der kurländischen Grenze. Hier hatte Horn beschlossen, dem,Verfolger die Stirn zu bieten und ihn derb abzuweisen, dabei auf seine Übermacht und sein Fußvolk vertrauend, das sich bisher gut gehalten hatte. Dieser Entschluß konnte für Schöning verderblich werden; wurde er besiegt, war der Untergärig seiner kleinen Schar in den weiten Eis¬ und Schneefeldern des Landes gewiß. Aber der jugendliche, tapfere Führer verzagte nicht; er beschloß, den gebotenen Kampf anzunehmen. Es war am 7. Februar; nachmittags gegen 4 Uhr begann das Ge¬ fecht. Auf beiden Seiten kämpfte man mit der höchsten Bravour, und nur 'Schritt auf Schritt wichen die Schweden zurück. Ein edles Beispiel der Tapferkeit gaben ihre Offiziere; die meisten von ihnen blieben auf der Wahlstatt. Die Brandenburger gewannen mit Mühe an Terrain; als die Dunkelheit einbrach, waren die Schweden nur sehr wenig aus ihrer Stellung gedrängt worden. Da wagte Schöning noch einen Angriff; abermals warf er sich mit seinen Reitern kühn aus die schwedischen Regimenter. Die Finster¬ nis ließ kaum Freund und Feind unterscheiden; mannhaft wider¬ standen aber auch jetzt die Schweden. Das Gefecht wurde ein wildes Durcheinander, ein Ringen Mann gegen Mann. Schöning geriet in einen Haufen feindlicher Reiter; schon legte einer derselben die Pistole auf ihn an, da schlug sie ihm der brandenburgische Hauptmann Meier noch zur rechten Zeit aus der Hand und brachte den General in Sicher¬ heit. Erst nach vollständiger Erschöpfung beider Teile endete der mörde¬ rische Kampf, welcher zugleich der letzte dieses Feldzuges sein sollte. Schwere Opfer hatte er beiderseits gekostet, ohne daß sich einer der Parteien den Sieg hätte zuschreiben können. Kein Pardon war ge¬ geben worden. Die Brandenburger übernachteten aus dem Schlachtselde, die Schweden zogen durch den rückwärts gelegenen Wald in guter Ord¬ nung ab und ließen fast alle ihre Kranken und Verwundeten zurück. Schöning erreichte sie, durch Kälte und Futtermaugel aufgehalten, nicht wieder. Seine Streifcorps kamen bis 8 Meilen vor Riga. Schöning ging mit feiner Schar darauf nach Memel zurück. Nach Riga brachte Horn die Überreste seines Heeres in Sicherheit. Schrecken und Trauer kehrten hier mit ihm ein, und lange Zeit fürchtete man, daß der Kurfürst vor der Stadt erscheinen und sie, wie Stettin und Stralsund, mit seinen Brandgeschossen überschütten würde. Gegen 3000 Mann, und unter ihnen nur 1000 Gesunde, soll Horn heimgebracht haben; von den 45 Geschützen waren ihm 20 geblieben. Bei den livländischen Bauern blieb der kühne Reiterzug Schönings lange in Erinnerung; er hieß bei ihnen nur: „der Brandenburgische Marsch".