Kolumbus, der Entdecker Amerikas. 171 des neuen Erdteils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo der Orinokostrom sich in das Meer ergießt. Ans der Größe dieses Stromes merkte er, daß er ans keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke der Küste entlang und wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Hayti. Aber hier standen die Dinge höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwietracht zerrüttete die spanische Niederlassung; frecher als je zuvor erhoben die Feinde des Kolumbus das Haupt. Und als er nun mit Kraft gegen die Friedensstörer einschritt, da wandten sich diese von neuem an den König und erhoben wider ihn die ärgsten Beschuldigungen. Abermals kam ein Gesandter aus Spanien, ein hochmütiger, gewalt¬ tätiger Mensch. Der mißbrauchte seine Macht so sehr, baß er ohne nähere Untersuchung ben Kolumbus gefangen nehmen, wie einen Ver¬ brecher in Ketten legen unb nach Europa abführen ließ. So sah (Spanien ben großen Weltentbecker in Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieber frei; allein bie Belohnungen, welche man ihm früher zugesagt hatte, würben ihm nicht zu teil. Dennoch unternahm ber kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf berselben hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachbem alle seine Schiffe zu Grunbe gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate lang auf einer Insel mitten unter ben Wilben in ber äußersten Not, bis enblich ein Schiff erschien unb ihn nach Spanien zurückführte. Kolumbus starb, 59 Jahre alt, in der spanischen Stabt Vallabolib. Sein Leichnam würbe nach Hayti unb später nach Kuba gebracht; bie Kette, mit welcher er einst gefesselt war, würbe ihm, wie er verorbnet hatte, mit ins Grab gelegt. Der von ihm entbeckte Erbteil aber erhielt nicht nach ihm, sonbern nach bem Italiener Amerigo, ber ihn zuerst beschrieb, ben Namen Amerika. (Andrä.) Nachbem schon im Zeitalter ber Hohenstaufen bas christliche Glaubens¬ leben burch bie Gleichstellung menschlicher Satzungen mit bem Worte Gottes, burch bas Überhanbnehmen bes Aberglaubens und durch das verweltlichte Leben eines großen Teils der Geistlichkeit mehr in Abnahme gekommen war, wurden am Ausgang des Mittelalters die Klagen über den häufigen Mißbrauch der päpstlichen Gewalt, die Verweltlichung ber Geistlichkeit unb über ben allgemeinen Verfall ber Sitten immer lauter. Daher würbe bas Verlangen nach einer „Verbesserung ber Kirche an Haupt unb ©liebern" immer stärker. Zwar würben nun burch bie großen Kirchenkonzilien einige Mißbrauche beseitigt, allein dies reichte