102 46. Roms äußere Größe unb innerer Verfall zur Zeit bes Augustus. 7. Römische Üjjjjigfcit. Den oft so Übel erworbenen Reichtum ver- geubeten bie Römer wieber in maßloser Üppigkeit. Früher hatte man sich mit Lehmhütten begnügt; jetzt bauten bie Vornehmen Marmorpaläste, sowie kostbare Lanbhäuscr inmitten großer Lustgärten. Die Decken unb Wänbe ber Zimmer waren oft mit Golbblech überzogen, bie Gerätschaften mit Golb unb Ebelsteinen verziert; selbst bie gewöhnlichsten Küchengeschirre waren in reichen Häusern von Silber. — Die alten Römer trugen ein einfaches, bis auf bie Kniee retchenbes, ärmelloses Untcrgewanb (Tunika) unb barüber als Obergewanb (Toga) ein großes Stück weißen Zeuges, welches kunstvoll über bie linke Schulter geschlagen würbe. Die Gewänber ber Nachkommen zeigten asiatischen Schnitt unb schimmerten von eingewebtem Golbe; man trug Kopf- unb Fußbebeckungen, welche von Ebelsteinen blitzten. Die Frauen prunkten nicht selten mit Ohrgehängen, welche zwei ober brei Lanbgüter wert waren. — Unb nun erst bie Üppigkeit in ber Speise! Der Konsul Curius Dentatus halte selbstgekochte Rüben ans hölzerner Schüssel gegessen; auf ber Tafel ber entarteten späteren Römer erschienen bie teuersten unb außergewöhnlichsten Leckerbissen. Es gab z. B. Gerichte ans Pfauen- zungen, Flamingogehirn, Nachtigallenherzen, unb für einen seltenen Fisch zahlte man oft mehr, als für einen fetten Ochsen. Cicero unb Pompejns besuchten einst ben als Schlemmer berühmten Lueullus, baten sich aber aus, baß er ihretwegen keine besonberen Befehle gebe. Es würbe nun ein Mahl aufgetragen, welches 30 000 Mark kostete. Ein Frember sah, baß in bes Antonius Küche unter anberrn acht Wilbschweine gebraten würben, obgleich ber Hausherr nur wenige Gäste hatte. Als er sein Erstaunen ausbrückte, sagte ber Koch: „Diese Schweine ftnb alle nach- einanber ans Feuer gebracht, unb wir haben, wenn bas Gericht verlangt wirb, nur basjenige auszuwählen, welches gcrabe ben höchsten Wohlgeschmack hat." Der Rebner Hortensius begoß seine Bäume mit Wein. Unb boch stieg bie Verschwenbung nach Augustus noch höher. 8. Verkommenheit des Bürgerstandes. Neben solchem Reichtum herrschte in Rom bie Bitterste Armut. Einen eigentlichen Mittelstanb gab es nicht mehr, weil bie Bauern im Saufe ber Zeit ihre Hose an bie Reichen verloren hatten unb bie Hanbwerke von ben Sklaven betrieben würben. Der römische Bürger war auch trotz seiner Armut zu stolz zur Arbeit; er lungerte müßig umher unb fristete sein Leben von ben Gelb- unb Getreibefpenben bes Staates unb ber Reichen, sowie von dem Verkaufe seiner Stimme bei ben häufigen Wahlen. 9. Die Spiele. Sehr verberblich wirkten auf den Charakter ber Römer bie Spiele, b. H. bie Glabiatoren- unb Tierkämpfe. Ohne biese glaubten bie Römer gar nicht leben zu können. Mit Mutbiirstigem Behagen schauten sie im Cirkus zu, wie wilbe Bestien einanber zerfleischten, wie unglückliche Fechter, Ver¬ brecher unb später auch Christen von Löwen zerrissen würben, wie ein Glabiator unter ben Streichen bes andern sterbenb hinsank unb mit seinem Herzblut bie Arena rötete. Eine Menge von Sklaven wurde eigens zu Fechtern ausgebildet, um zur Belustigung des Volks auf Leben unb Tod mit einander zu kämpfen.. Sank ein Fechter verwundet unb kampfunfähig zu Boben, so erhob er ben Zeige¬ finger zum Zeichen, baß er um ©nabe flehe. Schwenkte bann bas Volk bie Tücher, so Behielt er bas Leben: sonst mußte ihm ber Sieger ben Todesstoß versetzen. Solche Schauspiele Bildeten bie liebste Augenweibe von vornehm unb gering, von