80 Die Heldenzeit der Republik. Hitze und Kälte ertrug er mit gleicher Ausdauer, in Speise und Trank war er mäßig, uud zum Schlafe gönnte er sich nur die Zeit, die ihm die Geschäfte übrig ließen. Dazu bedurfte es keines weichen Lagers, noch der Stille der Nacht, und oft sahen ihn seine Krieger, mit einem kurzen Feldmantel bedeckt, zwischen den Wachen und Posten auf dem Boden liegen. Seine Kleidung war von der seiner Genossen in nichts unterschieden, nur Waffeu und Rosse kündigten den Feldherrn an. Er war bei weitem der beste Reiter wie der beste Fußgänger. Als vor¬ derster ging er ius Treffen, als letzter kehrte er zurück. Aber neben diesen großen Borzügen besaß nach der Darstellung der Römer er auch gewaltige Fehler: unmenschliche Grausamkeit, maßlose Treulosigkeit; nichts war ihm heilig, er kannte keine Furcht der Götter, keinen Eid, kein Gewissen. Mit solchen Tugenden und solchen Fehlern trat Hannibal an die Spitze des Heeres. Hasdrubal hatte den Vertrag mit den Römern, die Stadt Sagunt nicht anzugreifen, treulich gehalten. Hannibal kümmerte sich nicht darum; durch Eroberung suchte er Karthagos Gebiet zu erweitern und schritt zur Belagerung von Sagunt. Als die Römer von der Bedrängnis der mit ihnen verbündeten Stadt hörten, ordneten sie eine Gesandtschaft an Hannibal ab, um ihn an den Vertrag zu erinnern. Doch dieser ließ sie gar nicht vor sich und erklärte, daß er in so entscheidender Stunde keine Zeit habe, Gesandtschaften anzuhören. Ebenso erfolglos war diese Gesandtschaft in Karthago. Inzwischen erfuhren die Sagnntiner alle Schrecken einer Belagerung und leisteten den heldenmütigsten Widerstand; erst nach einer achtmonatlichen Einschließung und Bestürmung konnte Hannibal in die Stadt einziehen. Als den Saguntinern alle Hoffnung geschwunden war, brachten die Vornehmsten Silber und Gold aus ihren Häusern auf den Markt, warfen es in ein zu diesem Zwecke angeschürtes Fener uni) stürzten sich gleichfalls hinein. Schrecken uud Bestürzung bemächtigte sich der ganzen Stadt, als noch überdies ein Turm einstürzte und Hannibal mit gesamter Macht, eindrang und die Stadt eroberte. Alle Wehrhaften wurden getötet, viele hatten sich mit Weib und Kind in ihre Häuser verschlossen und diese über ihren Häuptern verbrannt. Die Beute in der eroberten Stadt war beträchtlich. Nach diesem Erfolge schickten die Römer abermals Gesandte nach Karthago, an deren Spitze Qnintns Fabius stand. Diefe hatten den Auftrag die Auslieferung Hannibals zu fordern, oder wenn diese ver¬ weigert würde, den Krieg anzukündigen. Der Senat in Karthago war in zwei Parteien geteilt und konnte keinen entscheidenden Entschluß fassen.