— 233 — die leichten Stücke nach und nach eingezogen und an den Staatskassen für voll angenommen worden mären, wurden sie einfach für ungültig erklärt und nur noch nach dem Metallwert berechnet. Diese Maßregel wäre nicht nötig gewesen, da Preußen aus dem Kriege ohne Schulden hervor¬ gegangen war, während Österreich deren 500 Millionen Gulden hatte. Noch in einer anderen Beziehung bereitete Friedrich seinen Unterthanen unnütze Plackereien, er überließ die „Regie", die Erhebung der Aeeise und der Zölle, Franzosen, die schonungslos verfuhren und sich bereicherten. Überhaupt verminderte sich seine Vorliebe für das Französische nicht mit den Jahren. Er hatte kaum eine Ahnung von dem Aufschwünge, den die deutsche Litteratur durch Klopstock, Lessing und in den siebziger Jahren durch Goethe nahm. Nicht einmal die Dichter, die seinen Ruhm besangen, die sogenannten preußischen Dichter Gleim, Ewald von Kleist, Rammler, erregten seine Aufmerksamkeit. Es bekümmerte ihn nicht, daß der gefeierte Odendichter Ewald von Kleist in der Schlacht von Kuners¬ dorf als tapferer Offizier nach heldenmütigem Kampfe an der Spitze seiner Kompagnie schwer verwundet niedergesunken, einsam und hilflos unter feinen gefallenen Kameraden liegen geblieben, von Kosaken mehr¬ mals ausgeraubt worden war und endlich in Frankfurt a. O. im Hanse einer befreundeten Familie sein Leben ausgehaucht hatte. Als Lessing .sich um die Stelle eines Bibliothekars an der königlichen Bibliothek in Gerlin bewarb, trug er Bedenken, das Amt einem deutschen Pedanten ju geben, und wählte einen Franzosen, der die schöne Sammlung in die größte Unordnung brachte. Wenige Männer erwarben sich sein volles Vertrauen, vielen lohnte er mit Undank. Außer den alten treuen Gene¬ ralen wie Seydlitz, Fouque, Zieten schätzte er besonders seinen Minister Hertzberg, der den Hubertusburger Frieden zu stände gebracht hatte. Die Adligen setzte er nicht hintenan, sondern suchte sie zu dem Staats¬ dienste heranzuziehen. Nur ausnahmsweise konnte ein Bürgerlicher in die höheren Offizier- und Beamtenstellen aufrücken. Bis an fein Ende beschäftigte er sich mit der Kunst. Er baute gern; in Potsdam, in Sanssouci erkennt man sein Bestreben, zu einem klassischen Stil zu ge¬ langen. Aber auch sein treffsicher Baumeister Knobelsdorf siel endlich in Ungnade. Friedrich überlebte sich selbst. Immer einsamer wurde er; Hunde und Assen mußten ihm die Grillen verscheuchen, wenn ihn das Podogra plagte, das er sich im Kriege geholt hatte. In Sanssouci sah man ihn im Garten gedankenvoll sitzen, mit dem Krückstock Figuren in den Sand zeichnend; da gedachte er wohl seiner Schlachten. Immer blieb er thätig und schlicht. Nachts schlief er auf hartem Feldbett, früh war er zeitig auf. Sein Äußeres vernachlässigte er ganz. Mit geflicktem Soldatenrock und ungeputzten Stieseln, die allmählich rot ge-