— 340 — 5>n Deutschland aber erregte bie Kunbe von ber Gefangennahme Napoleons unb seines Heeres ungeheuren Jubel?) Doch folgte man bem Beispiel seines großen Königs unb vergaß auch beffen nicht, ber bie Geschicke ber Völker lenkt nach seinem Rat unb Willen. Unb so würbe ber Tag von Seban ein Tag siegreicher Frenbe über ben ungeheuren Erfolg ber beutfchen Waffen unb ein Tag bemütigen Dankes für bie gnäbige Hilfe bes Höchsten. Ans bieser Stimmung heraus sang Geibel sein herrliches Siegeslieb: Am 3. September 1870. Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm Drei Tage brüllte die Völkerschlacht, Durchs Laud frohlocken im Inbelfturm! Des Flammenstoßes Geleucht facht an! Der Herr hat Großes an uns gethan. Ehre fei Gott in der Höhe! Es zog von Westen der Unhold aus, Sein Reich zu festen in Blut und Graus; Mit allen Mächten der Höll' im Bund Die Welt zu knechten, das schwur fein Mund. Furchtbar dräute der Erbfeind! Vom Rhein gefahren kam fromm und stark Mit Deutschlands Scharen der Held der Mark; Die Banner flogen, und über ihm In Wolken zogen die Cherubim. Ehre fei Gott in der Höhe! Ihr Blutrauch hüllte die Soun' in Nacht; Drei Tage rauschte der Würfelfall, Und bangend lauschte der Erdenball. Furchtbar dräute der Erbfeind! Da hub die Wage des Weltgerichts Am dritten Tage der Herr des Lichts Und warf den Drachen vom güldnen Stuhl Mit Donnerkrachen hinab zum Pfuhl. Ehre fei Gott in der Höhe! Nuii bebt vor Gottes und Deutschlands Schwert Die Stadt des Spottes, der Blutschuld Herd; Ihr Blendwerk lodert, wie bald! zu Staub, Und heimgefordert wird all ihr Raub. Nimmermehr dräut uns der Erbfeind! Drum laßt die Glocken von Turm zu Turm Durchs Land frohlocken int Jubelsturin! Des Flammenstoßes Geleucht facht an! Der Herr hat Großes an uns gethan. Ehre sei Gott in der Höhe! Von diesem Jubel erzählt uns: Des deutschen Knaben Tischgebet. E. Geibel. Das war einmal ein Jubeltag! Bei Sedan fiel der große Schlag! Mac Mahon war ins Garn gegangen, Der Kaiser und sein Heer gefangen, Und blitzschnell flog die Siegespost Am Draht nach Süd und Nord und Ost. Da gab's ein Jubeln ohne Maßen, Von Flaggen wogten alle Straßen, Vieltausendstinimig scholl hurra; Und waren noch Kanonen da, So schoß man auch Viktoria. Doch jedenfalls die Wacht am Rhein Ward angestimmt von groß und klein, Denn auch durch der Unmünd'gen Mund Wird Gottes Lob von alters kund. Und einer von den kleinen Jungen, Der hat ant lautsten mitgesungen; Die buute Mütze auf dem Ohr, Die Höschen flott im Stiefelrohr, Marschiert er wacker mit im Chor, Beteiligt sich den Morgen lang An jedem Schrei und jedem Sang; So wichtig nahm's der kleine Wicht, Als ging's ohn' ihn entschieden nicht, War so mit Leib und See? dabei, Als ob er selbst die Rheiuwacht sei, Hat drum den Glockenschlag vergessen Und kam zu spät zum Mittagsessen. Mit heißen Wangen, rotem Kops, Mit offner Brust, verwehtem Schopf, Erscheint er endlich, fiegesmatt — Die andern waren schon halb satt —