Bibelübersetzung. 99 merischer TTtann, Thomas INünzer; dieser kam nach Wittenberg, und hier schloß sich ihm Karlstadt an. Dieser wünschte außerdem in den Wittenberger Kirchen alles auszurotten, was noch an die katholische Kirche erinnerte. Mit einem Knhange von aufgeregten Studenten und Bürgern stürmte er die Kirchen und zerstörte Bilder, Kruzifixe, Banner usw. Lin solch gewalttätiges Treiben hielt Luther für Teufelswerk, und es hielt ihn nicht länger mehr auf der Wartburg. Trotz Bann und Rcht eilte er nach Wittenberg, hier predigte er gegen den Unfug so gewaltig, daß Karlstadt und die Schwarmgeister und Bilderstürmer alsbald die Stadt verließen. Reichsritteraufstand und Bauernkrieg. Die Schwarmgeister. Das deutsche Volk wurde durch Luthers Huftreten mächtig ergriffen und erregt; jeder Stand knüpfte an das Werk Luthers auch weltliche Hoffnungen. Besonders galt dies von dem Stande der Reichsritter und von dem Bauernstande. Reichrritteraufstand. Durch das Aufblühen der Städte wurden die Bitter nur ge¬ schädigt. Der niedere Abel beugte sich unter die Macht der Lanbesfürften unb würbe von biefen abhängig. Die Reichsritter wollten ihre alte Reichsfreiheit nicht auch ver¬ lieren. Deshalb waren sie zwei anberen Keichsftänben unbequem unb im Wege: ben Fürsten unb ben Reichsftäbten. Don biefen beiben Stänben würben sie langsam er- brückt. Darum wünschten sie eine grünbliche Reichstesorm. Run rief Luther in seinen Streitschriften zur Befreiung von ber römischen Knechtschaft auf. Da hielten bie Reichs¬ ritter bie Zeit für gekommen, um mit ber Kirchenreform zugleich eine solche Reichs- reform gewaltsam ins Werk zu setzen. Sie wünschten bie kaiserliche Gewalt wieber her¬ zustellen, aber bie Macht ber einzelnen Lanbessürsten zu beseitigen. Balb nach bem Reichstage von tDorms begann ber Aufstanb ber Reichsritter, 1522. An ihre Spitze stellte sich Franz von Sickingen. Doch bie Fürsten am Rheine schlossen sich zusammen. Sickingen würbe besiegt unb auf seiner Burg Lanbstuhl getötet. — Sein Kampfgenosse, ber kühne Reichsritter, Dichter unb Humanist Ulrich von Hutten hatte ein ähnliches Schicksal. Geächtet, mittellos unb krank irrte er umher. Er starb (1523) im gleichen Jahre mit Sickingen auf einer Insel im Züricher See. („Huttens letzte Tage" von K. F. UTeijer.) Die ITT acht b er R eichsritter war für immer vernichtet, unb ihre Rieberlage steigerte nur bie Macht ber Fürsten. ausstand der süddeutschen Bauern. Die armen Bauern legten sich das wort Luthers von der Freiheit eines Thristenmenschen weltlich aus; sie verstanden darunter Befreiung von Frondienst und Knechtschaft. Bewaffnete Bauernscharen rotteten sich 1524 am Bodensee zusammen. Rus den Städten erhielten sie Zulauf von Bürgern, die mit dem Regiment der „Geschlechter" unzufrieden waren (f. S. 59); Reichsritter fanden sich ein und wurden die Hauptleute. Der Aufstand verbreitete sich lawinen¬ gleich über ganz Süddeutschland, das Elsaß und die österreichischen Rlpenländer. 3n ben „12 Artikeln" forberten bie Bauern u. a. ben alten Anteil an ber ge¬ meinen Mark, Aufhebung ber Leibeigenschaft unb bes Fronbienftes, bazu einige kirchliche Rechte (Pfarrerwahl, beutfche prebigt). tDas sie verlangten, war maßvoll unb klingt uns heute selbstverstänblich. Auch Luther trat anfangs für bie geknechteten Bauern ein; er ermahnte bie Fürsten unb Herren, bas Los ber Bauern zu bessern. — Aber um zum Ziel zu gelangen, schritten bie Bauern zu furchtbaren Gewalttaten. 7*