— 91 — 1628 1) Von dem Parlament gezwungen, die ‘Petition of right’ (Bitte um Recht), d. h. eine Erklärung aller Rechte des Parlaments, namentlich des Geldbewilligungsrechts zu genehmigen, löst er dasselbe auf und regiert, beraten von dem begabten, aber rücksichtslosen Gf. Strafford und dem ehrgeizigen und herr3chsüchtigen Erzb. Laud von Canterbury 11 Jahre ohne Parlament. 1639 2) Sein' Versuch, durch Einführung der vom Erzb. Laud neu entworfenen anglikanischen Liturgie in Schott¬ land die Presbyterialkirche mit der Episkopalkirche zu vereinigen, ruft den Widerstand der Schotten hervor, die im Covenant ihr altes Glaubensbekenntnis der Hochkirche entgegensetzen und zuletzt zu den Waffen greifen. Vgl. o. S. 75. 1640 3) Gezwungen, sich um Geld zum Kriege gegen die Schotten an das Parlament zu wenden, löst er dasselbe wegen dessen Eintreten für die Freiheit der anderen evan¬ gelischen Bekenntnisse') und die Rechte des Parlaments nach kurzer Zeit auf (daher kurzes Parlament). Doch von neuem genötigt, ein Parlament zu berufen, mufs er diesem (dem sog. langen2)), das überwiegend aus Puri¬ tanern besteht, seine Minister Strafford und Laud opfern, die angeklagt, verurteilt und hingerichtet werden (1641 und 1645). Ein gegen den Protestantismus gerichteter Aufstand der katholischen Iren, der (fälschlich) dem Könige Schuld gegeben wird, beschleunigt den Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen den ‘Cavalieren’ und ‘Rund¬ köpf en’3), der für den König, als das Parlament ein Heer sammelt und sich mit den Schotten verbindet, mehr und mehr unglücklich verläuft und die Macht in die Hände der indepedentischen von Oliver Cromwell geführten und durch ihre religiöse Begeisterung stets siegreichen Truppen (namentlich Reiterei, Eisenseiten d. i. Cürassiere) bringt. — Um die unter sieh nicht einigen Gegner zu trennen, wirft sich Karl den Schotten in die Arme, wird aber dem Parla¬ ment ausgeliefert; jedoch erhebt sich gegen die Herrschaft des Parlaments das Heer, in dessen Sinne Cromwell die noch zahlreichen Royalisten aus dem Parlament stöfst 1649 (sog. Rumpfparlament) und die Hinrichtung des Königs durchsetzt.4) 1648 G. Fox tritt predigend auf und wird Stifter der Sekte der Quäker, die auf Grund einer neuen Erleuchtung vorzugs¬ weise nach strenger Durchführung des Christentums im Leben streben (z. T. unter Gütergemeinschaft). Ihr Name (eig. Zitterer) nicht mit Sicherheit erklärt. — Heut in England ca. 100 000, in Nordamerika 150 000. *) Die Katholiken sind von der Duldung in dieser Zeit regelmäfsig ausgeschlossen: diese wurden von allen protestantischen Richtungen für Feinde des Vaterlandes angesehen, weil sie dem Papste, d. h. einer auswärtigen politischen Macht unterworfen seien. 2) Es hat getagt 1640—1660, von 1648 an als Rumpfparlament, doch unterbrochen von 1653-1659. 3) D. h. den Puritanern, wegen des Schnittes ihrer Haare. 4) Die würdevolle Haltung vor und bis zu seinem Tode versöhnte seine Gegner mit ihm. — Die Republikaner wollten seine jüngsten in England gebliebenen Kinder, von denen er ergreifenden Abschied nahm, bei Handwerkern unterbringen; seine Tochter entging der Heirat mit einem Knopfmacher nur durch den Tod. — Seine Gemahlin und die älteren Kinder waren in Schottland.