24. Alarichs Siegeszug und Ende. 177 züge mit Lebensmitteln fuhren in das ausgehungerte Rom. Eine gotische Schar griff eine solche Karawane an, mußte aber von Alarich schwere Strafe erleiden; denn was er versprochen hatte, das wollte er auch halten. Der Vertrag mit Rom bedurfte indes noch der Bestätigung des Kaisers. Auch hatte der König verlangt, daß die Römer seine Verhandlungen mit Honorius unterstützten. Wirklich schickte der Senat Gesandte nach Ra¬ venna, die im Namen Alarichs einen feierlichen Frieden er¬ wirken wollten. Aber obgleich der Gotenkönig mit furchtbarer Macht mitten im Lande- stand, der Kaiser selbst kein Heer hatte und Not an allen Enden war, wies der einfältige Ho¬ norius doch alle Vorstellungen ab. Auch als Alarich seine Forderungen mäßigte und nur die Abtretung von Noricum, Getreidelieserungen und die Stellung eines Oberbefehlshabers aller römischen Heere, welche Stilicho bekleidet hatte, verlangte, blieb der Kaiser hartnäckig bei seiner Weigerung. Endlich war die Geduld des Gotenkönigs erschöpft, und er beschloß durch die That zu zeigen, daß nicht Honorius, sondern Alarich Herr von Italien sei. Er zog zum zweiten Male vor Rom, besetzte Portus, die Hafenstadt Roms, und befahl von hier aus dem Senat und dem Volke, von Honorius abzufallen und einen Kaiser seiner Wahl, den Stadtpräfekten Attalus, anzuerkennen. Die Aussicht auf neue Hungersnot bewog den Senat, Alarichs Geheiß zu erfüllen. Der König wurde in die Stadt eingeladen und ließ dem Attalus den Purpur anlegen. Dafür mußte der neugeschaffene Kaiser seinen Beschützer zum Oberseldherrn des Reiches ernennen. Indes sollte sich Attalus der neuen Würde nicht lange erfreuen. Als er eigensinnig den Rat Alarichs verschmähte und auch gegen diesen den Herrn spielen wollte, dachte der König, es sei besser, den Menschen in sein Nichts zurückzustoßen und ließ ihn vor einer großen Versammlung vornehmer Römer und Goten seiner Würde für verlustig erklären. Die kaiserlichen Abzeichen aber sandte er als Zeichen freundlichen Willens an Honorius. Die Schwester desselben, die schöne Placidia, war den Goten in die Hände gefallen. Sie wurde mit höchster Ehrfurcht behandelt, mußte aber beim Heere bleiben. Das Klee, Die alten Deutschen. 12