— 107 — land bermtzt, um den Sturz des verhaßten Habsburgischen Kaiserhauses zu beschleunigen. Immer hatte er die Schweden und die deutschen Protestanten zur Fortsetzung des Kampfes aufgefordert und ihnen von Zeit zu Zeit beträchtliche Geldunterstützungen zukommen lassen; Spanien, das den österreichischen Habsburgeru fort und sort Hilfstruppen sandte, lähmte er durch einen endlosen Krieg, aber mit Waffengewalt gegen den Kaiser einzuschreiten, hatte er bis jetzt vermieden. Als aber die deutschen Protestanten und die Schweden ernstliche Verluste erlitten, glaubte er nicht länger zögern zu dürfen, wenn nicht die aufgewendeten Summen und alle Mühe verloren sein sollten. Sein Augenmerk hatte er auf das Elsaß gerichtet, es sollte die Beute Frankreichs sein. Im Zahr 1635 schloß er bald nacheinander Verträge mit den oberdeutschen Protestanten, mit den Schweden und mit Bernhard von Weimar ins¬ besondere, obgleich dieser ebenfalls das Elsaß beanspruchte; zugleich wollte er ein französisches Heer den Rhein überschreiten und in Süddeutsch¬ land vorrücken lassen. Von nun an konnte man sagen, daß der Kaiser die nationale Sache gegenüber der Erobernngslnst der Fremden vertrat. Die Antwort auf das französische Bündnis war, daß sein tapfrer Feld¬ herr Johann von Werth mit einem Reiterheer einen Einfall in Frankreich machte und bis in die Nähe von Paris vordrang; dabei blieb es aber, da er zurückkehren mußte, um sich gegen die Schweden zu wenden. Diese wurden von dem General Banor geführt und hatten in Norddeutschland festen Fuß gefaßt. Im Juli 1636 schlug Seiner den Kurfürsten von Sachsen und den kaiserlichen Feldherrn Hatzfeld bei Wittstock so vollständig, baß Pommern, Sachsen und Thüringen in seine Hände fielen. Furchtbar hausten die Schweden in den eroberten Ländern, besonders in Sachsen, um an dem Kurfürsten, der ihnen untreu geworden war, Rache zu nehmen. Die gute Zucht Gustav Adolfs war bald nach dessen Tode aus dem schwedischen Heere gewichen, das sich jetzt mehr als jedes andere aus Räubern, Mördern und Brandstiftern zusammensetzte. Der berüchtigte „Schwedeutrunk", eine furchtbare Marter, die darin bestand, daß man den Bewohnern aus teuflischer Lust oder um Geld zu erpressen, Jauche in den Hals goß, bis der Leib hoch ausgeschwollen war, ist nur eine der gräßlichen Dualen, die sie fast gewohnheitsmäßig über ihre Opfer verhängten. Ein Jahr fpäter, 1637, starb Kaiser Ferdinand II. Seine ganze Regierung war Krieg gewesen, ein Krieg, den er in seiner Schwäche und in seinem hartnäckigen, beschränkten Eifer für die Alleinherrschaft der katholischen Kirche groß gezogen hatte. Diese Erbschaft übernahm nun fein Sohn Ferdinand III., der ein Jahr vor dem Tode des Vaters auf dem Reichstage zu Regensburg zum römischen Könige er-