16 Klosterwesen. fein; die drei allgemein gültigen Klostergelübde waren also: Hrmut, Keuschheit und Gehorsam. — Die Benediktiner-Regel schrieb den Brüdern nicht bloß kirchliche Übungen vor, wie (Bebet, das Lesen frommer Schriften, Nachtwachen, Fasten, sondern ver¬ pflichtete sie auch zu fleißiger Arbeit. Da faß ein besonders begabter Mönch studierend in feiner Zelle. Ein zweiter lehrte in der Klofterfchule die künftigen Mönche und die Söhne der benachbarten Edelleute. Ein dritter schrieb ein altes Buch ab ober verfaßte selbst ein geschichtliches ober religiöses Buch unb rebete durch seine Schriftsprache noch zu künftigen Geschlechtern. — (Ein vierter hatte Neigung unb Geschick zur Baukunst unb leitete ein Menschenalter hinburch ben Bau ber neuen, herrlichen Klosterkirche, Wieder ein anberer schmückte bie Klosterräume unb bie töänbe ber Kirche mit Heiligenbildern unb bie Handschriften ber Bücherei mit Zeichnungen. — 3m Garten regte sich ein Klosterbruder; er pflanzte ober nerebelte einen (Vbst- baum. Draußen im neuangelegten Weinberge fetzte er bie Heben, bie er selbst aus töelfchlanb ober vom Rhein mitgebracht hatte; ein anbrer sammelte heilkräftige Kräuter unb bereitete Tränklein unb Salben. Die Klöster waren also Pflege- stätten für jebe Art menschlicher Tätigkeit. Segelt der Klöster. Für eine ganze Gegend würbe bas Kloster eine Pflanz- schule höherer Gesittung. Nicht nur für bas äußere, leibliche Leben brachten bie Klöster ben Menschen einen vielseitigen Gewinn; sie oerebelten vor allen Dingen auch Sinn unb Gemüt. Wie gewaltig mochte ber Einbruck sein, wenn man zum erstenmal bie Klosterglocken vernahm! Man folgte bem Hufe, ob man wollte ober nicht, unb ftanb vor ben Klosterpforten. Nun brang aus bem (Botteshaufe ber feier¬ liche Gesang ber Brüber; wie ein Klang vom Himmel mußte er ben schlichten Natur- kinbern vorkommen. In ber Kirche lauschten sie ben wundersamen (Erzählungen vom Vater im Himmel und von dem Heiland am Kreuz. Allmählich wurde das Volk mit christlichem Brauch und christlicher Sitte vertraut, und milder und empfänglicher wurden die trotzigen herzen. Die Klöster haben viel dazu beigetragen, daß auch aus den Deutschen ein christlich frommes Volk wurde. (Bar bald fiedelten sich die Menschen mit Vorliebe in der Nähe eines Klosters an und stellten sich unter feinen Schutz. So kam es, daß um viele Klöster große Ortschaften erwuchsen. — Für die vielfachen Segnungen, die von den Klöstern ausgingen, waren die Menschen dankbar. (Bern spendeten sie einem Kloster reiche Geldgeschenke oder stifteten ihm Ackerland, wiese und Wald. Daher wurden viele Klöster sehr reich und konnten dann wieder in freigebiger Weife Wohltätigkeit üben. Kein Darbender ging unbefchenkt von dannen. Die Klöster waren Stätten werktätiger Nächstenliebe. Das Ansehen des Mönchsstandes wuchs. Bald betrachtete man das Leben im Kloster als das einzige, welches Gott wahrhaft wohlgefalle, als das eigentlich voll¬ kommene dhriftenleben. Darum nahm die Zahl der Klöster fortwährend zu, und neben dem (Dröen der Benediktiner entstanden nach und nach auch viele andere Mönchsorden. Huch die Frauen wollten ein Leben „christlicher Vollkommenheit" führen. Außer den Mönchsklöstern gab es später eine ungeheure Zahl von Nonnenklöstern.