Kap. 2. § 5. Die deutschen Stämme. (Ursprung des Namens.) 3 an die Sambre. Von den Kelten im Stammlande Gallien, die sich schon zu Cäsar's Zeit in der Tapferkeit nicht mehr mit den Germanen verglichen, unterschieden sich die Belgen durch größere Tapferkeit, Kriegslust und Freiheitsliebe. Denn schern^ frühe hatten sich germanische Völker bei ihnen niedergelassen, so daß Cäsar meinte, die Bel¬ gen seien größtenteils von der Ostseite des Rheins dahin eingewanderte Germanen, von welchen die früheren (keltischen) Bewohner entweder verdrängt oder bewältigt wor¬ den seien. Demnach sind die Belgen aus der Zeit Cäsar's teils keltischen, teils germanischen Bluts, und selbst die ersteren verachteten ihre weichlichen Stamm¬ genossen in Gallien, die sich so leicht unter das römische Joch beugten, und wollten lieber alle von den tapfern Germanen abstammen. Die Aritannen, aus der aus dem Nordmeere sich erhebenden Halbinsel, wo sie bis an die beiden Jirde reichten, waren ihrer Sprache nach verwandt mit den Kelten, da die von den alten als keltisch genannten Wörter sich in der britischen Zunge wieder finden und die Gallier die Geheimlehren ihrer Religion bei den Britannen erlernten. Die Kaledonier, die kriegerischen, starkgebauten, hochblonden Einwohner des über jene beiden britischen Firde hinausliegenden freien Gebirgslandes Kaledonia, werden zwar von Tacitus für Germanen gehalten, waren aber in Wirklichkeit, der Sprache und Religion nach, keltischer Abkunft. Diese Hochländer wurden später Pik¬ ten genannt und nennen sich jetzt noch selbst ©81, und ihre Sprache, deren Wurzeln keltisch sind, die gälische. An sie schließen sich die Hiberner oder Iren auf Irland, deren Sprache ebenfalls zur gälischen stimmt und, wie diese, Ursprache ist. 4. Der dritte große mitteleuropäische Hauptstamm, die Slaven, treten zuerst unter dem Namen Wenden auf; beim ersten Einfall des Lichts der Geschichte in Europa's nördliche Länder lagen sie im Rücken der Germanen noch unbedeutend und unentwickelt verborgen und bewohnten die Um¬ gebungen der wolchonskifchen Waldhöhen. In dieser nördlichen Hei¬ mat saßen, sie Jahrhunderte lang, bis in der Folge die vor ihnen liegen¬ den germanischen Völker ihnen Raum machten, westwärts und südwärts vorzurücken und sich über die weiten Gebiete zu verbreiten, die sie jetzt inne haben. (S. § 72.) Kap. 2. Die deutschen Stämme und ihre ersten Wohnsitze. 5. Der vorzüglichste und begabteste der drei mitteleuropäischen Haupt¬ stämme ist der germanische, dessen uralte Wohnsitze sich vom Jura, den Vogesen und der Maas an bis zur Weichsel und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee und über dieselbe hinaus über Skandinavien erstreckten. Mitten durch Deutschland, das die Römer, vom Rhein an gerechnet, das freie Germanien, auch Großgermanien hießen, zog sich der nach Cä¬ sar's Angabe 60 Tagereisen lange hercynische Waldgebirgszug, der süd¬ westlich bei den Kelten mit den Cevennen anfing und südöstlich bei den Scythen mit den Karpaten endigte. - Den Gesamtnamen Germanen, der seit Cäsar bekannt wurde, haben wahrscheinlich die niederrheinischen Kelten den Deutschen schon früh bei¬ gelegt. Die Deutschen selbst nannten sich nicht Germanen; sie hatten überhaupt keine allgemeine Bezeichnung für alle ihre Stämme. Wie jener Name aufgekommen und was er bedeute, darüber hat man verschiedene Erklärungen, deren jedoch keine sicher ist. Der römische Geschichtschreiber Tacitus sagt, der Name sei in Belgien aufgekom¬ men. Ueber die Bedeutung desselben läßt sich nichts Bestimmtes angeben. Man kann nur annehmen, daß er weder von guerre (Krieg), noch von Ger (Speer) herkommt, auch nicht mit dem Worte Wehr zusammenhängt, weil in diesen drei Fällen die Wurzel anders als ger lauten müßte. (C. Zeuß bringt die Wurzel ger mit dem sla¬ vischen gor und mit dem sanskritischen gir in Verbindung, welches beides Berg be¬ deutet, und hält es für wahrscheinlich, daß der Name von den Kelten herrührte, 1*