- 125 - Henriette. In ihrem Namen bewahrt sie das Gedächtnis ihrer Gründerin, und eine dankbare Nachwelt hat das Bild derselben in Erz aufgerichtet. Die Erinnerung an sie lebt vor allem fort in den Herzen derer, welchen sie durch die Stiftung des Waisenhauses Gutes gethan hat für das ganze Leben. 39. Steuern und Äccije. Der große deutsche Krieg hatte unser Land arm gemacht. Nicht nur jede der kriegführenden Parteien zog aus ihm an Kapitalien, was^ irgend aufgebracht oder erpreßt werden konnte, auch die eigene Regierung nahm die Steuerkraft der Unterthanen so ausgedehnt wie nur irgend möglich in Anspruch. Nach dem Vorgänge Wallensteins, der die Armee durch regelmäßige Geldzahlung der von ihm besetzten Länder erhielt, schrieb auch Georg Wilhelm, während die alten, schon vorhandenen Steuern ihren regelmäßigen Fortgang nahmen, eine Kriegskontribution nach der andern aus. Sie war eine Abgabe in barem Gelde, die ans den Grundbesitz der Bürger und Bauern gelegt und auch noch lange nach dem Kriege erhoben wurde, da Kursürst Friedrich Wilhelm zur Sicherung seiner Staaten beständig ein Heer ans den Beinen erhalten mußte, die Landstände aber ausreichende Mittel zum Unterhalte desselben verweigerten. Mit unnachsichtlicher Strenge wurde die Kontribution eingetrieben. Wer sie nicht bezahlte, hatte sofortige Exekution zu erwarten. Um so drückender wurde sie, je mehr Häuser allmählich verlassen wurden und wüst lagen, da der Ausfall durch die noch bewohnten Häuser gedeckt werden mußte. Es gab aber in allen Städten und Dörfern eine Menge wüster Stellen. Im Jahre 1644 wurden in Berlin, das vordem 835 bewohnte Häuser gehabt, 358 wüste Feuerstellen ge¬ zählt, 1645 noch 215. Kölln hatte nur 22 wüste Stellen, was, wie der Bericht hinzufügt, gegen das Minus, so bei Berlin zu sinden, gar nicht in Betracht kommt. In den kleineren Städten der Mark sah es aber viel, viel schlimmer aus. In Prenzlau z. V. waren von den früher vorhandenen 787 Hänfern noch 321 übrig, von denen nur 107 bewohnt wurden. Man kann sich da leicht vorstellen, wie schwer die Leistung der Kontributionen den noch vorhandenen Bürgern fiel. In einem Schreiben an den Kurfürsten Georg Wilhelm vom 20. Juli 1640 klagen die Städte Berlin und Kölln ihm ihren üblen Zustand und sagen unter anderm: „Nunmehr ist es so weit gekommen, daß der Acker bei den meisten und vornehmsten Ortschaften unbestellt liegt, Handel, Nahrung und Gewerbe aufgehört habeu, Städte, Flecken und Dörfer wüste stehen, und auf viele Meilen Weges weder Mensch noch Nieh, weder Hund noch Katze zu sinden ist. Dessen ungeachtet sind immer noch von Ritterschaft und Städten die schwersten Kontributionen durch militärische Zwangsmaßregeln erpreßt worden. Wenn dieser