— 235 — von den Prinzen ihres Hauses und einem glänzenden Gefolge, unter dem Zu¬ lauf einer ungeheuren Menschenmenge, hinter ihnen ein großer Teil ihrer Armeen mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel, in schönster, kriegerischer Haltung. Das gesinnungslose Volk aber, welches kurz vorher Napoleon noch vergöttert hatte, jauchzte jetzt den Verbündeten als den Errettern von langer Tyrannei entgegen. Und wirklich verfuhren nicht nur die Monarchen, sondern auch die Offiziere und gemeinen Soldaten edel und menschlich und rächten die unzähligen Drangsale nicht, die man durch die Franzosen zu Hause so lange erlitten. 8. Napoleons Stirrz.' Zu spät erkannte Napoleon den schweren Fehler, den er mit seiner Bewegung nach dem Rheine begangen. Als ihm die Verbündeten auf feinem Zuge nach dem Osten nicht folgten, kehrte er wieder um, um sich noch eilig nach Paris zu werfen; doch er kam zu spät. Ta wollte er Paris stürmen und es den Verbündeten wieder entreißen, aber seine Generale verweigerten den Gehorsam. Auch die Pariser fielen von ihm ab. Schon am 1. April sprach der Senat, der kurz zuvor noch vor ihm im Staube gekrochen, mit den kränkendsten Schmähungen Napoleons Absetzung aus, die im Interesse der Ruhe und Sicherheit Europas auch notwendig und von den Siegern bereits beschlossen war. Ta machte Napoleon noch einen letzten Versuch, die Krone zu retten: er entsagte derselben zu Gunsten seines dreijährigen Sohnes Napoleon II., doch kam diese Entsagung zu spät; man wies jede Unterhandlung mit ihm zurück. Ten Kamps wieder aufzunehmen, war un¬ möglich, denn selbst seine berühmtesten Marschälle, Ney, Oudiuot u. a. fielen von ihm ab. Ta unterzeichnete er am 11. April seine unbedingte Abdankung, wie die Verbündeten sie verlangt. Sie ließen ihm fürstliche Würde und fürstlichen Glanz, wiesen ihm die Jnfel Elba als selbständiges Fürstentum und ein jährliches Einkommen von 2 Millionen Franken, das Frankreich zahlen mußte, an und gestatteten ihm, 4000 Manu seiner treuen Garde um sich zu haben. Ant 20. April nahm er rührenden Abschied von seiner alten Garde, wobei die meisten alten Helden wie Kinder schluchzten und weinten. Tann fuhr er der Südküste Frankreichs zu, verfolgt von den Schmähreden und Verwünschungen desselben Volkes, das einst in den Tagen des Glanzes ihm begeistert zugejubelt hatte. Auf Elba hatte er dann Zeit, über den Wandel irdischen Glücks und menschlicher Größe nachzudenken. Frankreich aber wurde wieder in ein Königreich verwandelt. Ter Bruder des 1793 gemordeten Königs kehrte als Ludwig XVIII. zurück. Mit diesem wurde ant 30. Mai 1814 der erste Pariser Friede geschloffen, durch welchen Frankreich in der Ausdehnung, die es 1792 gehabt, anerkannt wurde. Die gro߬ mütigen Sieger aber forderten, sehr zum Nachteil Preußens, weder Kriegskosten noch die aus allen Ländern zusammengeraubteu Kunstschätze zurück. Nur die