vorderfüße ab. Von neuem schwingt er seine Waffe und spaltet mit wuchtigem Hiebe dem Feinde Kopf und Leib. Von kaltem Graus gepackt, fliehen die übrigen Türken in alle Welt hinaus. Str. 5. Der Schwabe vor dem Kaiser. Wie ist aber jene Heldenthat bekannt geworden? Hat sie der Ritter selbst erzählt, um sich seiner That zu rühmen? Dann ist sie vielleicht gar nicht wahr oder doch übertrieben? Eine Christenschar, die auch hinter dem Zuge der Kreuzfahrer zu¬ rückgeblieben, war Zeuge jener That Bald wurde die Kunde davon im *) Nach dem Bilde „der wackre Schwabe" in Nr. 3 der „Deutschen Juaend- blätter" 1888.