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Die foicljtigsicn Ereignisse
ß 152
Weltgeschichte.
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ruFU.
Auch als Grundlage für den Unterricht in höheren Schulen.
Don
Karl X Gutmann,
kgl. Seminarpräfekt.
fteutsch
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Erlangen, 1874.
V erlag von A. D e i ch e r t.
Junge L Cohn in Erlangen.
Vorwort.
So wenig man eine fremde Sprache lernen kann, ohne eine gewisse Anzahl von Vocabeln und grammatischen Regeln dem Gedächtnisse einzuprägen, obwohl kein verständiger Mensch schon hierin das Wesen des Unterrichts in der sremden Sprache suchen wird, eben so wenig wird Jemand Geschichte kennen, der nicht eine gewisse Anzahl von Namen und Jahreszahlen sicher weiß, wenn auch die Kenntniß von Namen und Zahlen noch lange nicht eins ist mit Geschichtskenntniß.
Für den Anfänger ist es immer schwierig, aus einer größeren Anzahl von Thatsachen das Bedeutendste auszuwählen; daher denn die meisten Lehrbücher bereits Sorge dasür tragen, dasselbe durch den Druck hervorzuheben. Das vorliegende Büchlein enthält nun in gedrängter Zusammenstellung alles das, was als Grundlage des Geschichtsunterrichts für
IV
Vorwort.
durchaus nothwendig zu halten ist und was man selbst von dem schwächsten Schüler unbedingt wird verlangen können.
Daß der Verfasser nicht jener greulichen Methode huldigt, uach welcher der Lehrer das Lehrbuch, wie es leibt und lebt, auswendig lernen, hersagen und dic.s den ganzen Geschichtsunterricht sein läßt, zeigt schon die Kürze vorliegender Zusammenstellung. Solch ein jämmerlicher Unterricht ist vielmehr eher von denen zu fürchten, welcke verlangen, die Begeisterung , die der Lehrer in dem Schüler zn erwecken hat, solle schon im Lehrbuche fix und fertig vorliegen. Die Hauptsache beim Geschichtsunterricht bleibt die lebendige Erzählung. Sie muß das jugendliche Gemüth erheben und die Ausbildung einer edlen Gesinnung fördern. Eine bestimmte Summe vou positiven Kenntnissen aber soll der Schüler ans dem Geschichtsunterrichte, abgesehen von der sonstigen Anregung, die er durch denselben erfahrt, von der Schule mit hinwegnehmen; sie sollen ihm Anhaltspunkte für die Lectüre und für die sonstigen historischen Studien bieten. S o viel als die vorliegende Zusammenstellung giebt, wird man zum mindesten von jedem jungen
Vorwort.
V
Menschen, der eine höhere Bildungsanstalt besucht hat, als sicheres historisches Wissen erwarten dürfen. Von Zahlen sind jedenfalls die am Rande verzeichneten fest einzuprägen. — Daß die neuere Zeit etwas ausführlicher behandelt ist, wird wohl für zweckmäßig erachtet werden.
Die Auswahl schließt sich absichtlich so viel wie möglich an des Verfassers größere geschichtliche Lehrbücher an, nämlich: „Lehrbuch der deutschen Geschichte in Verbindung mit der Geschichte Bayerns" (in gleichem Verlage) und „Uebersicht der Weltgeschichte" (Nürnberg, Verlag von Gottsr. Löhe), welche Bücher als nächste Ergänzung des hier Gebotenen dienen können. In diesen beiden Lehrbüchern ist nicht nur die Lage der historisch wichtigen Orte genauer bezeichnet, sondern es findet sich tu denselben auch ein Verzeichniß der Aussprache fremder Namen und viele genealogische uud Regententabellen.
Die vorliegende Zusammenstellung der wissenswürdigsten geschichtlichen Ereignisse wird sich auch als Grundlage für den Unterricht solcher Lehranstalten und Schulen eignen, welche sich zwar nicht eingehend mit dem Geschichtsunterrichte befassen, aber
VI
Vorwort.
doch ihren Zöglingen mehr aus der allgemeinen Geschichte mittheilen wollen, als in der Volksschule durchgenommen werden kann. In freier Erzählung wird da der Lehrer, zunächst anknüpfend an die Biographien berühmter Personen, sich über den betreffenden geschichtlichen Abschnitt verbreiten, während es für die Schüler angenehm ist, Thatsachen, Namen und Zahlen zum besseren Verständniß und zur Repetition in gedrängter Kürze vor sich zu haben.
Altdorf, Ostern 1874.
per Werfasser.
Inhalt.
Paragr. Seite
1—2. Einleitung............................................1
I. Alte Geschichte. Von den ältesten Zeiten bis zum Untergänge öcö weströmischen Reichs, x—476 nach Chr.
A. Die Völker deö Morgenlandes.
3. Urgeschichte...........................................4
4. Orientalische Völker Ostasiens ....... 5
5—6. Orientalische Völker Westasienö und Afrikas . . 6
B. Griechische Geschichte.
7. I. Periode. Aelteste (sagenhafte) Geschichte bis
zur dorischen Wanderung, x— 1100 v. Chr. 10
8. II. Periode. Von fc* dorischen Wanderung dis
zum Beginn der Perserkriege, 1100 — 500 v. Chr........................'......................11
9. III. Periode. Vom Beginne der Perserkriege bis
zum Verluste der griechiichen Freiheit durch durch die Schlacht bei Chärouea, 500 — 338 v. Chr..........................................13
10. IV. Periode. Dom Verluste der Unabhängigkeit
der Griechen bis zu ihrer Unterwerfung unter die Herrschaft der Römer, 338—146 v. Chr. 15
C Römische Geschichte.
11. I. Periode. Von den ältesten Nachrichten bis
zur Abschaffung des Königthums, 753 — 510 v. Chr..........................................18
12. II. Von der Abschaffung des Königthums bis
zum Beginn der punischen Kriege, 510-264 v. Chr..........................................19
VIII
Inhalt.
Paragr.
13. III. Periode. Von den punischen Kriegen bis
zu den gracchischen Unruhen, 264—133 . 14—15. IV. Pe>iode. Bon den gracchischen Unruhen bis znr Alleinherrschaft des Auqustus, 133
—30 v. Chr............................ . . .
16—17. V. Periode. Von der Alleinherrschaft deö Au-
gustus bis zum Untergänge des weströmischen Reichs, 30 v. GH r. bis 476 n. Chr.
II. Mittlere Geschichte. Vom Untergänge des weströmischen Reiches bis zur Reformation, 476—1517 nach Chr.
Crste Periode. Dom Untergänge des weströmischen Reiches bis zum U ertrage von Uerdun, 476—843 n. Chr.
18. I. Europa uach der Völkerwanderung . . .
19. II. Muhammed und das Calisat ....
20. III. Das Frankenreich, 486—843 ..................
21. IV. Kulturzustände t>...................................
Zweite Periode. Don dem Vertrage ju Derbun bis auf Rudolf von Habsburg, 843 —1273 nach Chr.
I. Deutschland und Jtalieu (das Papstthum).
22—24. A. Vor den Kreuzzügen..........................
25—26. B. Vis zum Ende der Kreuzzüge ....
27. C. Innere Zustände...........................
28. II. Die übrigen außerdeutscheu Länder . . .
Dritte Periode. Von Rudolf von Habsburg bis jur Reformation, 1273—1517 n. Chr.
I. Deutschland.
29. A. Kaiser aus verschiedenen Häusern . . .
30. B. Kaiser aus dem Hause Habsburg . .
31. C. Innere Verhältnisse Deutschlands . . .
32—38. II. Die außerdeutscheu Länder..........................' .
Seite
21
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58
Inhalt.
IX
Paragr. Seite
III. Neuere Geschichte. Von der Reformation bis auf die Gegenwart, 1517—1873.
Erste Periode. Von der Reformation bis jum westfälischen Frieden, 1517—1648.
I. Deutschland.
34. A. Die Reformation bis zu Luther's Tod . 62
35. B. Karl V. C. Deutschland von 1558—1618 63
36 D. Dreißigjähriger Krieg ...... 65
37—38. II. Die außerdeutschen Länder..........................67
39. III. Europäische Kultur von 1517—1648 . . 71
Zweite Periode. Vom westfälischen Frieden bis jur ersten französischen Revolution, 1648 — 1789.
I. Hälft e. Vom westfälischen Frieden bis zum Ende des nordischen Krieges, 1648 —1721.
40. A. Frankreich...............................72
41. B. Deutschland und Svanien...............74
42. C. Großbritannien und Irland. D. Der
Norden und Osten Europa'- .... 75
II. Hälfte. Vom Ende des nordischen Krieges bis zur erste» französischen Revolution, 1721—1789.
43-44. Deutschland . . . . \...............................77
45—46. Die außerdeutschen Länder...........................81
47. III Kultur im 17. n. 18. Jahrhundert ... 84
Dritte Periode. Von der ersten französischen Revolution bis auf die Gegenwart, 1789 — 1873.
I. Abschnitt. Vom Beginn der ersten französischen Revolution bis zum Sturze Napoleons I., 1789—1815.
48—49. A. Die erste französische Revolution .... 86
50. B. Napoleon's I. Steigen.......................89
51. C. Napoleon's I. Sturz. Die Befreiungskriege 91
X
Inhalt.
Paragr. Seite
52—53. II. Abschnitt. Vom Sturze Napoleon's I.
bis zur Februarrevolution, 1815—1848 . 94
III. Abschnitt. Vou der Februarrevolution biö zur Wiederaufricktung des deutschen Reiches, 1848-1871.
54—55- Die außerdeutscheu Länder......................98
56—59. Deutschland...................................103
60. Kultur des 19. Jahrhunderts ..... 108
Anhang: Die deutschen Kaiser, uach der
Regierungszeit und den Regentenhäusern geordnet.................................111
Einleitung.
§■ l.
Wegriff ^ Gintheikung^ Huellen und Kikfswissen-schaften der Geschichte.
1. Geschichte ist die beglaubigte Erzählung dessen, waö für die Entwickelung des Menschengeschlechtes Bedeutsames geschehen ist. Sie zeigt uns, durch welche Ereignisse, Führungen und Thaten das Menschengeschlecht unter Gottes Leitung bem Ziele feiner Bestimmung — ber Gemeinschaft mit Gott in Christo — näher gebracht, auf bie gegenwärtige Stufe ber Bilbung erhoben würbe.
Mittelpuukt ber Geschichte ist daher Jesus Christus.
2. Dem Umfange nach wirb bie Geschichte eingetheilt: 1) in allgemeine, Universal- ober Weltgeschichte, welche bie fortschreitende Entwickelung bes ganzen Menschengeschlechtes betrachtet, unb 2) in Specialgeschick te, welche sich mit besonberen Theilen ber allgemeinen Geschichte beschäftigt, wie z. B. bie Geschichte bes beutscheu Volkes.
Dem Inhalte nach ist bie Geschichte: 1) politische Geschichte, welche bie Geschichte ber staatlichen unb bürgerlichen Verhältnisse barstellt, unb 2) Kulturgeschichte, welche sich mit ber Geschichte bes geistigen Lebens, wie ber' Sitten, ber Religion, ber Wissenschaften , ber Künste, bes Hanbels unb ber Gewerbe befaßt.
3. Die wichtigsten Quellen ber Geschichte finb: 1) bie Trabition ober münbliche Ueberlieferung, Sagen
Gutmann, Die wichtigsten Ereignisse. ^
2
§. 1—2. Einleitung.
und historische Lieder, bestätigt durch Bauten, Wappen, Münzen und andere Alterthümer; 2) seit Erfindung der Schreibkunst (um 1500 v. Chr.) geschriebene und seit Erfindung der Buchdruckerkunst (1440 n. Chr.) gedruckte Urkunden.
4. Die vorzüglichsten Hilfswissenschaften der Geschichte sind: 1) allgemeine, wie Philologie
oder Sprachen- und Archäologie oder Alterthumskunde; 2) besondere, wie Geographie ober Erdbeschreibung, Chronologie ober Zeitrechnungskunbe, Genealogie ober Kunbe ber Verwandtschaftsverhält-nisse merkwürdiger Familien und Geschlechter.
§. 2.
Zeitrechnung und Hauptabschnitte der Geschichte.
1. Die Chronologie theilt die Zeit ein nach den Bewegungen der Himmelskörper und rechnet nach Mondjahren oder nach Sonnenjahren. Der berühmte Römer Julius Cäsar (46 v. Chr.) bestimmte die Dauer des Jahres auf 365 Tage und 6 Stunden, für welch' letztere alle 4 Jahre ein Tag eingeschaltet wurde (jiiliani-scher Kalend er). Da aber das wirkliche Sonnenjahr um etwa 12 Minuten kürzer ist als bas julianische, so verorbnete Papst Gregor XIII., baß von 400 Jahren nur 97 Jahre Schaltjahre seien, unb baß im Jahre 1582 sofort 10 Tage ausfielen (gregorianischer Kalender).
2. Die Aera ober bie Berechnung ber Aufeinander-folge ber Jahre schließt sich an hervorragenbe, für einzelne Völker ober für bie ganze Menschheit bebeutfame Ereignisse an. Besonbers wichtig fiitb: 1) die christliche Aera, welche nach Jahren vor und nach der Ge-
Hauptabschnitte der Geschichte.
3
burt Christi zählt; 2) die griechische Aera; sie zählt nach Olympiaden, Zeiträumen von je 4 Jahren, die zwischen der jedesmaligen Feier der olympischen Spiele verflossen, seit 776 v. Chr.; 3) die römische Aera; sie beginnt mit der Erbauung Roms, 753 v. Chr.;
4) die muhammedanische Aera; sie beginnt mit der Hedschra oder der Flucht Muhammeds, 622 nach Chr.;
5) die jüdische Weltära; sie zählt von Erschaffung der Welt, etwa 4000 Jahre v. Chr.
3. Um den Verlauf der Gesduchte leichter überblicken zu können, theilt man dieselbe in Hauptabschnitte oder Perioden ein, welche von Epoche machenden d. h. von solchen Ereignissen begrenzt sind, die auf das innere oder auf das äußere Leben der Menschen tief eingreifenden Einfluß hatten. Als Hauptabschnitte der Geschichte betrachtet man daher entweder:
A. Die Geschichte der Welt vor Ehristns;
B. Die Geschichte der Welt nach Christus; oder:
A. Alte Geschichte bis zum Untergange des west-römischen Reiches (476 n. Chr.);
B. Mittlere Geschichte von da bis zur Entdeckung * Amerikas (1492) oder bis zur Reformation (1517);
C. Von da an: Neuere Geschichte.
Anmerkung: In der alten Welt treten zuerst die orientalischen Völker, dann die Griechen und Römer auf den Schauplatz der Geschichte. Im Mittelalter steht die Geschichte des deutschen Volkes im Vordergrund. Erst nach der Reformation üben auch die übrigen europäischen Völker allmählich einen größeren Einfluß auf die Entwickelung der Geschichte.
4 §• 3—4. Alte Geschichte, x—476 rt. Chr.
I. alte Geschichte.
Von den ältesten Zeiten bis zum Untergange des weströmischen Reiches, x —476 nach Chr.
A Die Völker des Morgenlandes.
8- 3. a. Urgeschichte.
1. Ueber die Uranfänge des Menschengeschlechtes und über den frühesten Zustand der Erde belehrt uns die heilige Schrift und die Naturwissenschaft. Beide weisen auf Bild ung s period en.
2. Wohnsitze der ersten Menschen im südöstlichen Asien. Der Sündenfall. DieKainiten; ihre Gottentfremdung ; ihre Erfindungen. Die Sethiten bewahren die empfangene Verheißung einer Erlösung vom Fluch der Sünde.
3. Die Sünd- (oder Sint-) Fluth. Noah's Errettung. Noah's Nachkommen: Die Semiten in Westasien, besonders die Israeliten; die Japhetiten in Nordasien und Europa; die Hamiten in der hechen Zone.
4. Vereinigungsversuche der Nachkommen Noah's im Lande Babel. Völker- und Sprachenscheidung. Abgötterei. Die fünf Menschenracen (die kaukasische, mongolische, äthiopische, amerikanische, malaische). Die zwei größeren Bölkerfa milien (Sprachstämme) der kaukasischen Ntce: die semitische und die indogermanische (zu letzterer gehören: die arischen Inder, Meder, Perser, Griechen, Römer, Gallier, Germanen, Slaven).
A. Die Völker des Morgenlandes.
5
5. Patriarchalische Einrichtung der Nomadenvölker. S ta atenb ildnng der Ackerbail treibenden Völker. Priesterstaaten. Kriegerische Monarchien. Despotische Staaten.
§• 4.
b. Orientalische Wölker Wasiens.
1. Chinesen. Unter den Völkern der mongolischen Race zeigt sich bei den Chinesen schon frühzeitige Kultur. Ihre geschichtlichen Aufzeichnungen gehen bis in's Jahr 3000 v. Chr. Ihre strenge Abgeschlossenheit vom Völkerverkehr hemmte jedoch jede weitere Entwicklung des geistigen Lebens.
Patriarchalische Staatseinrichtung. Religionslehrer und Reformator Consutius um 500 v. Chr. Erst in neuester Zeit ist China den abendländischen Völkern geöffnet.
2. Inder. Die dunkelfarbigen Ureinwohner Vorderindiens werden unterworfen durch ein von Norden einwanderndes Volk kaukasischer Race (Arier), von dessen frühzeitiger Kultur noch heute die altindischen Bauwerke, sowie die in der Sanskrit spräche geschriebene Literatur Zeugniß geben. Die weitere Entwicklung der indischen Kultur wird gehindert durch die Kasten (erbliche Stande; vornehmlich die Kasten der Priester, Krieger, Ackerbauer, Handarbeiter). Tief unter den Kasten stehen die verachteten Partei.
Die altindische Religion ist der Brahmaismus (Ein geistiges Urwesen, verehrt als Brahma, schaffende, als W i s ch n u, erhaltende, und als Schiwa, zerstörende Kraft, nebst unzähligen Göttern zweiten Rangs). Seelenwanderung durch Thierleiber; Selbstpeinigung. Später
500 v. Chr.
6 §• 4—5. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
600 v. Chr
3000.
1400.
670.
606.
525.
323.
(um 600 v. Chr.) der bald in Hinterindien und China verbreitete Buddhaismus (Verwerfung des Kastenwesens, Vernichtung des Einzeldaseins; Liebe und Barmherzigkeit gegen alle Wesen).
8- 5.
c. Orientalische Wölker Westasiens unb Afrikas.
1. Aegypten zu beiden Seiten des Nilstromes. Hauptorte: Theben, Memphis, Sais (im Nildelta). Frühzeitige Kultur, vornehmlich erkenntlich an den Bauten (Pyramiden, Obelisken mit Hieroglyphen beschrieben, Labyrinth, See Möris, Katakomben u. ct.). Mildere Form des Kastenwesens. Kultus Person ist cirter Naturkräfte, wie Osiris (Sonne), Isis (Mond, Erde) und symbolischer Thierdienst (der Stier Apis). Seelenwanderung. Einbalsamirung der Leichen (Mumien).
a. Men es, der älteste König oder Pharao, mehr als 3000 Jahre v. Chr.; Residenz Memphis. Nach Menes etwa 26 Königsdynastien. — Die Hirtenkönige (— Hyksos, asiatische Wanderstämme, bis 1600). b. Blüthe der ägyptischen Macht unter Ra ms es II. — Sesostris (1400 v. Chr.; Residenz Theben). -— Die äthiopischen Könige (um 700). c. Erst unter der letzten Dynastie wird durch Psammetich das Reich den Fremden geöffnet (670; Residenz Sais). Unter Pharao Necho Umschiffung Afrikas. Necho's Niederlage durch die Babylonier bei Kar chemisch (606).
d. Unter Psammenit Aegypten den Persern unterworfen durch Camb^ses 525 (§. 6). Seit 332 Aegypten unter Aleran der d. Gr. (§. 10, 1), seit 323 unter den Ptolemäern (§. 10, 3), seit 30v.Chr. ein Theil des römischen Reiches (§. 15, 4).
A. Die Völker des Morgenlandes. 7
2. Die Phönicier, bald den Semiten, bald den Hamiten zugezählt, bewohnten nur einen schmalen Küstenstrich nordwestlich von Palästina (Hptst.: Sidon und Tyrus), hatten aber viele Kolonien, besonders im mittelländischen Meer. Sie sind durch ihren Handel, zu Land nach Arabien, Indien, Aegypten, zur See nach Spanien, England (Zinn), ber Ostseeküste (Bernstein), und burch ihre Erfindungen (Buchstabenschrist, Glas,
Purpur, Münzen) berühmt. Ihr Glanz schwanb nach der Zerstörung der Stadt Tyruö durch Alerander
d. Gr. (332). 332.
Karthago (gegründet durch Dido um 850), in der Gegend des heutigen Tunis, war eine der wichtigsten Kolonien der Phönicier oder Pumer. Punische Treulosigkeit. Kämpfe um Sicilien (480). Die Herrschaft über das Mittelmeer verloren die Karthager in ihren Kämpfen mit den Römern (264—146). 264—146.
3. Die Juden (Israeliten oder Hebräer) haben Abraham zum Stammvater, ber, ein Nachkomme Senfs, in Kanaan ober Palästina, einem ziemlich im Mittelpunkte der alten Welt gelegenen Ländchen, sich niederließ (um 2000, n. And. um 1600) und die Ver- 2000. heißung von Dem empfing, in welchem alle Geschlechter
der Erde sollen gejegnet werden.
Als Abrahams Geschlecht, in Aegypten zum Volke erwachsen, durch Moses am Sinai das göttliche Gesetz empfangen hatte (1500; n. A. 1300), eroberte es unter 1500 Jofua Kanaan. Zuerst wurden die 12 Stämme von(n.A.1300). einzelnen Ricktern (1400—1100) in Zeiten der Noth gegen die Feinde geführt, dann regierten die Könige Saul, David und Sälomo über das jüdische Volk (1095 — 975). Nach der Blüthezeit des Reichs unter 1095-975. David unb Salomo, beibe aus dem Stamme Juba,
8 §. 5—6. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
975—722. trennte sich das Volk a) in das Reich Israel (975—722) mit 10 Stämmen und ber Hauptstadt Sichern, später 975—588. Samarla, und b) in das Reich Juda (975 — 588) mit 2 Stämmen und ber Hauptstadt Jerusalem. Wider ben Götzenbienst im Reiche Israel zeugteu vornehmlich die Propheten Ellas und Elisa. Das Reich Israel wurde zerstört durck den Assyrer Salmanassar (722). Das Reich Juda (die Propheten Jesaias und Jeremias) bestand bis zur Zerstörung Jerusalems durch den Babylonier Nebukadnezar (588).
606. Babylonisches Eril von 606 — 536. (Die Propheten Ezechiel und Daniel). Heimkehr der Juden aus dem Eril unter der Herrschaft des Persers Cyrus
536. — Kores (536). Die Juden unter der Herrschaft der
Macedonier, der Ptolemäer, der Seleucldeu (§. 10, 3). 167—63. Ihre Selbständigkeit unter denMaeeabäern (167—63). Oberherrschaft der Römer (63). Christi Geburt unter dem König Herobes b. Gr. unb bem Kaiser Au-
70 gustus. Zweite Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. n. Chr.
§. 6.
c. Orientalische Wökker Westalrens. (Fortsetzung).
4. Babylonien, im ©üben bes Euphrats, unb Assyrien, im Osten bes Tigris, zwei bespotische Priester-staaten, burch frühzeitige Kultur (Bauten, Astronomie unb Sterndienst der Chaldäer) bekannt, a. Das alt-^000 babylonische Reich Nimrod's vor 2000 v. Chr.
^r" (Hptst. Babylon). Das altassyrische Reich blüht 1200. schon um 1200 unter Ninns und Semiramis (Hptst. Ninive; Sage von dem weichlichen König Sardana-PLl). b. Ausbreitung des neuassyrischen Reiches $00. gegen Westen um 800 (Salmanassar, Sänherib). Un-
A. Die Völker des Morgenlandes.
9
tergang desselben bei Gründung des neubabyloni-
schen Reichs (Nabopolassar und sein Sohn Nebukad-nezar) 606. — Babylonien wird persische Pro-
vinz 538.
5. Das Zcndvolk, insbesondere Medcr und Perser, stammt wie die Inder von den früher im Osten des Aralsees wohnenden Ariern und wanderte in das Hochland Iran, zwischen dem Caspisee und dem indischen Meer. Religions? und Gesetzeslehrer ist Zoroaster um 1300. (Dualismus: das Lichtreich des Ormuzd, das böse Wesen Ahriman).
Von der Oberherrschaft der Assyrer (seit 1200)
machen sich die Medcr frei um 710. Blüthe des Mederreicks unter Dejoces und Phraortes (650). Der Mederkönig Ky Lrar es zerstört in Verbindung mit den Babyloniern Ninive und das assyrische Reich 606. Der Perser Cyrus (Kores) entthront den Meder Ast^a-ges (558) und gründet das Pcrserreich Cyrus unterwirst Lydien (in Kleinasien; der reiche Lyderkönig Krösus 546) und Babylonien (538). Der zweite
Perserkönig Camb^ses erobert Aegypten (525).
Die Perserkönige DarlusI. Hystaspis (490) und sein Sohn X er res I. (480) kämpfen unglücklich gegen Griechenland (§. 9). Verfall des Perserreiches unter Artarerxes I. II. III. (zwischen 465 n. 338). Darlus III. Kodomannns wird von Alexander d. Gr. bei Ar6ela (östl. v. Ninive) besiegt (331) und Persien eine Provinz des macedonischen Reiches (§. 10, 1).
606.
538.
1300.
710.
606.
558.
525.
490.
480.
331.
10 S- 7-8. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
1500.
1250.
1194.
B. Griechische Geschichte.
S. 7.
ErstePeriode: Aetteste (sagenhafte) Geschichte öis zur dorischen Wanderung, x—1100 v. Gßr.
1. Das alte Griechenland (Graecia ober Hellas), zwischen bem ägäischen, jonischen unb abriatischen Meer gelegen, im Norben von Jllyrien unb Macebonien begrenzt, zerfiel 1) in Norbgriechenlanb mit Thessalien unb Eplrus, 2) in 'Mittelgriechetilanb ober Hellas im engeren Sinn mit 8 Landschaften (barunter Attika mit Athen, Böötien mit Theben); 3) in Sübgriechen-lanb ober Peloponnßs mit 8 Lanbschaften (barnn-ter Lakonien mit Sparta, Arkadien, Achaja, Korinth, Argolis); 4) die Inseln des ägäischen Meeres (wie Euböa, Kreta; die Kykläden; bie SporLben) unb bes jonischen Meeres (wie JthLka).
2. Die ältesten Bewohner Griechenlands: die Pelasger, ein Zweig bes inbogermcinischert Volkes. Nach ber Sage Verbreitung ber Kultur burch Einwanderungen um 1500 (wie Kadmus aus Phönizien nach Theben, Kekrops aus Aegypten nach Attika). Später Uebermacht ber hellenischen Stämme des Pdasger-volkes (Acöler, Achäer, Dorer, Ionier).
3. Griechische Nationalsagen, a) Die Stam-mesheröen: ber borische Herakles (Herkules), ber jonische Thesen s. b) Der Argonautenzug, um bas gotbene Vlies von Kolchis am schwarzen Meer zu holen (Jason; um 1250). c) Der Krieg gegen Troja (ober Jlinm), 1194—1184, wegen bes Raubes ber Helena (bie Griechen: Agamemnon, Meneläus, Achilles, Obysseus; bie Trojer: Päris, Hektor).
B. Griechische Geschichte.
11
4. Ausbildung der griechischen Mythologie (Göt-terlchre) in der heroischen Zeit. Personifikation sittlicher Begriffe (Anthropomorphismus), a) Die höheren Gottheiten; der olympische Götterkreis. Zeus (Jnp-piter), Gott des Himmels; Here (Juno), seine Gemahlin. Hades (Plnto) mit seiner Gemahlin Persephone beherrscht die Unterwelt (Elysium und Tartarus). b) Die mittleren unb niederen Gottheiten wie Helios (Sonne), die von Apollo geführten 9 Musen, die Charitinnen (Grazien), Moiren (Parzen), Erynnien (Fnrien), Nemesis (Rache) u. a. c) Mit der Religion in Verbindung stand das Orakel-wesen (zu Dodona und zu Delphi) und die Mysterien ober Geheimkulte (zu Eleusis).
8. 8.
Zweite Periobe: Won der dorischen Wanderung öis zum Weginn der KerserKriege, 1100—500 v. Chr.
1. Die Dorer, von ben Thessalern verbrängt, erobern unter Anführung ber Herakllden ben größten Theil bes Peloponnes (1100). In Folge ber dorischen 1100. Wanderung griechische Kolonien in Kleinasien (äolische, jonische, dorische Küste), am schwarzen Meer und auf den Inseln des Archipelagus, in Ünteritalien (Großgriechenland) uud in Sicilien. — Pflege des Nationalsinnes durch die Nationalspiele, besonbers bie olympischen (in (§lis) unb burch bie Amph iktyonien, Bündnisse von Nachbarstaaten. Mancherlei Aenderung in der Verfassung der einzelnen Staaten. Bald Basileia (Königsherrschaft) unb nach beren Sturze ent-Weber Aristokratie (Herrschaft ber Vornehmen) ober
12 S- 8 - 9. Alte Geschichte, x-476 nach Chr.
Oligarchie (Herrschaft Weniger), bald Tyrannenherrschaft und nach deren Sturze Volksherrsckast (Demokratie; Ochlokratie).
2. In Sparta, dem Hauptorte der Dorer, sind die Spartaner Herren der besiegten Achäer (Lacedämo-nier) und der Leibeigenen (Heloten). — Lykurg
880. (um 880) ordnet die Berfassung, nach welcher die Ge-rusia mit 28 über 60 Jahre alten Mitgliedern den beiden Königen berathend zur Seite steht und die Volksversammlung über Gesetze, Krieg und Frieden beschließt. Unterordnung des Einzelnen unter das Ge-sammtwohl des Staates. Abhärtung durch die Erziehung (vom 7. —20. Jahre öffentlich). Unterdrückung der Habsucht und Genußsucht. Allgemeine KriegSpflickt vom 20.— 60. Jahre. Kriegstüchtigkeit, aber auch Gewaltthätigkeit der Spartaner, besonders gegen die Nachbarvölker (die Messener und die Arglver). — Beschränkung der königlichen Macht durch etne Aufsichtsbehörde, die fünf jährlichen Ephoren (580).
3. Athen, Hauptort des jonischen Stammes, von Kekrops und Thesens geordnet; die drei Stände (Erbadel, Ackerbauer, Handwerker) von Königen beherrscht bis anf Ko d nt s, der sich im Kampf gegen die Dorer
1068. für das Vaterland aufopfert (1068). Hierauf Archonten an der Spitze des Staates ; zuerst Einer ans Lebenszeit. dann auf 10 Jahre; zuletzt je 9 in Einem Jahre. Nach Drakon's blutiger Gesetzgebung (624) gibt der Archon Solon dem Staate eine neue Verfassung
594. (594). Tnnokratie (4 Vermögensklassen). Höchste Staats-
gewalt bei der Volksversammlung aller über 20 Jahre alten Bürger. Oberster Gerichtshof der Areo-P8>g. Die Erziehung (vom 16. — 18. Jahre öffentlich) erstrebt gleichmäßige Ausbildung des Leibes und Geistes.
B. Griechische Geschichte.
13
Nach Solons Entfernung Pisistratus Tyrann in Athen; regiert mit Weisheit und Mäßigung (560—527). 560.
(Gleichzeitig Pol^krates, Tyrann von Samos). Des Pisistratus Sohn Hipparch wird ermordet, dessen Bruder Hippias vertrieben (510). Darauf unbeschränkte 510. Demokratie durch Kllsthenes. Rath von 500, von denen je 50 (die PryKnen) die laufenden Geschäfte besorgen. Ostrakismus (Scherbengericht)-
4. Griechische Dichter (vor den Perserkriegen):
Homer (heroisches Epos oder Heldengedickt; Ilias und Odyssee), Hesiöd (didaktisches oder belehrendes Epos), Pin dar (Siegeshymnen), Anäkreon, lyrischer Dichter; Aesöp, Fabeldichter.
Griechische Philosophen (Welkweise): die 7 jonischen Weisen (wie Thales um 650, Solon, Blas); Pythagoras zu Kroton in Unteritalien um 500.
§• 9.
Dritte Periode: Won den ^erserkriegen Bis zum Aerluste der griechischen Ireiheil durch die Schlacht öei Ghäronea, 500—338 v. KHr.
1. Der Versuch der kleinasiatischen Griechen, mit Hilfe der Athener das Perserjoch abzuschütteln, veranlaßte die Perserkricge (500 — 449), in welchen die gewalti- 500 — 449. gen Perserheere der geringen Mannschaft der Griechen erlagen. Der erste Perserzng (493) kommt nur bis zum Vorgebirg Athos in Macedonien. Im zweiten Perserkriege siegen die Athener unter Miltlades bei Marathon über Datis und Artaphernes, die Feldherren des Perserkönigs Darius Hystaspis (490). 490.
In einem neuen Perserkriege Heldentod des Spartaners Leonidas bei Thermöpylä und Sieg des Atheners
14 §. 9—10. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
480.
479.
469.
431-404.
415.
405.
394.
387.
371.
Themistokles über den Perserkönig Xerres bei der Insel Salamis (480). Sieg des Spartaners Pau-sänias und des Atheners Aristides bei Platää (479) über den Perser Mardönius; später des Atheners (Simon am Fluß (Surymedon in Pamphylien (469). Cimon's Heer siegt bei derStadt Salamis auf Cypern über die Perser (449). — Hegemonie (Vorherrschaft) der Athener; Blüthezeit Athens unter Perikles.
2. Die Eifersucht zwischen Sparta und Athen veranlaßt den peloponnesischcn Krieg, 431—404. Pest in Athen und Tod des Perikles (429). Sieg der Spartaner bei Amphlpolis in Macedonien, wo beide Feldherren, der Athener Kleon und der Spartaner Brä-sidas, fallen (422). Friede des Atheners Nikias (421), unterbrochen durch die verunglückte Expedition der Athener (unter Alkibiad es) gegen Syrakus in Sicilien (415). Niederlage der Athener am Aegv spo-tamos (405) gegen den Spartaner Ly sän der, welcher Athen erobert (404). Vertreibung der 30 von den Spartanern in Athen eingesetzten Tyrannen durch Thrasybülns (403). — Dionysius seit 406 Tyrann von Syrakus.
Sparta's Hegemonie und Uebermuth. Niederlage der Korinther, Thcbaner, Argiver und Athener gegen den Spartaner Agesiläus bei Korontza (394; Korinthischer Krieg). Sieg des Atheners Konon bei Knidus in Kleinasien über die spartanische Flotte (394). Schmählicher Friede des Spartaners Antälkidas mit den Persern; die kleinasiatischen Griechen wieder den Persern Unterthan (387).
3. Die Spartaner besetzen Theben (382), werden aber durch den Thebaner Pelopidas vertrieben (378) und durch dessen Freund Epaminondas bei Leuktra in Böotien besiegt (371).
B. Griechische Geschichte.
15
Vorherrschaft Theben's bis zur Schlacht bei Mantinea (in Arkadien>, in welcher Epaminondas als Sieger fällt (362). Einmischung Philipp's von 362. Macedonien in die griechischen Angelegenheiten, veranlaßt durch die heiligen Kriege. Sieg Philipp's über die aus des Atheners Demosthenes Aufforderung vereinten Griechen bei Chaeronea (338). 338.
4. Nach den Perserkriegen Blüthe der griechischen Kultur. Der Parthenon und die Propyläen in Athen, Meisterwerke der Baukunst; der Bildhauer Phidias; die Maler Polygnotus, Zeuris und ParrhLsius, Apelles; die Tragiker Aesch^lus, Sophokles und Euripides; der Komiker Aristophanes; die Geschichtschreiber Herodüt, Thuk^dides und Xenophon (bekannt durch den von ihm geleiteten Rück-zug der 10,000 Griechen, die dem jüngeren Cyrns gegen seinen Bruder, den Perserkönig Artar er res II., zu Hilfe gezogen waren; 401); die Redner Perikles unb Demosthenes.
Wahrend die Sophisten nur nack dem Schein der Wahrheit trachten, dringt der Athener Sükrates auf tiefere Erforschung der Wahrheit, muß aber, fälschlich angeklagt, den Giftbecker trinken 399. Sein Schüler 399.
Pläto (die Akademiker), dessen Schüler Aristoteles (die Peripatetiker).
§. 10.
Vierte Periode: Wom Wertuste der Unabhängigkeit der Griechen öis zu ihrer Unterwerfung unter die Herrschaft der Körner, 338—146 v. tzyr.
1. Die von Philipp von Macedonien über Griechenland errungene Hegemonie übernimmt nach dessen Tod
16 §. 10—11. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
336—323.
334.
331.
327.
323.
301.
148.
146.
sein Sohn Alexander d. Gr., 336 — 323. Als Oberfeldherr der Griechen zieht Alexander gegen die Perser und besiegt sie am Granikns in Mysien (334) und bei Jsfus in Cilicien (333). Nach der Zerstörung von Tyrus und der Gründung von Alerandria in Aegypten (332) schlägt er bei Ar bela östl. von Ninive (331) die persische Hauptmacht und den König Darins Ko-domannus, welchen der Statthalter Besfus auf der Flucht tobtet. Alerander's Zug nach Indien (327). Sein Tob in Babylon (323).
2. Nach Aleranber's Tob Auflösung bes macedouifch-persischen Weltreichs. Perbikkas (f 321) Reichsverweser in Asien; Antipater (f 319) Regent in Europa. Kämpfe ber Diadöcheu um die Thronnachfolge, beendet durch die Schlacht bei Jpfus in Phrygieu (301). in welcher Antigonus I. von Großpbrygien gegen Kasfander, Antipaters Sohn, Lysnuachus, Seleukuö und Ptolemäus fällt.
3. Die wichtigsten aus Alerander's d. Gr. Monarchie hervorgegangenen Reiche sind:
a. Das macedonisch - griechische Reich, in welchem nach mancherlei Gewaltherrschern die Dynastie des Antigonns Gonätas, eines Enkels bes Anti-gonus I., sich befestigt (278), bis nach ber Nieberlage Philipp's III. bei Kynoskephalä (197) unb seines Sohnes Perseus (168) bei Pybua (§. 13, 2) bie Römer Macebonien zu einer römischen Provinz machen (148). Die völlige Unterwerfung Griechenlanbs unter Maeedonien verhindert der achäische Bund, geführt von Arätus (f 213) und Philopömen (f 183). Nach der Zerstörung Korinths durch Mummius wird Griechenland den Römern unterwerfen (146).
b. Das syrische Reich unter den Seleu ciden
B. Griechische Geschichte. 17
(312—64), mit den Städten Seleucia am Tigris, An-tiochia und Seleucia am Orontes. Antiochus III. wird von den Römern bei Magnesia besiegt (190). Antiochus IV. Epiphanes, der grausame Bedränger der Juden, muß auf Befehl der Römer Aegypten räumen (167). Nach mancherlei Thronstreitigkeiten wird Syrien römische Provinz (64).
c. Aegypten unter den Ptolemäern. Blüthe des Handels und der hellenistischen Bildung unter den drei ersten Ptolemäern (323—221). Bibliothek zu 323 Alerandria. Griechische Bibelübersetzung (Septuaginta 270). — Verfall des Reichs durch Thronstreitig-feiten und Schwelgerei. Nach dem Tode der Kle6-patra wird Aegypten römische Provinz (30).
d. Die kleineren Reiche wie Pontus, Br-th^nien, Pergamum, Judäa u.a., allmählich mit dem römischen Reiche vereinigt.
4. Kultur des hellenistischen Zeitraums. Umgestaltung der griechischen Bildung und Sprache bei ihrer Verbreitung über den Orient in die sog. hellenistische oder alerandrinische. — Vermischung verschiedener Volksreligionen. Zunehmender Unglaube uud Aberglaube.
Die philosophischen Systeme: Epicureismus (verfeinerte Genußsucht), Stoicismus (Sittenstrenge und stolze Selbstgenügsamkeit), Skepticismus (Zweifel an allem positiven Wissen). —
^ Idyllische Dichtung (Theokrit aus Syraküs um 270).
In Alerand rla Pflege der Sprachwissenschaft, der Mathematik (Euklid; sein Schüler Archimedes in Syrakus), der Geschichte, des Handels und der Gewerbe.
18 §• 11—12. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
C. Römische Geschichte.
S- 11-
Erste Periode: Won den ältesten Nachrichten öis zur Abschaffung des Königthums,
(753) —510 v. GHr.
1. Daö alte Italien zerfiel: a) in Oberitalien mit Ligurien, Gällia cisalpina und Venetien. b) Mittelitalien, vom Macra und Rübico bis zum Süarus und Frento, mit Etrurien, Latium (Hptst. Rom) und Campanien westlich, und Umbrien, Picenum und Sämnium östlich des Apennlnns. c) Unteritalien (Großgriechenland) mit Lucänien und Bruttium im Westen, Apulien und Ealabrien im Osten.
2. Die ältesteBevölkerung Italiens gehört der indo-germanischen Völkerfamilie an. Zm Norden: eingewanderte Kelten, im Süden: griechische Kolonien; außerdem drei italische Urstämme: der japygische im Süden, der italische (mit dem klinischen und sämmtlichen Zweig) in der Mitte, der tuscische in Etrurien. — Frühzeitige Kultur bei dem letzteren.
3. Rom an der Tiber, der Sage nach eine Kolonie von Alba longa in Latium, gegründet von Romulus
753. und Remus (753), welche ihrem von seinem Bruder Amülius verdrängten Großvater Nümitor wieder auf den Thron verhelfen hatten. — Sieben Könige:
1) R6mulus gemeinsam mit dem Sabiner Tätius (Einrichtung des Senates und der Volksversammlung der Patricier mit Ausschluß der Clienten oder Hörigen),
2)der Sabiner Numa Pompilius (Ordnung der gottesdienstlichen Gebräuche), 3) der Römer Tullus Hosti-lius (Zerstörung Alba longa's), 4) der Sabiner An eus
C. Römische Geschichte.
19
Mareius (Entstehung des Standes der Plebejer, Gründung der Hafenstadt Ostia); die drei etrurischen Könige: 5) Ta r quin ins Pris cus (Erbauung der Ringmauern, des Forums, des Circus marimus), 6) Servius Tül-lius (Eintheilung des gesammten Volks in 5 Ver-mö gen es lassen und 193 Centurien), 7) Tarqninius Superbus (Militärregierung; Vollendung des Capitols durch Tarquimus; Uebermnth seines Sohnes Sertns Tarquinius). Vertreibung der Tarquinier; Abschaffung des Königthums (510).
4. Die altrömische Religion aus etrurischen, latinischen und sabinischen, später auch griechischen Bestandtheilen. Schirmgottheiten des Staates: Juppiter, Mars, Quirinus; des Landbaues: Saturnus, Ceres' Janus; des Hauses: Juno (Ehe), Vesta (häuslicher Herd); Laren und Penaten. Göttliche Verehrung menschlicher Zustände und Tugenden wie Spes (Hoffnung), 1 ortuna (Glück), Virtus (Mannhaftigkeit). Opferschau durch die Arüspices; Beachtung guter und böser Vorzeichen durch die Auguren. Die sibyllinischen Bücher. An der Spitze der römischen Priestercollegien der Pon-t if er mär im u s. — Zur altrömischen Frömmigkeit gesellt sick Liebe zum Vaterland und zur Freiheit. Einfachheit und Genügsamkeit, Pflege des Ackerbaues und des Kriegswesens; geringe Entwickluna von Kunst und Industrie.
S- 12.
Zweite Periode: Won der Abschaffung des Königtums öis zum Weginn der punifchen Kriege, 510 — 264 vor Ghr.
1. Römische Republik (510 - 30), geleitet von zwei
2 *
510.
20 §• 12—13. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
jährlichen, patricischen Consuln, von dem Senate und der Volksversammlung; von außen angefochten durch den vertriebenen König Tarquinius, welcher den König Po rsena von Etrurien und dann die Latiner zum Kriege gegen Rom reizt, und erschüttert durch die inneren Kämpfe zwischen den beiden Ständen, den Patriciern und den Plebejern. Nach dem 494. Auszug der Plebejer auf den heiligen Berg (494) werden ihnen Vertreter ihres Standes (Tribünen) gewährt. Die völlige Gleichstellung der Patricier uud Plebejer wird durch die Aufstellung geschriebener Gesetze, mit der man die Decemvirn betraute, an-451. gebahnt (451). Niederlage der Römer gegen die Gallier (Brennus) an der Allia und Einäscherung Roms
390. (390; Rettung des Capitols durch die H. Gänse und
durch die Tapferkeit des Mänlius; der edle Camil-lus). Erst durch die Annahme der Gesetzesvorschläge des Lucius Sertius, des ersten plebejischen Con-366. suls, und des Liclnius Stolo (366) hören die inneren Streitigkeiten auf. Nach diesen Vorschlägen soll kein Bürger über 500 Morgen Staatslandes besitzen und je Ein Eonsnl aus den Plebejern gewählt werden.
2. Das nun im Innern einige Rom breitet seine Herrschaft rasch aus, zunächst über Mittelitalien.
Hier werden die Latiner (340—338) durch Manlius
TorquLtus uud die mächtigen Samniter (unter Pontius) sammt ihren Bundesgenossen in drei Kriegen 343—290. (343 — 290) besonders durch Fabius Märimus Rul-liLnus und Papirins Cursor zur Anerkennung der römischen Oberhoheit gezwungen. In Unteritalien siegt zwar Pyrrhns, König von Epirus, der Verbündete der Stadt Tarent, zweimal (bei Heraclea und bei Ascülum, 280 u. 279) über die Römer, wird
C. Römische Geschichte.
21
aber schließlich von Cürius DentLtus bei Benevent geschlagen (275) und Tarent, sowie bald darauf auch die übrigen Bewohner Unteritaliens den Römern unterworfen (266).
3. In dem langwierigen Streite zwischen Patriciern und Plebejern um Rechtsgleichheit entwickelte sich bei den Römern der Siuu für Ausbildung des Rechtes, während die fortwährenden Kriege mit den Nachbarvölkern die Ausbildung des römischen Kriegswesens zur Folge hatten. — Das römische Heer, eingetheilt in Legionen (je 4— 6000 Mann), Cohorten, Manipeln, Centurien, uud geführt von einem Feldherrn, mehreren Unterfeldherren (Legaten), Kriegstribunen, Centurionen.
Die der römischen Herrschaft unterworfenen Landschaften und Städte erhielten entweder das römische Bürgerrecht (Muni eipien mit oder ohne Stimmrecht) oder sie wurden als PrLfecturen nach römischem Recht verwaltet; andere mußten als Bundesgenossen Hilfstruppen ^ stellen. Hiezu kamen später außerhalb Italien die Provinzen, welche von römischen Procon-suln und Proprätoren nebst Quästoren verwaltet wurden.
Die wichtigsten obrigkeitlichen Aemter in Rom: 1) Die beiden Cönsulu, an deren Stelle im Kriege bisweilen Ein DictLtor; 2) Prätören (Richter); 3) Censoren (Sittenpolizei); 4) Aedilen (Baubeamte, Markt- und Straßenpolizei); 5) Quästoren (Finanzbeamte).
§. 13.
Dritte Periode: Won den pnnischen Kriegen bis zn den gracchischen Unruhen, 264—133 v. Khr.
1. Der erste karthagische oder punische Krieg
275.
266.
22 S- 13. Alte Geschichte, x—476 nach Gbr.
264—241. (264 — 241) wird veranlaßt durch das Bestreben sowohl der Römer als der Karthager, ihre Herrschaft über Sicilien auszubreiten. Die Römer besetzen Messäna und verbünden sich mit Hiero II., dem Tyrannen von Syrakus (264). Erster Seesieg der Römer über die Karthager durch Dullius bet Mylä int N. von Si-260. ctlieti (260); Niederlage und Gefangennahme des Con-
255. suls Regulus bei Times in Afrika (255); nach
langen Kämpfen in Sieilien entscheidender Sieg des Consuls Lutätius Cätulus bei den a eget tischen 241- Inseln (im W. von Sieilien) 241. Friedensschluß:
der westliche Theil von Sicilien wird römische Provinz.
Während des Friedens unterwerfen die Römer Sardinien, Cörsika und einen Theil Jllyriens und machen Norditalien als Gallia cisalplua zur römischen Pro-222. vittz (222), indes die Karthager unter Hamilkar
Barkas und Häsdrubal ihre Macht in Spanien ausbreiten und Neukarthago gründen.
218—201. 2. Der zweite punische Krieg (218 — 201) wird
durch Zerstörung Sagnnt' s, einer mit Rom verbündeten spanischen Stadt, von dem Karthager Hännibal veranlaßt, welcher dann über bie Alpen nach Oberitalien zieht und die Römer am Ticlnns, an der Trebiet (218) und am trasimenischen See besiegt (217). Von Fäbius Märimus Cnnetätor (Zauderer) an einem Zug gegen Rom verhindert, schlägt Hannibal die Consuln Aemllius Paullus und Terentins Varro bet Cannä in Apulien (216). Durch des Marcellus Sieg bet Nola (215) wendet sich der Krieg zu Gunsten der Römer, welche Sv raküs erobern (212), Hasdrubal, den Bruder Hannibal's, am Metanrus in Umbrien schlagen (207) und Spanien durch Scipio (Asrikanus major) zur römischen Provinz machen (206).
218.
217.
216.
212.
207.
C. Römische Geschichte.
23
Durch Scipio's Sieg über Hannibal bei Zama in Afrifa (202) wird die Macht der Karthager, die fünf: 202.
tighin feinen Krieg ohne Einwilligung der Römer beginnen sollen, auf Afrifa beschränft.
Nach dem zweiten pnnischen Krieg breiten die Römer ihre Herrschaft im Osten aus; nämlich in Ma-cedonien durch den Sieg des Flaminlnus über Philipp HI. bei Kynosfephalä (in Thessalien; 197) und 197. des Aemilius Paullus jun. über Perseus bei Pydna (in Macedonien 168; Macedonien römische Provinz 148); 168.
in Syrien durch den Sieg des Scipio Asiäticus über den mitHannibal verbündeten Syrerfönig Antlochus lll. bei Magnesia (190). 190.
3. Dritter punischer Krieg (149—146). Durch den 149—146. Numidierfönig Masinissa, den Verbündeten Roms, gereizt,
greifen die Karthager zu den Waffen; aber nach dreijähriger Belagerung wird Karthago von Scipio Asricänns junior zerstört und das farthagische Gebiet römische Provinz 146. In demselben Jahr zerstört Mummius Korinth 146. und macht Griechenland zur römischen Provinz.
Von Scipio Asricänus jun. wird im Jahre 133 133.
Numantia in Spanien erobert, in welchem Jahre die Römer auch Perg amum in Kleinasien von dem König AttLlus durch Erbschaft erhalten.
4. Durch Berührung mit den Griechen wird die literarische Thätigfeit der Römer angeregt. Zunächst Nachahmung und Uebertraguug griechischer Muster.
Der Epifer Ennius; die Komödiendichter Plautus und Terentius.
Schlimmer Einfluß des orieutalischen Reichthums und i'ui'us auf die römischen Sitten. Dagegen der sittlich strenge Censor M. P or ci us Cato. Entstehung eines Amts- und Geldadels (Optimalen oder nobiles),
24 §• 13—15. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
zu welchem nur selten ein Neuling aus niederem Stande (homo novus) gelangt. Verarmung der Menge; Vermehrung der Sclaven.
8- 14.
Vierte Periode: Wou bett gracchischen Unruhen Bis zur Alleinherrschaft des Augustus, 133—30 v. Pr.
1. Der Volkstribun Tibsrius Gracchus beantragt zu Gunsten der ärmeren Bürger die Erneuerung des lieinifchen Ackergesetzes (§. 12, 1), wird aber tn "einem 133. Aufstande der Optimaten erschlagen (133). Ein ähnliches
Loos hat sein Bruder Cajus, der des Tiberius Vor-
121. schlage erneuerte und erweiterte (121).
Jugurtha, Mörder der Eukel des Masinissa in Numidien, macht sich, vor den römischen Senat gefordert, durch Bestechung frei, bis ihn Metellus besiegt, worauf Sulla, der Quästor des Consuls Marius, den mauri-tanischen König Bocchus zur Auslieferung des Jugurtha 107. zwingt (107).
Derselbe Marius, ein homo novus, besiegt die zum Schrecken der Römer feit 113 in die steirischen
Alpen, dann nach Helvetien, Gallien und Oberitalien vordringenden norddeutschen Völkerstämme, die Teuto-102. neu bei AquL Sertiä in Südgallien (102) unb die Kimbern auf ben raubischen Felbern bei Vercellä 101. in Oberitalien (101).
Die italischen Stabte, welche bas römische Bürgerrecht begehren, erlangen dasselbe, nachbem Sulla unb Marius gegen sie gekämpft, nach Beenbigung besBun-91—88. desge nossenkrieges (91—88).
88—82. 2. Der erste Bürgerkrieg, 88 — 82. Gegenden
C. Römische Geschichte.
25
mächtigen Feind der Römer Mithridätes, König von Pontus am schwarzen Meer, wird Sulla von den Optimalen und später von der Volkspartei Mär ins zum Feldherrn erwählt. Zwar muß Marius vor Sulla fliehen, aber während Sulla den Mithridates zur Räumung des westlichen Kleinasiens zwingt, übt Marius, von dem Consul Cinna nach Rom zurückgerufen, eine Schreckensherrschaft gegen alle Optimalen (86), stirbt jedoch bald darauf. Von Asien heimgekehrt (82), erläßt Sulla zahlreiche Aechtuugen und Bluturtheile gegen die Marianer und stellt als Dictätor die Macht der Optimalen wieder her, legt aber sckon 79 die Diclatur nieder.
Nach Sullas Tod macht Pompvjus, von Sulla der „Große" genannt, sich berühmt: a) durch Besiegung der Marianer in Spanien, die Serlorins um sich gesammelt hatte; b) durch Beendigung des Kriegs gegen die Fechter und Sclaven in Italien (Spärtacus); c) durch Säuberung des Mittelmeeres von den Seeräubern; ä) durch Beendigung des Kriegs gegen Mithridä-tes, der von Lucullus, dann von Pornpejus besiegt und von seinem eigenen Sohne PHärnaces bedrängt, sich in Panticapäum (auf der Halbinsel Krim, früher Tauris,) tobtet, worauf Pompejus den Pontus und Syrien zu römischen Provinzen, Judäa zu einem römischen Lehensfürstenthum macht (63).
Inzwischen verdient sich der Redner Cicero den Dank Roms durch Entdeckung der catilinarischen Verschwörung (63).
§. 15. Fortsetzung.
3. Pom pejus schließt mit dem nach der Volksgunst strebenden Julius Cäsar und dem reichen Crassus das sog. erste Triumvirat (60). Cäsar erobert in
26 §. 15—16. Alte Geschichte, x-476 nach Chr.
58-51.
49.
48.
44.
43.
42.
acht Feldzügen G alli en (58 — 51), besiegt ben von ben (Bequemern gegen bie Aebner nach Gallien gerufenen germanischen Heerführer Ariovist bei V eso nt io (58) unb unterdrückt ben allgemeinen Aufstanb ber Gallier (unter Vercing e torir, 52). Inzwischen fällt Crassus im Kampf gegen bie Parther (53), währenb Pompe-jus, obwohl er Spanien als Provinz erhielt, in Rom bleibt unb zuletzt alleiniger Consul wirb.
Als Cäsar mit seinem Heere ben 9? übt cd überschreitet (49), entsteht ber zweite Bürgerkrieg (49—48); Cäsar erobert Italien, besiegt bes Pompejus Heer in Spanien, bann biesen selbst bei PharsLlus in Thessalien (48). Pompejus stirbt in Aegypten burch Meuchelmorb. 9!ach ber Unterwerfung ber Ptolemäer in Aegypten unb bes Phärnaces im Pontus („ich kam, sah, siegte"; 47) sowie nach Besiegung ber Pom-pejaner bei Thapsus in Afrika (46) unb bei Munba in Spanien (45) regiert Cäsar als Dictator unb Imperator, wirb aber in Folge einer von Brutus unb Cässius geleiteten Verschwörung ber Optimalen am 15. März 44 ermorbet.
4. Mit Antonius, ber bas Volk gegen bie Mürber Cäsar's aufreizt, verbünben sich Octaviänus, Cäsar's Großneffe, uubLepibus zum zweiten Triumvirat (43); sie besiegen ben Brutus unb Cassius in der Schlacht bei Philippi in Macebonien (42), woraus Octavianus ben Occibent, Antonius ben Orient, Le-pibus, ber jebech balb vom Triumvirate zurücktritt, Afrika übernimmt.
Da Antünius feine zweite Gemahlin Octätna, bie Schwester Oetavian's, verstieß unb römische Provinzen an bie ägyptische Königin Kleopatra verschenkte, kommt es gegen Antonius unb Kleüpcttra zur Seeschlacht
C. Römische Geschichte.
27
bei Aktium in Akarnamen (31), in welcher Octavian 31.
siegt; hierauf tobtet sich Antonius unb balb b ant ach auch Kleopatra in Alerandria. Aegypten wirb römische Provinz;
Octavian kehrt als Alleinherrscher nach Rom zurück (30). 30.
5. Golbnes Zeitalter ber römischen Literatur in der letzten Zeit ber römischen Republik unb unter Octaviänus. Die Dichter: Vergilius (Aeneis), Ho-rätiuS (Oben), Oolbius (Verwandlungen), Phäbrus (Fadeln), Catullus, Tibullus und Propertius (Elegien).
Die Geschichtschreiber: Casar, Cornelius Nepos,
Salustius, Livius; dazu die Griechen: Pol^bius aus Arkabien, Diobör von Sicilien unb Dionysius von Halikarnassus. Der Redner unb Philosoph Cicero.— Macenas , Patron ber Dichter, zur Zeit bes Octavian; auch Freunb ber Architektur, Plastik unb Malerei.
Znnehmenber Lurus; Verarmung ber Massen. Gleichgiltigkeit gegen bie von ben Vätern übererbte Religion.
Nirgenbs Befriedigung ber tiefsten Sehnsucht bes menschlichen Herzens. Weissagungen von betn großen König unb Helfer, ber aus Iubäa kommen soll.
S- 16.
Fünfte Periobe: Won der Alleinherrschaft des Augustus 6is zum Untergang des weströmischen Weiches, 30 v. Ghr. bis 476 n. Gßr.
1. Von Augustus bis Cvmmodus, 30 v. Chr. —
180 n. Chr. (Dte Familie bes Augustus unb die besseren Kaiser).
a. Cctotitanus (30 v. Chr. — 14 n. Chr.), vom30 v. Chr. Senate „Augustus" der Erhabene genannt, behält als bis Alleinherrscher die republikanischen Formen bei. Unter ^ n. Chr. seiner Regierung wird Christus geboren. Seine
28 §• 16—17. Alte Geschichte, X—476 nach Chr.
Stiefsöhne Drusus und Tiberius machen die Süd-15 v. Chr. donauländer zu römischen Provinzen (15 v. Chr.).
Drusus unternimmt vier Feldzüge in das Innere G er-12—9 maniens (12 — 9 v. Chr.), aber durch Hermann v. Chr. (Arrninius) den Cherusker, werden drei römische Legionen unter dem römischen Statthalter Varus im 9 n. Chr. Teutoburger Wald vernichtet (9 n. Chr.). Nach den Kriegszügen des Germaniens (14—17) beschränken lief) die Römer auf Vertheidigung ihrer Grenzen durch Standlager und Castelle am Rhein und an der Donau. Augustus stirbt (14 u. Chr.) mit dem Ruhm eines „Vollenders" des römischen Reichs.
14—68 d. Die Claudier (14 — 68), Verwandte des Augu-n. Chr. stus, (Tiberius, Caligula, Claudius, Nero) sind sämmtlich grausame, unsittliche Tyrannen, besonders Nero (54 — 68), welcher seine nächsten Verwandten mordet, Rom anzündet (64)'und die Christen verfolgt.
e. Nach drei Soldatenkaisern Eines Jahres folgen 69—96. die drei Flavier (69—96). Unter Flävius Vefpa-siLnus (69 — 79), der mit Mäßigung regiert, wird 70. Jerusalem zerstört (70); unter seinem Sohn Titus
(79 — 81), genannt „Wonne und Liebe des Menschengeschlechtes", werden die Städte HerculLnnm und Pompeji durch den Ausbruch des Vesuvs verschüttet 79. (79). Flavins Domitian us (81—96) ist ein feiger
Despot.
d. Auf den früheren Senator Nerva (96 — 98) 98—180. folgen vier bessere Kaiser von 98—180. Unter Tra-
jän (98 —110), „dem besten Kaiser", hat das Reich seine weiteste Ausdehnung, welches H a dri an (117—138) im Osten mit dem Euphrat abgrenzt und im Norden durch Grenzwälle (die Teufelsmauer) sichert. Antonlnus Pius (138—161) unterstützt Schulen und Gelehrte
C. Römische Geschichte.
29
durch Besoldungen; Marc Aurel (161 — 180), ein stoischer Philosoph, stirbt auf einem Zuge gegen die Markomannen zu Vindobona (180).
2. Von Commodns bis auf die Alleinherrschaft Constantin's d. Gr., 180—323 (Soldatenkaiser).
a. Mit Cö mm odus beginnt eine Reihe von Soldatenkaisern, die von dem Heere auf den Thron erhoben werden. Unter diesen sind in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts Septlmius Severus (200) und Alerander Severus (225) die besseren, Ca-racalla (211) und Heliogäbalus (222) die schlimmsten.
b. In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts erhebt sich zur ^eit des Decius (250), der die Christen verfolgt, ein allgemeiner Sturm germanischer Völker gegen das römische Reich, welche erst Aure-liauus, „der Wiederhersteller des Reichs" (275), und nach ihm Prob us wieder zurückdrängt.
c. DiocletiLn (284 — 305) wählt Nicomedia in Kleinasien als Regierungssitz, nimmt einen Mitaugu-stus und zwei Cäsaren an, legt aber (305) die Regierung nieder. Nach Besiegung des Maxentius am rothen Stein bei Rom (312) und der übrigen Mitregenten wird Konstantin d. Gr. 323 Alleinherrscher.
§ 17. Fortsetzung. 3. Von der Alleinherrschaft Constantin's bis zum Untergang des weströmischen Reiches, 32 3—176 (Christliche Kaiser).
a. Konstantin d. Gr. (323—337), Sohn des Cä-särs Constantius Chlorus, verlegt die Residenz nach Byzanz (Constantinopel), gewährt dem Christen-
200.
225.
250.
275.
305.
323.
30
§• 17. Alte Geschichte, x—476 n. Chr.
th um gleiche Berechtigung mit den heidnischen Religionen 337. und läßt sich kurz vor seinem Tode taufen (337). — Verge-
361. bens sucht JuliLnus Apostata (361- 363), der auf
Constantin's Söhne folgt, das Christenthum zu verdrängen. Unter Julian's zweitem Nachfolger Valens be-375—573. ginnt die Völkerwanderung (375 — 573) vom N.-O.
nach dem S.-W. Europas, veranlaßt durch die auf die Ostgothen drängenden mongolischen Hunnen. Gegen die in Thracien aufgenommenen, aber treulos behandelten Westgothen verliert Kaiser Valens bei Abria-378. nöpel (378) Schlacht und Leben. — K. Theobüsius
d. Gr. verbietet das Heidenthum auf's strengste und verfügt bei seinem Tode die Theilung des Reichs in ein 395. oströmisches und ein weströmisches Kaiserthum (395).
b. Arkädius mit dem Reichsverweser Rufluus (später Eutröpius) erhält das oströmische (griechische, morgenländische oder byzantinische) Kaiserthum, welches unter fortwährenden kirchlichen und politischen Unruhen bis 1453 n. Chr. besteht. Honörius mit dem Reichsverweser Stil ich o übernimmt das weströmische Reich (mit der Residenz Mailand, später Ravenna). In dieses dringen die Westgothen ein und 410. erobern unter AlLrich Rom (410). Als sich die West-
gothen in Spanien niederlassen, ziehen die bereits dorthin aus bem östlichen Germanien eingewanderten VandL-429. len unter _©ets er ich nach Afrika (429) unb plündern
von Karthago aus Rom auf's schrecklichste (455).
Inzwischen hatten die Fr anken das nördliche, dieBur-g und er uud die Alemannen das östliche Gallien, die Sneven das nordwestliche Spanien (406), die Angeln und Sachsen unter Heng ist und Horsa 449. das römische Britannien besetzt (449) und waren ge-
waltige Hunnenschaaren unter Attila (Etzel, Godegisel)
C. Römische Geschichte. 31
von den Süddonauländern bis nach Gallien vorgedrungen. Jedoch durch die vereinigten Römer (unter Aetius), Westgothen und Franken wird Attila auf den cata-launischen Feldern (451) besiegt. Im nächsten Jahre wird sein Vordringen nach Rom durch Papst Leo d. Gr. verhindert; nach Attila's bald darauf erfolgtem Tode ziehen sich die Hunnen wieder nach Asien zurück. Dagegen werden die römischen Kaiser immer mehr von germanischen Heerführern abhängig, bis OdoLker, Anführer der germanischen Heruler und Rugier, den letzten römischen Kaiser Rümulns Augüstulus Morn yll ns ^ absetzt und so den Untergang des weströmischen Reiches (1230 Jahre nach ber Gründung Roms) herbeiführt (476).
4. In der letzten Zeit des römischen Volkes zeigt sich seit Ausbreitung der römischen Herrschaft unter Augustus nach außen: gesteigerte Civilisation in Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe; nach innen: Despotismus und Sittenverfall. Verderblicher Einfluß deö letzteren auf Sprache und Geschmack. Silbernes Zeitalter der römischen Literatur: Persius und Ju-venäl (Satiriker); Ouintiliän (Rhetoriker); Plinius d Ae. (Naturgeschichte); Seneca, später Boethinö (Philosophen); Cürtius, Suetonius, Täcitus (Geschichtschreiber), Phitärch aus Böötien (Biograph).
Das Christenthum breitet sich trotz der gewaltigen Verfolgungen durch die Juden und vor allem durch die Kaiser immer mehr im römischen Reiche aus; seit dasselbe aber Staatsreligion wurde und die großen unbe-kehrten Massen in die Kirche eintraten, nahm die Kraft und Lauterkeit des Lebens bei den meisten Christen mehr und mehr ab; daher das Einsiedlerleben der Mönche (Antonius in Aegypten um 300) und ihre Vereinig-
32 §• 17—18. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
urig in Klöstern (in Aegypten durch Pachomius um 350; im Abendlande durch Benedict von Nursia bei Benevent; j 543). In der Kirche entstanden Lehr-streitigkeiten (besonders über den Arianismus; Laug-uung der Gottheit Christi), die durch Syuodeu und Concile (das erste allgemeine Concil zu Nicäa 325) beseitigt werden sollten. Während so in den Gegenden, wo das Christenthum zuerst Eingang gefunden, die Kirche dem Verfall entgegen gieng, erblühte ein neues Glaubensleben im Westen bei den urkräftigeu germanischen Völkern. — Kirchenschriftsteller: (griechische) Athanasius f 373, Chrysöstomus f 407; (lateinischej Ambrosius j 397, Hieronymus (Vulgata) j 420, Augustinus t 430.
5. Die Germanen (— Männer des Wurfspeeres?) oder Deutschen (die Volksthümlicheu. einander Deutlichen) gehören zur indogermanischen Völkerfamilie (§. 2). Ihre Wohnsitze: theils westlich (wie die Tribocker, Nemetcr, Bataver u. a.), größtenteils aber östlich des Rheins bis zur Donau und dem schwarzen Meer, der Weichsel, der Nord - und Ostsee. In Norddentschland die sog. sächsischen Völkerschaften (wie die Friesen, Cimbern, Tentönen, Sachsen, Cherusker u. a.), im Halbkreis um dieselben, im Süden und Osten, die suevi-schen (wie die Chatten, Hermunduren, Markomannen, Longobarden, Burgunder, Angeln, Vandalen u. a.).
Tacitus („Germania") rühmt der Deutschen kräftige Körpergestalt und ihre guten Sitten; ihre Hauptbeschäftigung war Jagd und Krieg; Hauptfehler: Trunk und Spiel. Die Freien hatten ein festes Eigenthum (Alod), die Adeligen größeren Grundbesitz; die Hörigen dienten um ein Lehnsgut (Feod), die Knechte waren leibeigen. Zu Kriegen wurden die
C. Römische Geschichte. 33
Freien durch den Heerbann aufgeboten, oder sie begleiteten den aus den Adeligen gewählten 5)erzog als Gefolge. Einzelne Herzoge behielten auch im Frieden die Würde eines Geschlechtsobersten, Stammeshauptes oder K ö nigs. Mark - und Gaugenossenschaften.
Oeffentliche Gaugerichte (Oi'dale oder Gottesurtheile: Wergeld). ' '
Gottesdienst der alten Deutschen in h. Hainen. Wodan oder Allfadur das höchste Wesen; seine Gemahlin Frigga (Hulda); seine Söhne: Thor (Donar) und Ziu (Thuisko); die nährende Mutter Hertha (Erde). Das böse Weseu Sofft. Die Todesgöttin Hellia in dem Todtenreich Niflheim. Die Seelen der Helden in Walhalla, Wodan's Himmelsburg.
Seit dem 3. Jahrhundert Bündnisse germanischer Völkerschaften: 1) der suevischen Alemannen am Oberrhein, 2) der niederdeutschen Fransen am Mittel- und Niederrhein, 3) der gleichfalls niederdeutschen Sachsen von der Eider bis zum Harr (Ostfalen, Westfalen, Engern, Nordalbinger), 4) der Gothen (Ostgothen und Westgothen) von der Weichsel bis zur Donau und zum schwarzen Meer.
Gutmann, Die wichtigsten Ereignisse.
3
II. Mittlere Geschichte.
Vom Untergange ves weströmischen Reiches bis zur Reformation, 476 — 1517 nach Chr.
Erste Periode.
Vom Untergange des weströmischen Reiches bis zum Vertrage von Verdun, 476—843 nach Chr.
S- 18.
I. Guropa nach der Wötkerrvanderung.
A. Germanische Staaten auf den Trümmern des weströmischen Reiches (vergl. §.17, 3 b): 1) In
Südgallien und Spanien das Westgothenreich 415—711. (415—711), wozu seit 585 auch das Suevenreich im NW. Spaniens gehört. 2) In Nordafrika das Van-429—534. dalenretch (429 — 534). 3) In Britannien die sie-
449—827. ben angelsächsischen Königreiche (449— 827). 486—843. 4) In Gallien das Frankenreich (486—843), welches nach 530 auch die Reiche der Thüringer und Burgunder umfaßt.
5) In Italien: a) Das Reich Odoäker's 476—493. (476 — 493). b) Das Ostgothenreich (493—555), 493—555. gegründet von Theödorich d. Gr. nach Besiegung Odoaker's beiVeröna(490) und der Eroberung Ravenna's; zerstört unter Totilas und Tej a s durch die griechischen Feldherren Belisar und Narses, welch' letzterer zwar Italien (als Erarchat) zu einer griechischen Provinz macht (555), später aber die Longobarden in das 568—774. Land ruft. c) Das Reich der Longobarden (568— 774), die unter Alboin aus Pannonien (Ungarn, Mähren) nach Pavla kommen, durch ihre Königin Theo-
Erste Periode, 476—843 nach Chr. II. Muhammed. 35
bolinbe, Tochter bes Bayernherzogs G arid alb I., vom Arianismus zum katholischen Glauben bekehrt werben (um 580) unb bis auf Karl b. Gr. bie Herrschaft über Oberitalien in Hänben haben.
B. Der Osten Europas. 1. Das byzantinische Reich. Schwache Regenten. Religiöse unb politische Parteiungen. K. Justinian (527 — 565); unter ihm 527. Sammlung ber Gesetze (corpus juris civilis), Zerstörung bes Vanbalenreichs burch Belisar (534) unb bes Ostgothenreichs burch Narses (555). Be-brängniß bes byzantinischen Reichs burch bie Longo-Farben in Italien, bie slavisch -tatariscken Bulgaren an ber Donau unb bie Perser; später burch bie Araber (668). — Streit über bie Verehrung ber Silber, welche schließlich gestattet wirb (842).
2. Die Wenden ober Slaven (— bie Rebenben), vielleicht Nachkommen ber alten SarmLten ober Scythen, nehmen ben Norbosten Europas ein, stiften bas polnische (840) unb russische Reich (862) unb bringen bis zum Main unb zur Elbe vor, werben aber hier nach Einführung bes Christeuthums meist germanisirt.
S. 19.
II. Muhammed und das Khakifat.
A. Muhammed (571—632), geboren zu Mekka aus 571—632.
dem Stamme Koreisch, welchem ber Schutz ber Kaaba mit bem Grabmal Jsma el's, bes Stammvaters ber
Araber, übertragen war, tritt 611 als Prophet auf, Ver- 611.
einigt mit christlichen unb jübischen Lehren auch mancherlei orientalische Satzungen unb Gebräuche, lehrt Einen Gott (Allah) unb ben Fatalismus (unbebingte Ergebung in bas unaMnbertiche Schicksal), verlangt von
3*
36 §■ 19—20. Mittlere Geschichte, 476-1517 nach Chr.
den Gläubigen (Moslemim) Ausbreitung seiner Lehre (Islam) selbst durch Feuer und Schwert. Mnham-622. meds Flucht (Hedschra) von Mekka nach Medina 622 (§. 2, 2). Eroberung Mekka's (630).
B. Ausbreitung des Muhammedanismus. 1) Schon die vier ersten Chalisen oder Nachfolger Muhammeds verbreiten den Islam vom Indus bis nach Aegyp-632—661. ten (632 — 661): Abnbekr, Muhammeds Schwie-
gervater, der dessen Lehren im Koran sammelt, Omar, der Syrien, Palästina, Phönicien, das Perserreich und Aegypten (640), Osman, der Nordafrika erobert, und Muhammeds Schwiegersohn Ali, dessen Anhänger, die Fatimiden, als Schiiten die mündliche Ueberlieferung (Sunna) neben dem Koran verwerfen. 661—750. 2) Die Ommaijaden (Sunniten), 661—750, regieren in Damaskus, zerstören unter dem Chalifen Walid durch Tarik uach der Schlacht bei Xer ed de la
711. Frontera (711) das West gothenreich, werden
aber bei ihrem Vordringen in das Frankenreich von Karl Martell bei Tours und Poitiers besiegt (732). 750-1258. 3) Die Abbasiden, 750—1258. Residenz Bagdad.
Blüthe der Wissenschaften und Industrie unter Harun al Raschid (800). 4) Daneben selbständige Chalifate: in Afrika (die Fatimiden) und in Cördoba (Spanien),
756. gegründet von dem Ommaijäden Ab der rahm an (756
— 1492).
§• 20.
III. Aas Irankerrreich, 486 — 843.
A. Bis auf Karl d. Gr. Von den Franken
wohnen die ripuarischen am Mittel- und Unterrhein, die falifchen nehmen seit 406 den nördlichen Theil Galliens ein, wo Chlodwig (481—511), aus dem Ge-
Erste Periode. 476—843 nach Chr. III. Frankenreich. 37
siechte der Merovinger, nach der Besiegung des römischen Statthalters Syägrius bei Soissons (486) 486.
das Frankenreich gründet und nach Unterwerfung der Alemannen bei Zülpich (496) katholischer Christ 496. wird. Unter Chlodwig's Nachfolgern wird auch Thüringen (530) und Burgund (534) dem Frankenreiche eingefügt und Bajuwarien (Bayern) abhängig gemacht. Dock leidet das Reich durch öftere
Theilungen (Austrasien, Neustrien, Burgund), durch innere Kriege und durch die Unfähigkeit der
merovingischen Könige, über welche sich bald ihre Hausmeier erheben Pipin von Heristal, erblicher Hausmeier (687). Sein Sohn Karl Martell siegt über die Araber bei Tours 732 (§.19). Dessen 732.
Sohn Pipin ber Kleine macht sich nach Absetzung
Childerich's III. mit Zustimmung des Papstes Zacharias zum König der Franken (752—768); 752-768. schenkt dem Papste ein den 8ongobarden abgenommenes Gebiet um Ravenna (Kirchenstaat, 755).
B. Karl ber Große (768 — 814), Pipin's d. Kl. 768-814. Sohn regiert bis zu seines Bruders Karlmann Tod (771) mit diesem gemeinsam, sucht dann als Alleinherrscher die deutschen Völkerschaften zu Einem christlichen Reiche zu vereinigen.
a. Karl's d. Gr. Kriege: 1) Mit den Sachsen (772 — 803). Eroberung der Eresburg, Zerstörung 772—803. der Jrmensäule; 777 Maifeld zu Paderborn; 782 zu Verden a. d. Aller 4500 abtrünnige Sachsen enthauptet. _ Allgemeiner Aufstand der Sachsen, beendet "ach Wittekind's und Alboin's Unterwerfung und Taufe (785). Friede zu Selz a. d. fränk. Saale (803).
Die Sachsen werden Christen, behalten ihre Privatrechte, werden aber mit dem Frankenreiche vereinigt.
38 §• 20—21. Mittlere Geschichte, 476—1517 nach Chr.
773—774. 2) Krieg mit den Long obarden (773—774); ihr
König Desi derius wird wegen Beschützung der Söhne Karlmann's besiegt; Karl d.Gr. zum König der Longobar-den gekrönt. 3) Krieg mit den Arabern in Spanien 778. (778), wo Karl d. Gr., von unzufriedenen Statthal-
tern zu Hilfe gerufen, die spanische Mark (bis zum Ebro) gründet (Ritter Roland). 4) Absetzung des Bayernherzogs Tässilo II. wegen mehrmaliger Em-788. pörung; Bayern mit dem Frankenreiche vereinigt (788). 5) Krieg mit den wilden Avären in Pannonien 791—796. (791 — 796); wider sie die Ostmark (bis zur Raab) errichtet. 6) Krieg mit den Slaven und den D anen 791—810. (Normannen), 791—810. — Grenzen des Frankenreichs : im S. der Ebro und der Ofanto in Unteritalien, im N. die Eider, im O. die Raab, im W. der atlantische Ocean.
b. Karl's d. Gr. Regierung. Karl's Krönung zum römischen Kaiser durch Papst Leo III. zu Rom 800. (800). Abjchafsung der Stammesherzoge. Verbesserung
der Rechtspflege. Gau grasen, überwacht durch Sendboten. Markgrasen in den Grenzländern. Reichsversammlungen (Maifelder). Fürsorge für die Kirche (Schulen, Zehnten, Kirchengesang), für die Wissenschaft (Alkuin, Peter von Pisa, Eginhard, Paul Warnefried), für die Reinhaltung deutscher Sitte und Art, für Ackerbau und Handel (Versuch des Rednitz-Altmühlkanals). Karl's Pfalzen (Aachen, Ingelheim, Nymwegen). Karl's Tod zu Aachen (28. Jan. 814). C. Nach Karl d. Gr. a. Ludwig d. Fromme 814—840. (814 — 840), Karl's d. Gr. wohlwollender, aber fchwa-
817. cher Sohn, theilt das Reich (817) unter feine Sohne Lothar, Pipin, Ludwig (Bayern). Neue Theilungen, besonders nach Pipin's Tod (838) zu Gunsten seines Sohnes
Erste Periode, 476—843 n. Chr. IV. KullurzustLnde. 39
aus zweiter Ehe, Karl's des Kahlen. Empörungen der älteren Söhne. Ludwig d. Fr. wird auf dem Lügenfelde bei Colmar (833) anseine Söhne verrathen, von 833. Lothar gefangen genommen, von den jüngeren Söhnen ,
wieder befreit. Ludwig d. Fr. stirbt zu Ingelheim (840).
b. Nach dem Siege Ludwig's II. und Karl's des Kahlen über Lothar bei Fontenaille (841) erfolgt die Auflösung des Frankenreiches dadurch, daß die Brüder den Theilungsvertrag zu Verdun abschließen (843). Lothar erhält die Kaiserwürde, Jta- 843. lien, Burgund und Lothringen, Karl d. Kahle West-franken (Frankreich), Ludwig oer Deutsche Ostfranken (Deutschland) d. i. die Länder auf der rechten Seite des Rheins nebst Speier, Worms und Mainz.
8- 21.
IV. Kutturzustände.
a. In der Kirche: Ausbildung des Papstthums.
Vorrang des römischen Bischofs (L e o d. Gr. 440—461). 440—461. Papst Gregor d. Gr. (590—604) als oberster Bi- 590-604. schos der katholischen Kirche verehrt. Die germanischen Völker im 6. und 7. Jahrhundert vom Arianismus zur katholischen Kirche zurückgebracht. Gründung des Kirchenstaates durch Pipin d. Kl. (755). Friedliches 755. Verhältniß zwischen Papst und Kaiser, der obersten geistlichen und der höchsten weltlichen Gewalt. Anfang der Trennung der morgenländischen (Konstantinopel) und abendländischen Kirche (866).
Ausbreitung des Christenthums durch die Klöster, in Britannien (600) und von da aus in Deutschland; Columban und Gallus in Aleman-
40 §• 21—23. Mittlere Geschichte, 476—1517.
nten um 600, Kilian in Franken um 686, Emmer am in Regensburg (f 652), Corbinian in Freising (t 730), Wilibrord bei den Friesen (|739); vor allem durch Winfried oder Bonifäcius, den Apo-680-755. stel der Deutschen (680 — 755). Er wirkt bei den Friesen (715), ordnet das Kirchenwesen in Thüringen, Franken und Bayern, wird Erzbischof von Mainz (745), stirbt als Märtyrer bei den Friesen (755). — Durch Karl d. Gr. acht Bisthümer im Lande der Sachsen. Anschar (f 865), Apostel des Nordens, gründet unter Ludwig d. Fr. das Erzbisthum Hamburg (831).
b. Im Staate: Ausbildung der Lehnsverfassung; Uebergewicht der Vasallen; Abnahme der Zahl der Gemeinfreien. Pfalzgrafen sprechen Recht im Namen des Königs.
Pflege der Wissenschaft in den Klosterschnlen zu Tours, Fulda (Abt Sturm, Rabanus Maurus), St. Gallen, Corvey u.a. Die siebeu freien Künste (Grammatik, Rhetorik, Dialektik; später auch Musik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie). DerHeliand, altdeutsche Evangelienharmonie im Stabreim (um 840). — Ackerbau und Gewerbe, gepflegt durch die Klöster.
Zweite Periode.
Von dem Vertrage jtt Verdun bis auf Rudolf von Habsburg, 843 — 1273 nach Chr.
I. Deutschland und Italien (Das Papstthum).
A. Mor den Kreuzzügen.
§. 22.
843—911. a. Die deutsch-karolingischen Könige, 843—911.
Erneuerung der Herzogsmacht in Sachsen, Franken,
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 41
Bayern, Schwaben. Kämpfe mit den Slaven, Normannen (Dänen), Magyaren (= Ungarn; seit dem 9. Jahrhundert in Pannonien).
1. Ludwig derDeutsche (843—876) erhält Deutsch- 843-876. Lothringen durch den Vertrag zu Mersen (870), während die Kaiserwürde nach dem Aussterben der Karolinger in Italien (875) an Karl den Kahlen
kommt.
2. Karl der Dicke (876-887, f 888) wird 881 876-887. Kaiser, 885 Beherrscher fast des ganzen Reichs Karl's
d. Gr.; er zeigt sich feige gegenüber ben'Normannen; wlrd (887) abgesetzt.
3. Arnulf von Kärnthen (887—899), Neffe Karl's 887-899. bes Dicken, besiegt bie Normannen bei Löwen (891)
unb ben Mährenherzog Zwentibolb.
4. Ludwig das Kind (899—911), ber letzte Karo- 899-911. ltnger m Deutschland Einfälle ber Magyaren.
Konrad I. von Franken (911 — 918). Kämpfe 911—918. mtt ben Herzogen. Abfall Lothringens (911).
S- 23.
b. Die sächsischen Kaiser, 919-1024. (Eintracht919-1024. zwischen Staat nnb Kirche).
^ Heinrich I. (919 - 936) unterwirft die Herzoge 919—936. (^öurthard von Schwaben und Arnulf von Bayern), bringt Lothringen wieder zum Reich (926), siegt gegen bte Böhmen, Slaven (Norbmark 928) unb Deinen (Mark Schleswig 934); legt Burgen an (Queblmburg, Meißen u. ct.), orbnet ben Reiter-bienst, besiegt nach neunjährigem Waffenstillstanbe bie Ungarn unweit Merseburg (933). 933.
42 §• 23—24. Mittlere Geschichte, 476—1517.
936—973. 2. Otto I. der Große (936—973). a) Die Erz-
ämter bei der Kaiserkrönung zu Aachen: Kämmerer (Herzog von Lothringen), Truchseß (Franken), Schenke (Schwaben), Marschall (Bayern), b) Otto I. gibt die Herzogthümer seinen Verwandten: Lothringen seinem Schwiegersöhne Konrad dem Rothen; Bayern seinem Bruder Heinrich; Schwaben seinem Sohne Ludolf; Sachsen seinem Freunde Hermann Bil-lung; Franken behält Otto I. selbst.
c) Gegen den Kaiser empören sich: 1) Seine Brüder: Thankmar (f 938), dann Heinrich (später mit Otto I. ausgesöhnt), sowie die Herzoge Giselbert von Lothringen und Eberhard von Franken (f beide bei Andernach 939); 2) Konrad der Rothe und Ludolf (954); worauf Otto's I. Bruder, Erzbischof Bruno von Köln, Lothringen unb Burkh ard III. Schwaben erhält.
d) Otto's I. Siege: über bie Polen unb Wenben (burch Markgraf Gero; Erzbisthum Magbeburg); über ben abtrünnigen Böhmenherzog Boleslaw I. (Bisthum Prag); über bie Dänen (König Haralb Blau-
955. zahn); über bie Ungarn auf bem Lechfelde (955).
e) Drei Züge nach Italien: 1) Abelheib, Wittwe bes italischen Königs Lothar, von Otto I. gegen Berengar von Jvrea beschützt, wirb Otto's I. Gemahlin (951); 2) Otto I. zum römischen Kaiser
962. gekrönt (962): „Ein h. römisches Reich deutscher Na-
tion." 3) Vermählung des jungen Otto (II.) mit der qriech. Kaisertochter Theophano, Erbin von Unteritalien, (972).
973 — 983. 3. Otto II. (973—983). Empörung der Vasallen
(Heinrich der Zänker in Bayern). Otto II. zieht zum Schutze Lothringens bis vor Paris (978). Seine
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 43
Niederlage gegen die Griechen in Calabrien (Bei Ba-santello? 982); f 28 Jahre alt in Rom.
4. Otto III. (983 — 1002), „das Wunderkind", 983 -1002. bestraft in Rom den Aufrührer Crescentius, macht
seinen Lehrer Gerbert zum Papst Silvester II.
(999), pilgert nach Gnesen zum Grabe des Märtyrers Adalbert von Prag und nach Aachen zu Karl's d. Gr. Gruft (1001); will Rom zum Kaisersitz machen; stirbt in der Campagna, 22 Jahre alt.
5. Heinrich II. der Heilige (1002 — 1024) , Hein-1002-1024. rich's des Zänkers Sohn, behauptet das kaiserliche Ansehen in Deutschland, in Oberitalien (gegen den Markgrafen Harduin von Jvrea) und in Unteritalien (mit
Hilfe der Normannen gegen die Griechen); sichert die Ostgrenze gegen den Polenherzog Boleflaw den Ruhmreichen; gründet das Bisthum Bamberg (1007).
Seine Gemahlin Kunigunde.
§. 24.
c. Die fränkischen oder salischen Kaiser, 1024—1034-1125. 1125 (Beginn der Uebermacht der geistlichen Gewalt).
1. Konrad II. (1024—1039) überläßt S chles- 1024-1039.
wtg an Kanut, König von Dänemark und England (1027), unterdrückt den Aufstand seines Stiefsohnes
Ernst von Schwaben (f 1030), bringt Burgund oder das arelatische Königreich an das Reich (1033), 1033.
macht die kleinen Lehen erblich (1037). Gottes- 1037.
trieben (treuga dei) in Burgund, später auch in Deutschland.
2. Heinrich III. ber Schwarze (1039 — 1056) will 1039-1056. Deutschlanb zu einer Erbmonarchie machen. Blüthe
ber beutschen Kaisermacht. Die Herzoge, bie Nachbar-länber (Ungarn) unb die Päpste abhängig von Heinrich.
44 §• 24—25. Mittlere Geschichte, 476—1517.
Absetzung dreier Päpste zu Sutri (1046). Verbot der Simonie (Ap. Gesch. 8).
1056-1106. 3. Heinrich IV. (1056 — 1106) wird, 12 Jahre
alt, seiner Matter Agnes entführt (1062) und von dem strengen Erzbischof Hanno von Köln erzogen, dann von dem nachsichtigen Adalbert, Erzbischof von Bremen, geleitet; bedrückt die Sachsen; setzt den Bayernherzog Otto von Nord heim ab, gibt Bayern an die Welfen (1070), nimmt den Sachsenherzog Magnus gefangen. Zerstörung der Harzburg durch die Sachsen, welche Heinrich bei Hohenburg an der Unstrut schlägt (1075).
1073-1085. Papst Gregor VII. (Hildebrand, 1073 — 1085;
Papstwahl durch Cardinäle; Simonie, Investitur, Cölibat) ruft den Kaiser zur Verantwortung und bannt den Widerstrebenden. Heinrich's demüthige Buße vor Gregor VII. in Canossa, dem Schloß der Markgräfin 1077 Mathilde (1077). Der Gegenkönig Rudolf von Januar. Schwaben durch Heinrich IV. an der Elster besiegt
(1080). Gregor VII. vom Kaiser in der Engels-
burg belagert (1081 — 1084), von dem Normannen Guiscard befreit, f in Salerno (1085). — Empörung der Söhne Heinrich's IV.: Konrad's in Italien, der abgesetzt wird (f 1101), Heinrich's in Deutschland, der den Vater zur Abdankung zwingt. Heinrich's IV. Leiche erst fünf Jahre nach seinem Tode in Speier beigesetzt.
1106-1125. 4. Heinrich V. (1106—1125). Juvestiturstreit
mit P. Paschälis II. Nach dem Wormser Con-1122. cor bat (mit Ealirt II., 1122) belehnt der Kaiser die
Bischöfe mit bem Scepter unb überläßt bem Papst die
Investitur mit Ring und Stab.
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 45
8. Mrs zum Ende der Kreuzzüge.
S- 25.
a. Die Kreuzzüge, 1096 — 12 70. 1096-127«.
drfter Kreuzzug (1096—1099). Bedrückung ber 1096-1099 Christen in Jerusalem burch bie selbsuckischen Türken (1076 —1096): Kreuzpredigt zu Piacenza unb Clermont burch Peter von Amiens unb P. Urban II. (1095). Gottfrieb von Bouillon, seine Brüber Balduin unb Eustach. Robert von ber Normanbie,
Robert von Flandern, Boemund von Tarent, dessen Neffe Tancred u. A. führen das 500,000 Mann starke Kreuzheer über Coustantinopel nach Kleinasien, siegen über die Saracenen (Morgenländer) bei Doryläum, erobern Edessa und Antiochia; 20,000Mann erstürmen gegen die Fati-
midenJerusalem(W99), wo Gottfried (-j-1100)Beschützer des H. Grabes und nach ihm Balduin König wird. — Gründung der geistlichen Ritterorden: Johanniter (1130), später (1310) nach Rhodus und (1530)nach Malta; Templer (lll9), 1291 nach Cypern, aufgehoben durch Philipp IV. von Frankreich (1312).
^todter Kreuzzug (1147 —1149). Die uneinigen 1147-1149. Christen verlieren Edessa. Kreuzpredigt des Bernhard von Clairvaux. Ein Kreuzheer unter Ludwig VII. von Frankreich und Kaiser Konrad IN. belagert vergeblich Damaskus.
Dritter Kreuzzug (1189-1192), (nach der Er-1189-1192. oberung Jerusalems durch Sultan Säladin von Aegypten, 1187), unternommen von Kaiser Friedrich Barbarossa, Philipp II. August von Frankreich und Richard Löwenherz von England. Friedrich f in Etlicten im Flusse Selef (1190). Der Deutschherrenorden gegründet (§. 28, e). Akko wird er-
46 §. 25-26. Mittlere Geschichte, 476-1517.
obert und den Christen der Zutritt zu den H. Orten gestartet. Streit und Heimkehr der Fürsten. Richard Löwenherz von Herzog Leopold von Oesterreich und von Kaiser Heinrich VI. bis zur Zahlung eines Lösegeldes (1194) gefangen gehalten.
1202-1204. Vierter (sog.) Kreuzzug (1202—1204). Französische Kreuzfahrer unter Graf Balduin von Flandern und Venetianer erobern Constantinopel, zunächst für Isaak Angelus gegen dessen Bruder Alerius III. und gründen dann daselbst das lateinische Kaiser-thum (1204), welches Michael Paläölogus von Nicäa aus (1261) wieder zerstört.
Anderweitige sog. Kreuzzüge: a) der Kinder, von Südfrankreich aus (1212); b) des Königs Andreas von Ungarn gegen Damiette (bei Alerandria; 1219); c) des päpstlichen Legaten und der französischen Könige gegen die ketzerischen Waldens er und Albigenser in Südfrankreich (1209 — 1229).
1228-1229. Fünfter Kreuzzug (1228—1229). Kaiser Friedrich II., im Banne Gregor's IX., schließt einen Vertrag mit Sultan Kamel, krönt sich als „König von Jerusalem". Ein Angriff der päpstlichen Söldner auf Friedrich's Erbland Sicilien nöthigt den Kaiser zur Heimkehr.
1248-1254. Sechster und siebenter Kreuzzug (1248—1254 u.
1270). — Jerusalem von den türkischen Chowares-miern erobert (1244). Ludwig IX. der Heilige, König von Frankreich, nach der Eroberung von Damiette gefangen genommen (1248) und durch Lösegeld frei, erliegt auf einem neuen Zuge vor Tunis einer 1270. Seuche (1270). Akko und die übrigen Besitzungen der Christen in Palästina von den Mamelukken, Leib-1291. Wächtern des ägyptischen Sultans, erobert (1291).
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 47
Folgen der Kreuzzüge. Hebung der Macht der Kirche und der Fürsten. Aufschwung des Ritterthums, des Standes der Freien, des Handels und des geistigen Lebens. Zunahme von Genußsucht, Aberglaube und Sittenlosigkeit.
§. 26.
b. Die Hohenstaufen (Ghibellinen) und die Welfen (Gnelfeu).
1. Lothar von Sachsen (1125—1137) kämpft mit den 1125-1137. Staufen Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, Heinrich's IV. Enkeln; gibt Sachsen seinem Schwiegersöhne, dem Welfen H ein rich dem Stolzen,
Herzog von Bayern; hilft dem Papste gegen König Roger II. von Sicilien und empfängt Toskana (die mathildischen Güter) als päpstliches Lehen; gibt die Nordmark (1134) Albrecht dem Bären (von Askanien).
2. Hohenstaufische Kaiser, 1138 — 1254. 1138-1254.
a) Konrad III. (1138 — 1152) ächtet Heinrich 1138-1152. den Stolzen; Bayern anLeopold von Oesterreich,
Sachsen an Albrecht den Bären. Konrad's Sieg
über Welf VI. bei Weinsberg (Weibertreue; 1140); er giebt jetzt Sachsen Heinrich dem Löwen, Heinrichs des Stolzen Sohn (1142); Albrecht der Bär wird als Markgraf von Brandenburg unmittelbarer Reichsfürst. (Zweiter Kreuzzug).
b) Friedrich I. Barbarossa (1152 — 1190), Kon-1152-1190. rad’s III. Neffe, sucht das kaiserliche Ansehen in
Italien wiederherzustellen, besonders gegenüber den lombardischen Städten.
Sechs Züge nach Italien: 1) 1154—1156. Frie-dnch's Kaiserkrönung. Bestrafung des republikanischen Mönchs Arnold von Brescia. Rettung des
48 §. 26—27. Mittlere Geschichte, 476—1517.
Kaisers: in Rom durch Heinrich den Löwen,
in der Veroneser Klause durch Otto von Wittels-1156. Bach. Bayern an Heinrich d. L. (1156). 2) 1158
— 1162. Festsetzung der kaiserlichen Rechte auf dem 1162. ronkalischen Reichstag. Mailand zerstört (1162). 3) 1163 (und 1167) Bund der lombardischen
Städte unb des P. Alexander IU. wider den Kaiser und die Gegenpäpste. 4) 1166—1168; Pest in des Kaisers Heer vor Rom. Ausbreitung der Macht H e i nr i ch's bes Löwen in Deutschlanb. Bau ber Feste Alessan-brla unb Mailand's. 5) 1176. Felonie (Lehnstreu-bruch) Heinrich's d. L. Niederlage Friedrich's bei 1176. Legnano. Waffenstillstand zu Venedig (1177). Friede
zu Constanz (1183). Heinrich d. L. geächtet (1180), erhält später Braunschweig und Lüneburg. Bayern 1180. an Otto von Wittelsbach (1180), bas östliche
Sachsen an Bernhard von Askanien. 6) 1186.
Heinrich (VI.), Friebrich's Sohn, in Mailanb mit
Constanze, Erbin von Sicilien, vermählt. ' (Dritter Kreuzzug).
1190-1197. c) Heinrich VI. (1190—1197), grausam, gelbgierig;
erkämpft sich sein Erbe in Sicilien unb Neapel; will Deutschlanb zu einem Erbreich machen, stirbt (2 Jahre nach Heinrich b. L.) an ben Folgen eines kalten Trunkes.
1198-1208. d) Philipp von Schwaben (1198—1208), von ber höhenstaufischen, unb
1198-1215. Otto IV. (1198 — 1215), von ber wel fischen
Partei gewählt. Philipp burch ben Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermorbet (1208). Otto IV., sammt seinem Oheim Johann von (Snglanb (§. 28) burch Philipp August von Frankreich bei Bouvines (1214) besiegt, stirbt 1218.
1215-1250. e) Friedrich II. (1215 — 1250), Heinrich's VI.
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 49
Sohn, Mündel des P. Jnnocenz Hl., kommt 1212 als Otto's IV. Gegenkönig nach Deutschland, wird 1215 in Aachen gekrönt. (Fünfter Kreuzzug). Friedrich II. m Sicilien; (glänzendes Hofleben in Palermo). Empörung seines Sohnes Heinrich in Deutschland; allgemeines Landfriedensgesetz (1235). Besiegung der Lombarden (bei Cortenuova, 1237) durch Ezze-lino und Enzio. Streit Friedrich's mit P.Jnno-cenzl>. (1245). Gegenkönige: Raspe von Thüringen f 1247. Wilhelm von Holland, 1247—1256.
_ *) Konrad IV. (1250—1254), Friedrick's II. Sohn, 1250-1254
stirbt auf einem Zuge nach Italien; sein Bruder Manfred fällt bei Ben event (1266) gegen Karl von Anjou, den vom Papste belehnten König von Neapel und Sicilien; durch letzteren wird Konradin, der letzte Hohenstaufe, bei Tagliakozzo (1268) besiegt und dann 1268. enthauptet. — Sicilien kommt durch die sicilische Vesper (1282) an Peter von Aragonien.
3. Interregnum, 1254—1273. Richard von 1254-1273. Lorn w aIlt 3 und Alfons X. der Weise von Castilien zu deutschen Königen gewählt. Zerrüttung Deutschlands. Raubritterthum. Faustrecht.
8- 27.
C. Innere Zustände.
1. Ansehen und Macht des Papstes, als des „Statthalters Christi", bestärkt durch die isidorischen Decretalen (9. Jahrhundert), befördert durch Gregor VII. (1073 —1085) und Jnnocenz III. (1198 — 1216). Ausbreitung des Christenthums im N. und O. Europa's. Trennung der morgenländischen und abendländischen Kirche (1054). Begeisterung 1054.
Gutmann, Die wichtigsten Ereignisse. *
50 §• 27—28. Mittlere Geschichte, 476—1517.
für die Kirche und den Glauben zur Zeit der Kreuz-züge. Dann Beginn der Verweltlichung der Kirche. In Südfrankreich und Norditalien die Waldenser und Albigenser als Ketzer bekriegt (1209 — 1229). Inquisition. Die Prediger- und Beitelorden: Dominicaner (1216) und Franziscaner (1223). — Mystische (Bernhard von Clairvaur f 1153) und scholastische Theologie (Abälard f 1142; Thomas Aquin f 1274; Albertus Magnus f 1280).
2. Minderung der kaiserlichen Macht durch die Kämpfe mit den Päpsten und die Selbständigkeit der Reichsstände. Ausbildung des Ritt er Wesens (Turniere). Hebung des Handels und Gewerbwesens in den Städten (Patricier; Zünfte). Bund der Hansa
1241. (1241), rheinischer Städtebnnd (1253).
3. Die Wissenschaften gepflegt in Klöstern, seit dem 12. Jahrhundert auf Universitäten (Paris, Bologna, Salerno). Erste Blüthezeit der deutschen Poesie um 1200; die Nationalepen Nibelungenlied und Gudrun. Die Kunstepiker: Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg. Die Minnesänger wie Walther von derVogelweide. — Die Baukunst im Dienste der Kirche. Romanischer (Rundbogen-) Stil wie in den Domen zu Speier, Bamberg ; gothischer (Spitzbogen-) Stil: Kölner Dom (1248 begonnen), Straßburger Münster (Erwin von Steinbach, 1277).
§. 28.
II. Die übrigen außerdeutschen Länder von 843 — 1273.
a. Frankreich. 1. Die Karolinger, 843 — 987. Minderung ihrer Macht durch die Normannen und
Zweite Periode. 843-1273. II. Außerdeulsche Länder. 51
die großen Vasallen. Gründung der Königreiche Niederb u r g un d (879; Hptst. Arles) und H o ch b ur cj u n d (888); beide vereinigt 930; kommen an Deutschland 1033 (§. 24). 2. Die Capctinger (in gerader Linie 987— 1328) kommen mit dem Herzog Hugo Capet 987-1328. zur Regierung. Ihre Kämpfe mit den Vasallen und (unter Philipp II. August) mit den Engländern und (unter Ludwig VIII., §. 25) den Albigensern. _ Ludwig VII., Philipp II. August und Ludwig IX. der Heilige betheiligen sich an den (2.,
3- und den beiden letzten) Kreuzzügen. Blüthe der Poesie in der Provence (Troubadours) und in Nord-fr an fr eich (Trouvöres). Hebung der Königsmacht.
b. England. 1. Angelsachsen und Danen, 827— 827-1066. 1066. Egbert vereinigt bie sieben angelsächsischen zu Einem Königreiche England (827), welches burch Alfred den Großen (871 — 901) vielseitig gehoben, zur Zeit Kanut d. Gr. mit Dänemark vereinigt wird (1016-1041). 2. Normannische Könige, 1066—1154. Wil- 1066-1154. Helm der Eroberer, Herzog von der Normandie, erobert England durch die Schlacht bei Hastingö (1066). Ausbildung ber englischen Sprache und Nationalität. 3. Hans Anjou oder Plantagenet,
1154- 1399, beginnt mit Wilhelm's I. Urenkel Heim 1154-1399 rich II., ber Westfrankreich und Irland beherrscht, und bessen Söhnen: Richard Löwenherz (3. Kreuz-zug) und Johann ohne Land, der die französischen Lehen verliert (§. 26), sein eigenes Land von P. Jnnocenz III. zu Lehen nimmt und die magna Charta (Grundlage der englischen Verfassung) bewilligt (1215). Unter Heinrich III. (f 1272) Anfänge 1215. des englischen Unterhauses (Abgeordnete der Städte und Flecken).
4 *
52 §• 28—29. Mittlere Geschichte, 476—1517.
c. Aus der pyrenäischen Halbinsel: 1. Im S. das
Chalifat von Cordoba, 756— 1031 (Blüthe der Wissenschaften und Künste im 10. Jahrhundert). 2. Die christlicken Reiche (erstarken in den Kämpfen mit den Mauren, die 1257 aus GranLda beschränkt werden): im NW. Asturien oder Leon, 1037 vereinigt 1099. mit Castilien (der Cid, t 1099, Feldhauptmann des trefflicken K. Alfons VI.; über Alfons X. s. §. 26 a. E.); im NO. Aragonien mit Catalonien; im N. Navarra; (die drei spanischen Ritterorden gegen die Ungläubigen); im W. Portugal, Königreich 1139. seit 1139 durch Alfons L, Sohn Heinrich's von Burgund.
d. Die Normannen. L Seit 911 unter Rollo (Robert) im NW. Frankreichs (Normandie). 2. Von 1022 — 1189 in Unteritalien; Robert Guiscard päpstlicher Vasall (f. §. 24, 3); Roger II., König beider Sicilien (1130); seine Tochter Constantia, Gemahlin K. Heinrich's VI. 3. L-eit 1066 in England (s. o.). 4. In Dänemark: Kannt d. Gr. (1014—35) beherrscht auch Sckleswig, Norwegen und England. Ausbreitung der däniscken Mackt über die Ostseeländer unter Waldemar I. und II. (um 1200).
e. Der Osten Enropa's. 1. In Preußen Verbreitung deutscker Kultur durch deu D eut sck Herren-orden (§. 25) unter Hermann Balk (seit 1228), Hauptsitz Marienburg. 2. In Polen Herrschaft der Pi asten (840-1370). Blüthe unter Boleslaw dem Ruhmreichen (um 1000). 3. In Rußland das Haus RuriE (862—1598). 4. In Ungarn seit dem 9. Jahrhundert Herrschaft der Arpaden (bis 1301). Einführung deß Christen thum s in Polen, Rußland und Ungarn (Stephan d. Heilige) um das Jahr 1000; die
Dritte Periode, 1273—1517. I. Deutschland. 53
Russen zur griechischen Kirche. — 5. Das byzantini-
sche Reich unter den Macedonischen Kaisern und den Komneneu, von den Muhammedanern bedrängt, in die Kreuzzüge verwickelt; lateinisches Kaiserthum (1204 — 1261). 6. Das Chalisat von Bagdad (750 — 1258) wird durch die türkischen Seldschucken im I I.Jahrhundert bedrängt und von den Mongolen oder Tataren unter Dschingis Chan zerstört; diese dringen unter Batu Chan nach Deutschland vor, besiegen den Herzog Heinrich von Schlesien bei Liegnitz (1241), 1241.
kehren aber dann über Ungarn nach Asien zurück.
Dritte Periode.
Von Rudolf von Habüburg bis )nr Reformation,
1273 — 1517 nach Chr.
I. Deutschland».
S- 29.
A. Kaiser aus verschiedenen Käufern, 1273—1437.1373 1437.
a. Das Haus Habsburg und das Haus Nassau.
1. Rudolf I. von Hadsbnrg (1273—1291), auf 1273-1291. den Rath des Erzbischofs Werner von Mainz gewählt,
liegt über König Ottokar von Böhmen, auf dem Marchfelde (1278), vermehrt den Habsburger 1278. Haus besitz (durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen) und stellt durch Demüthigung der Raubritter den Landfrieden her.
2. Adolf von Nassau (1291 — 1298) sucht Thü- 1291-1298-ringen, das Erbe der Söhne des Landgrafen Albrecht,
von diesem zu kaufen, wird von den Reichs fürsten abgesetzt, fällt bei Göllheim (1298) gegen Albrecht L
54 §. 29. Mittlere Geschichte, 476-1517.
1298-1308. 3. Albrecht I. (1298 — 1308), Rubolf's I. Sohn,
sucht vergeblich seine Hausmacht zu erweitern durch Thüringen und Böhmen, der Sage nach auch durck die Schweizer Urcantone (Sckwiz, Uri, Unterwalden, durch den ewigen Bund zu Brunnen 1291 vereinigt; der Sage nach durch den Schwur auf dem Rütli 1307 verbunden; der Landvogt Geßler von Tell er; schossen). Albrecht ermordet von seinem Neffen Joh ann von Schwaben (Parriclda).
b. Das Haus Luxemburg und das Haus Wittelsbach.
1308-1313. i. Heinrich VII. Don Luxemburg (1308 —1313).
Sein Sohn Johann erwirbt Böhmen. Die Schweizer Waldstätten reichsunmittelbar (1309) Heinrich VII.
sucht die deutsche Herrschaft in Italien herzustellen; stirbt aber bei Siena, bald nach der Kaiserkrönung.
1314-1347. 2. Ludwig der Bayer sWittelsbach; 1314—1347)
und Friedrich der Schöne (Albrecht's I. Sohn;
1314-1330. 1314—1330). Leopold, Friedrich's Bruder, wird 1315. von den Schweizern am Morgarten (1315), Friedrich
1322. von Ludwig d. B. bei Ampfing (und Mühlbors, 1322)
besiegt. Friedrich, zuerst Gefangener auf ber Traus-nitz, bann (1325) von Lubwig als Mitregent angenommen, -j- 1330. Lnbwig im Banne Joh ann's XXII. 1338. Durck ben Knrvcrein ZU Rense (1338) wirb bie Kaiser-
wahl unabhängig von den (1308—1378 in Avignon resibirenben) Päpsten. Lubwig b. B. erwirbt Br an b en-burg (1324), Tirol (burch Vermäblung seines Sohnes Lubwig mit Margaretha Manltasch 1342) nnb H ol-lanb (1346), trennt bas Haus Wittelsbach (1329 — 1777) in bie ludwig'sche und rubolftsche Linie; stirbt im Banne 1347.
1347-1378. 3. Karl IV. (1347—1378), Enkel Heinrich's VII.
Dritte Periode, 1273—1517. I. Deutschland. 55
Der Gegenkönig Günther von Schwarz bürg f 1349.
Karl stiftet bie Universität Prag (1348), erwirbt Schlesien, bie Lausitz, Branbenburg (1373), gibt bie goldene Bulle (1356), nach welcher bie sieben Kur- 1356.
fürsten (von Mainz. Köln urtb Trier, von Böhmen,
Sachsen-Wittenberg, Pfalz nnb Brandenburg) ben Kaiser wählen. Schwarzer Tob (1350). Flagellanten. Judenverfolgungen.
4. Wenzel (1378 —1400, f 1419), Karl's IV. 1378-1400. Sohn. Sieg ber Schweizer burch Arnolb von Winkelrieb beiSempach über Leopolb von Oesterreich (1386). 1386.
Nieberlage bes schwäbischen Stäbtebnnbes gegen
(Sb er Harb ben ©reiner bei Döffingen unb bes rheinischen gegen Ruprecht I. von ber Pfalz bei Worms (1388). Wenzel, träge unb grausam (gegen 1388.
ben Generalvicar Johann Nepomuk), wirb abgesetzt (1400).
5. Ruprecht von der Pfalz (Wittelsbach; 1400 — 1400-1410. 1410) wirb nicht allgemein anerkannt. Immer größere Selbststänbigkeit ber Reichsfürsten. Nach Ruprecht's
Tobe brei Kaiser (Wenzel, Sigisrnunb, Jobst von Mähren), brei Päpste (Concil zn Pisa 1409).
6. Sigismund (1410— 1487), Wenzel's Bruber. 1410-1437. Costnitzcr Concil (1414— 1418). Enbe ber Kirchen-1414-1418. spaltuug. Die Reform ber Kirche burch bie Wahl bes
neuen Papstes (Martin V.) vereitelt. Hns (1415) unb 1415.
Hieronymus (1416) verbrannt. Friedrich (VI.) von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg, mit ber Mark unb Kur von Brandenburg belehnt (1415). Der Hussitenkrieg (1419 — 1436) unter Ziska (f 1424) 1419-1436. nnb ben beiben Pro k,6pins. Das Baseler Concil (1431—1449) gestattet (gegenüber ben Taboriten)
56 §. 29—31. Mittlere Geschichte, 476 — 1517.
ben gemäßigteren Hufsiten (Calirtinern ober Utraquisten) ben Kelch im h. Abendmahl.
s. 30.
B. Kaiser aus dem Kaufe Kaösöurg, 1438-1740. 1438-1740 (1806).
1438-1439. 1. Albrecht II. (1438—1439), als Sigismund's
Schwiegersohn Erbe von Böhmen unb Ungarn, stirbt nach ber Rückkehr von einem Türkeukriege.
1440-1493. 2. Friedrich III. (IV.), Albrecht's Vetter (1440—
1493), schwach unb unthätig; a) muß in Böhmen Georg Poditzbrad, in Ungarn Corvinus, £)unyab'6 Sohn, als König anerkennen unb vor letzterem sich aus Wien flüchten (1485 — 90). b) Fehden: mit ben Schweizern, bie sich von Deutschland lossagen; in Sachsen (Prinzenraub 1455; Ernst unb Albrecht), in Franken unb Schwaben (Markgraf Albrecht Achilles gegen Nürnberg, 1450), in ber Pfalz (gegen Friebrich ben Siegreichen, 1462). — c) Nieberlage Karl's des Kühnen, Herzogs von Burg unb, gegen bie Schweizer
1476. bei ©ranQon, bei Murten (1476) unb bei Nancy
1477. (1477). Karl's Tochter Maria vermählt mit Mari; mitian von Oesterreich. Herzogthum Burgunb an Frankreich. Nieb erlaube unb Branche Co rnte an Oesterreich.
1493-1519. 3. Maximilian I. (1493—1519), „der letzte Ritter".
a) Seine Kämpfe in Italien gegen Venebig (Ligue zu Cambray 1508) unb um Mailand (H. Ligue 1514), bas zwar ber König Subfeig XII. von Frankreich an bas Haus Sforza verliert (1530), aber K. Franz I. (durch die Schlacht bei Marignano 1515) wieder erobert.
1495. b) In Deutschland: ewiger Landfriede (Worms
Dritte Periode, 1273—1517. I. Deutschland. 57
1495), Reichs kammergericht (in Frankfurt, 1530 in Speier, 1690 in Wetzlar). 1512 zehn Landfrie- 1512. denskreise (öftcrr., bayer., sack s., fränk., oberrhein., niederrhein., bürg., westf., obersächs., niedersächs. Kreis).— c) Philipp ber Schöne, Max' I. Sohn, vermählt mit Johanna, Tochter unb Erbin Ferdinanb's von Aragonien unb Jsabella's von Casti lien; Phi-lipp's Kinber: Karl unb Ferbinanb; letzterer vermählt mit Anna, Sckwester Lnbwig's II., bes letzten Königs von Ungarn unb Böhmen.
S. 31.
C. Innere WerHättnisse Deutschlands.
1. Im Reich: weitere Abnahme ber kaiserlichen Mackt gegenüber ben Reichsstänben. Faustrecht. Vehm-g eri ch te (in Westfalen). Sckwinben bes ritterlichen Geistes (Söldnerwesen, Lanbsknechte). Wachsthum ber Stäbte: ber Hansa (Lübeck, Köln), ber oberbeutschen Stäbte (Straßburg, Basel. Ulm, Augsburg, Regensburg); schwäbischer Stäbtebunb um 1377. ' Be- 1377. brückung bes B auernstanb es burch den Abel.
2. In ber Kirche: Abnahme ber christlichen Zucht bei Geistlichkeit unb Volk. Mystiker (Tauler in Straßburg, j 1361; bie Brüber vom gemeinsamen Leben; Thomas von Kempen, f 1471).
3. Wissenschaften gepflegt auf Universitäten (Prag 1348, Wien 1365, Heibelberg 1386, Leipzig 1409, Jngolstabt 1472, Wittenberg 1502 u. a.); burch bie classischen Stubien ber Humanisten (Agrlcola, Reuchlin t 1522, Erasmus f 1536).
4. Verfall ber Poesie. Meistersang (Hans Sachs
58 §. 31—33. Mittlere Geschichte, 476-1517.
1 1576). Volkslieder. Satiriker(Seb. Braut -j-1521).— Chroniken. Sagen in den Volksbüchern.
5. Kunst. Maler: van Eyk aus Brügge (1-1445), Albrecht Dürer aus Nürnberg (f 1528). B i ld-hauer: die Nürnberger Adam Kraft (f 1507) und Peter Bischer (f 1529).
6. Erfindungen: Schießpulver durch Berthold 1340. schwarz um 1340; Buchdruckerkunst durch Joh. 1440. Guttenberg aus Maiuz um 1440.
§• 32.
II. Die außerdeutschen Länder von 1273—1517.
a. Italien. 1. Neapel unter dem Hause Anjou seit 1266; (sammt ©teilten) zu Aragonien 1504 — 1713. — 2. Rom; Streit des P. Bonifaeius VIII. (1294—1303) mit Philipp dem Schönen von Frankreich. 1308-1378. Die Päpste in Avignon (1308 — 1378); Schisma 1378-1418. (Päpste zugleich in Rom nnd Avignon 1378 —1418).
Wichtige Päpste: Pius II. (— Aeneas Sylvius,
1458—1464). (AI er ander VI. Borgia, 1492-1503, der unwürdigste Papst). Julius II. (1503 —1513), Leo X. (Medici, 1513 — 1521). 3. Florenz. Kunst unb Wissenschaft begünstigt durch Co smo (1434) und Lorenzo von Medicis (1480). Die Renaissance s. folg. Periode. 4. In Mailand herrschen (1311 — 1447) die Visconti, dann die Sforza (§. 30, 3). 5. Venedig, gegründet 452, seit 697 unter Dogen, bis zum 16. Jahrhundert Ausbreitung der Macht und des Handels der Venetianer; siegreiche Kämpfe mit der gleichfalls durch Handel blühenden Republik Genua. Herrschaft der Aristokratie (der Rath der Zehn).
Im 14. Jahrhundert Blüthe der italienischen Dicht-
Drille Periode, 1273—1517. II. Außerdeutsche Länder. 59
kunst (Dante. Petrarca, Bocaccio). Wiederaufleben des classischen Alterthums.
b. Frankreich. 1. Capetinger (987—1328). Aufhebung des Templerordens (1312) durch Philipp den Schönen. 2. Haus Valois, 1328—1498 (1589). 1328-1589. Mehr als hundertjähriger Krieg mit England (1339 — 1453). Die Engländer siegen bei Crecy (über Philipp VI., 1346) und bei Azincourt (über Karl VI., 1346. 1415). Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Or- 1415. leans entsetzt Orleans und führt Karl VII. zur Krönung in Reims (1429), wird verbrannt von den Eng- 1429. ländern (1431). 3. Haus Orleans, 1498 —1515 (Ludwig XII., §. 30, 3) und Haus Angouleme, 1515 —1589 (Nebenlinien von Valois).
^ c. England. 1. Haus Plantagenet, 1154—1399.1154-1399. Der schwarze Prinz, Eduard's III. Sohn, siegt bei Crecy (1346) und erobert Calais. Richard II.,
Sohn des schwarzen Prinzen, wird entthront 1399.
John Wicliffe, Professor in Oxford (f 1384), Gegner des Papstthums. 2. Haus Lancaster, 1399—1461.1399-1461. Heinrich V., Sieger von Azincourt (1415). Krieg der weißen(Nork) und rothen (Lancaster) Rose (1455 —1485). 3. Haus York 1461—1485. Richard III. 1461-1485. fällt bei Bosworth (1485) gegen Heinrich Tudor.
4. Haus Tudor, 1485—1603. Heinrich VII. beendet 1485-1603. den Krieg durch Vereinigung der beiden Rosen.
§. 33. Fortsetzung.
d. Pyreniiische Halbinsel. 1. Spanien. Ferdinand d. Katholische von Aragonien, vermählt mit Jsabella von Castilien (§. 30, 3). Granäda, letzte Besitzung der Mauren in Spanien, unter Jsa-
60 §• 33. Mittlere Geschichte, 476—1517.
Bella erobert (149*2). Inquisition. Entdeckung Amerikas durch den Genuesen Christoforo Columbo, unterstützt von Castilien (erste Reise 3. Aug. bis 12. Okt. 1492. 14 92; Insel San Salvador). Cortes entdeckt
Merico (1521) und (Kalifornien (1536), Pizarro das goldreiche Peru (1529). Ferd. MagelhLens, ein Portugiese in spanischen Diensten, verstickt eine Welt-umseglung (1519 — 21). Negersklaven in Westindien (Der Dominikaner Las Casas 1550).
2. Portugal. Länderentdeckungen unter Heinrich dem Seefahrer f 1463 (Madeira, Azoren, Cap Verde). Cap der guten Hoffnung durch Bartholomäus
1486. Diaz (i486). Seeweg nach Ostindien durck V as co
1498. ba Gama (1498.) Daselbst portugiesische Niederlassun-
gen. Brasilien entdeckt durch Cabral (1500).
Durch diese Entdeckungen Hebung des Welth and els und der Erdkunde (Erdglobns des Nürnberger Martin Behaim, f 1506).
e. Der Norden und Osten Europas. 1. Skandinavien (Schweden, Norwegen und Dänemark) ver-1397-1523. einigt in der Calmarischen Union (1397 — 1523) durch Margaretha von Dänemark. 2. In Preußen Blüthe des Deutsch h err enord ens unter Winrich 1366. von Kniprode (1366); Verfall seit 1400; im 2. Fiie-
1466. den zu Thorn (1466) Westpreußen an Polen,
Ostpreußen polnisches Lehen, Hptst. Königsberg.
3. Polen. Mit dem um die Volksbildung verdienten Casimir d. Gr. Aussterben der Pi asten 1370.
1386-1572. Unter den Jagellonen, 1386— 1572, (nach Ludwig d. G von Ungarn) reicht Polen vom schwarzen bis zum baltischen Meer. Wla dislaw III., König von 1444. Polen und Ungarn, fällt bei Varna (1444) gegen die
Türken. 4. Ungarn, nach dem Aussterben der Ar-
Dritte Periode, 1273—1517. Is. Außerdeutsche Länder. 61
päben (1301) ein Wahlreich. Blüthezeit unter Ludwig b. Gr. (auch König von Polen, f 1382). Verfall unter Sigismund unb Albrecht II. (§. 29 u. 30). Neue Blüthe unter Hunyab, bem tapferen Kämpfer gegen bie Türken, unb bessen Sohn Corvintts (j 1490; §. 30, 2). Ungarn mit Böhmen vereinigt (1490). Nach Ludwig's II. Tob (f 1526) Ungarn unb Böhmen an Ferbinanb von Oesterreich.
5. Rußland,von 1237—!477benMongolen unterworfen. Frei burch ben Czar Iw an b. Gr., ber auch bie Republik Nowgorod unterwirft. 6. Herrschaft ber türkischen Osmanen, begrünbet burch Osm an I. (1299), ausgebreitet burch bie Janitscharen unter Mu-rab I. (seit 1375 in Abrianopel) unb unter B a-jazet I., ber bie Ungarn (unter Sigismund) bei Ni-köpolis(1396) besiegt; vorübergehenb beschränkt burch beu Mongolenherrscher Ta merlan (1402). 7. Die Pa-
läologen seit 1261 auf bem byzantinischen Thron. Eroberung Constantinopels burch bie Türkeu (Ma-hommeb II.); Ende des byzantinischen Reiches (1453).
1526.
1453.
1517.
III. Neuere Geschichte.
Von Der Reformation bis auf vie Gegenwart, 1517 — 1873.
Erste Periode.
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden,
1517—1648.
I. Deutschland.
S- 34.
A. Z>ie Deformation öis zu Luthers Uod (1546).
1. Die Reformation, veranlaßt durck den im 15. und 16. Jahrhundert erfolgten Umschwung in dem Leben der europäischen Völker (Erfindungen, bes. Schießpulver und Buchdruckerkunst; Länderentdeckungen; Humanismus) uud durch die allgemeine Sehnsucht nach einer „Verbesserung der Kirche au Haupt und Gliedern"; begonnen a) in Deutschland durch I)r. Martin Luther (geb. zu Eisleben den 10. Nov. 1483, f daselbst 1546), welcher am 31. Okt. 1517 gegen den Ablaßhandel des Dominikaners Tetzel 95 Sätze an der Schloßkirche zu Wittenberg anschlägt (Philipp Me-lanchthon, Luthers Freund und Gehilfe im Reforma-tionswerke, seit 1518 Professor in Wittenberg, f 1560); b) in der Schweiz begonnen durch den Züricher Pfarrer Ulrich Zwingli (f 1531 in der Schlacht bei Kappel), fortgeführt durch Johann Calvin (f 1564 in Genf).
2. Luther vor Cajetan in Augsburg 1518, disputirt mit Dr. Eck in Leipzig 1519, verbrennt die
Erste Periode, 1517—1648. I. Deutschland. 63
Bannbulle Leo's X. 1520, vertheidigt seine Lehre auf dem Reichstage zu Worms vor Kaiser Karl V. 1521, beginnt die Bibelübersetzung aus der Wartburg 1521 (vollendet 1534), predigt gegen die Bilderstürmer (Karlstadt) in Wittenberg 1522, tritt in den Ehestand mit Katharina von Bora (1525).
3. Bauernkrieg in Franken, Schwaben und Thüringen (1524), Hinrichtung Thomas Münzer's in Frankenhausen (1526). Wiedertäufer in Münster (1533 — 1535; Johann von Leyden».
4. Torgauer Bündniß der evangelischen Reichsstände (1526); ihr Protest auf dem Reichstag zu Speier (1529) wider das Verbot der evangelischen Lehre (Protestanten).
5. Luthers Katechismus (1529). Reichstag zu Augsburg 1530; Überreichung der Augsburger Consession der Evangelischen. Verbot der evangelischen Lehre. Schmalkalder Bund der evangelischen Fürsten (1531). Nürnberger Religionsfriede (1532).
6. Ausbreitung der Reformation in Kursachsen (Friedrich der Weise f 1525, Johann der Beständige t 1532, Johann Friedrich der Großmüthige f 1554), in Hessen und Norddeutschland; in Ostpreußen, welches Albrecht von Brandenburg in ein weltliches Herzogthum unter polnischer Oberhoheit verwandelt (1525), in Brandenburg (1539), in Süddeutschland (mit Ausnahme Bayerns).
7. Gegen die Reformation: der Jesuitenorden (Ignaz Loyola, 1534); das Tridentiner Concil, 1545—1563.
1521.
1524.
1529.
1530.
1525. 1534.
s. 35.
B. Kaiser Karl I. (1519—1556, f 1558), Sohn 1519-1556.
64 8- 35—36. Neuere Geschichte, 1517—1873.
1525.
1544.
1529.
1547.
1552.
1555.
1558-1564.
Philipp's des Schönen, Beherrscher von Oesterreich, Neapel, Spanien und den Niederlanden.
1. Vier Kriege (1521-1544) mit Franz I., König von Frankreich. Schlacht bei Pavia 1525; Franz I., Karl's Gefangener. Rom von den Kaiserlichen erstürmt (1527). Andreas Doria, genuesischer Admiral, geht zu Karl V. über; hierauf Friede zu Cambray J529. Im vierten Krieg das Reichsheer in Frankreich; daraus Friede zu Crespy (1544): Mailand wird Reichslehen; Burgund bleibt bei Frankreick).
2. Sultan Soliman II. siegt bei Mohäcs über Ludwig II., K. von Ungarn uud Böhmen (1526); rückt vor Wien 1529 und 1532 nochmals nach Ungarn. — Karl V. erobert Tunis (1535); sein unglücklicher Zug vor Algier (1541).
3. Schmalkaldischer Krieg (1546 — 1547). Johann Friedrich der Großmüthige und Philipp, Landgraf von Hessen, in der Schlacht bei Mühlberg a. d. Elbe (23. April 1547) von Karl V. und seinem Verbündeten, dem protestantischen Moritz, Herzog von Sachsen, besiegt und gefangen genommen. Augsburger Interim (1548); Moritz mm gegen ben Kaiser. Passau er Vertrag (1552). Augsburger Religionsfriede (1555). Geistlicher Vorbehalt, nach welchem geistliche ReichS]tände beim Uebertritt zur evang. Konfession Lanb unb Stand verlieren. — Karl V. legt bie Regierung nieber 1556; f 1558 im Kloster St. Iust in Spanien. Karl's Sohn Philipp II. erhält Spanien unb Neapel (auch Mailand), Karl's Bruder Ferdinand die Reichsverwesung.
C. Deutschland von 1558—1618.
I. Kaiser Ferdinand I. (1558—1564), Karl's V.
Erste Periode, 1517—1648. I. Deutschland. 65
Bruder, friedliebend und milde. 2. Maximilian II. 1564-1576. 2564ri57?) tolerant. 3. Rudolf II. (1576-1612): 1576-1612. fu)tottd)e Jiegierung. (Gegenreformation der Jesuiten. Evangelische Union (Friedrich IV. von der Pfalz) 1608. 1608.
Katholische Liga (Maximilian I. von Bayern) 1609. 1609.
Majestätcsbrief für die Protestanten in Böhmen (1609)v 4. Matthias (1612 — 1619) überläßt seinem 1612-1619. fetter Ferdinand, einem Jesuitenzögling, die Regierung in Ungarn und Böhmen.
§. 36.
v. Dreißigjähriger Kriegs 1618—1648. 1618-1648.
1. Böhmisch-psälzer Periode (1618—1624). Aus- 1618-1624. [ k tn drag (23. Mai 1618). Friedrich V. von ber Pfalz, König von Böhmen. Kaiser Ferdinand II.
(Ibl9 —1637), Feind der Protestanten. Die Katho-1619-1637. Ilsen unter Mjtrimilian I. von Bayern und Tilly siegen über Friedrich's V. Heer (unter Christian v..Anhalt und Graf v. Thurn) am weißen Berae 6et Prag (8. Nov. 1620). Böhmen katholisch. Ernst 1620. von Maitöfeld, Georg Friedrich von Baden,
Christian von Braunschweig kämpsen in der Pfalz für den geächteten Friedrich V. Maximilian I. wird Pfalz er Kurfürst (1623).
mrr. 2' Niedersächsisch-dänische Periode (1624—1630). 1624-1630. Albrecht von Wallenstein (Herzog von Friedland), kaiserlicher Generalissimus, siegt Über Mansfeld bei Dessau (1626) Tilly über Christian IV., König von
,?aS ' rrUta r am Barenberge (1626). Tilly 1626.
tn Holstern; Wallenstein m Schleswig und vor Stral-)und (1628), wird Herzog von Mecklenburg. Resti-runonsedlct gegen die Protestanten (6. März 1629) 1629.
©utmann, Die wichtigsten Ereignisse. 5
66 §• 36—37. Neuere Geschichte, 1517-1873.
Lübecker Friede mit Dänemark (22. Mai 1629). Absetzung Wallensteins (1630).
1630-1636. 3. Schwedische Periode (1630 — 1636). Gustav
Adolf, König von Schweden, landet in Pommern 1630. (24. Juni 1630). Zerstörung Magdeburg's
1631 (10- Mai 1631) durch Tilly und Pappenheim. Georg
(Mai). Wilhelm von Brandenburg und Johann Georg von
Sachsen, jetzt erst verbündet mit Gustav Adolf, der 1631 bei Breitenfeld und Leipzig (17. Sept. 1631) über
(7.Sept.) Tilly siegt. Gustav Adolf nach Franken und Bayern.
Tilly, am Lech besiegt, f 1632. Wallenstein und Gustav Adolf bei Nürnberg. Schlacht bei Lüheil 1632. (6./16. Nov. 1632): Gnst. Adolf f; die Schweden
(6. Nov.) [{eggn. — Wallenstein nach Böhmen; ermordet zu
1634. Eger (25. Febr. 1634). Die Schweden unter Bernhard von Weimar und Horn bei Nördlingen von den Kaiserlichen unter Gallas besiegt (1634). Prager Separatfriede zwischen dem Kaiser, dem Kur-
1635. fürsten von Sachsen unb^ anderen Reichsständen (1635).
1636-1648. 4. Schwedisch-französische Periode (1636—1648).
Die Franzosen (Richelieu) mit bett Schweden (Are! Orenstierna) gegen Habsburg verbündet; verwüsten Deutschland. Kaiser Ferdinand HI. (1637—1657). Bernhard von Weimar f am Oberrhein (1639); (Sonde und Turenne, französische; Bauer, Tor-stenson (Sieg bei Leipzig 1642), Wränget und Königs mark, schwebische Felbherren.
1648. 5. Westfälischer Friede (1648) zu Münster und
Osnabrück. Frankreich erhalt den Elsaß; Schweden: Vorpommern und Rügen; Branbenburg: Hinterpommern, Magbeburg; Bayern: bieOberpfalz. Eine 8. Kur für bie Rheinpfalz. Niederlande und Schweiz unabhängig. Freie Religionsübung
Erste Periode, 1517 — 1648. I. Deutschland. 07
für Lutheraner und Reformirte. Normaljahr 1624.
Auflösung der Einheit Deutschlands durch die Selbständigkeit der vielen Landesherren. Deutschlands Wohlstand vernichtet. Einmischung Fremder in die deutschen Angelegenheiten.
8- 37.
II. Die außerdeutschen Lauder von 1517 — 1648.
A. Frankreich. 1. Haus AngoulZme (Nebenlinie 1515-1589. von Valols und Orleans), 1515 — 1589. Franz I.
1 1547 (seine Kriege wegen Mailand }. §. 35). Heinrich II. (t 1559) besetzt Metz, Tonl und Verdun (1552), gewinnt Calais (1558). Seine ränkesüchtige Wittwe Katharina von Medici; seine drei Söhne'
Franz II. (f 1560), Gemahl der Maria Stuart;
/>aiJo«vF‘ 1574) und Heinrich III. von Anjou (j-1589). Neun Hugenottenkriege (1562—1598).
Die Parteien der Guisen und der Bourbonen. Ermordung von Protestanten im Blutbad zu Vassy (1562) durch das Gefolge der Guisen. Pariser Blut-Hochzeit (Bartholomäusnacht, 24./25. August 1572). 1572.
Der prot. Bourbon Heinrich von Navarra vermählt mit Margarethe von Valois. Ermordung des greisen Hugenottenhelden Admiral Coligny und mehr als 30,000 seiner Glaubensgenossen. — Der sittenlose Heinrich III. (1573 Wahlkönig von Polen) von dem Dominikaner Element ermordet (1589)
,!A 2. 5><mü JBourioti, 1589-1792 (1830). Sjein= 1589-1792. rta) _iv. von vcavarra kämpft gegen die (wider die Re-formtrten und für die Guisen auftretende) h. Ligue und gegen Spanien; wird katholisch; gibt aber im
* 9iantc8 (1598) den Protestanten freie Re- 1598.
68 §• 37—38. Neuere Geschichte, 1517—1873.
ligionsübung. Weise Verwaltung des Landes unter dem Prot. Minister Snlly. Heinrich IV., mit abenteuerlichen Plänen einer christlich-europäischen Republik beschäftigt, wird ermordet durch Ravaillae (1610). Ludwig XIII. (1610 — 1643), ein schwacher Regent. Sein Minister Richelieu (| 1642), wie schon Heinrich IV., ein Gegner des Hauses Habsburg, sucht die königliche Macht zu heben. Stiftung der Academie frangaife (1635).
B. England und Schottland. 1. Haus Zubor (1485—1603). Heinrich VIII. (1509—47; sechs Gemahlinnen) sagt sich vom Papste los und macht sich zum Oberhaupte der englischen Kirche. Die Reformation, begonnen durch Erzbischof Cranmer unter Hein-rich's Sohn Eduard VI. (f 1553), blutig verfolgt durch Heiurich's katholische Tochter Maria (f 1558; Gemahlin Philipp's II.), vollendet durch Maria's Halb-1558-1603. schwester, die jungfräuliche Königin Elisabeth (1558— 1603). Die 39 Artikel der englischen Episcopal-kirche. Der Calvinismus (Presbyterianer) durch Jo-hauu Knor in Schottland verbreitet. Maria Stuart, Urenkelin Heinrich's VII. von England, Königin von Schottland (1. Gemahl K. Franz ü.; 2.Darnley,-j-1567; 3. Bothwell), wird wegen Verschwörungen gegen Eli-1587. sabeth hingerichtet (1587).— Begründung der englischen Seemacht nach Besiegung der spanischen „unüberwindlichen Armada" (1588). Ostindische Handelscompagnie (1600). Weltumseglung Franz Drake's (1580). Colonisation Nordamerikas (Virginien). Blüthe der Literatur (Shakespeare).
2. Haus Stuart (in Schottland seit 1371,) in 1603-1714. Großbritannien und Irland von 1603 —1714.
Jacob I. (f 1625), Maria Stuart's Sohn. Pul-verv ersch w öruug der Katholiken (1605). Karl I.
Erste Periode, 1517—1648. II. Außerdeutsche Länder. 69
begünstigt die katholische Kirche. Seine Willkürregierung; das lange Parlament. Rebellion. Krieg zwischen dem königlichen und dem Parlamentsheere (der Independenten).
Karl I. flieht zu den Schotten, wird an das Parlament ausgeliefert (1647) und enthauptet (1649). England 1649. wird Republik.
C. Die pyrenäijche Halbinsel. 1. Spanien. Haus Habs bürg, 1516 — 1700. Karl I. (Y.) begründet die 1516-1700. unumschränkte Königsmacht. Inquisition unter dem despotischen Philip p II. (1556 — 1598), Karl's I.
Sohn. Kriege mit Frankreich, England und den Niederlanden (s. untenD). Philipp'sII. Sohn DonKarlos.
Unter Philipp III. (f 1621) Vertreibung der M o-risken (getaufte Mauren). Philipp IV. (f 1665).
Spanien, (durch Unterstützung Oesterreichs im 30jährigen Krieg) mit Frankreich in Krieg verwickelt, verfällt mehr und mehr; jedoch noch Blüthe der spanischen Dichtkunst und Malerei. 2. Portugal mit Spanien vereinigt, 1580 —1640; dann das Haus Braganza. 1580-1640.
S. 38.
D. Die Niederlande seit 1555 unter der Herr- 1555. sch (ist Philipp's II. von Spanien. Inquisition (Cardinal Granvella). Statthalterin Margaretha von Parma (1559 — 1567). Bund der Geusen (1565). Freiheitskrieg der Niederlande, 1568— 1648.1568-1648. Der „Blutrath" des grausamen Statthalters Herzog Alba (1567 — 1573). Egmont und Hoorn in Brüssel hingerichtet (1568). Utrechter Union der sieben nördlichen, reformirten Provinzen unter Wilhelm von Oranien (1579). Die „unüberwindliche" Ar- 1579.
mada Philipp's II. wird vernichtet (1588) durch Stürme 1588.
unb durch die Tapferkeit der die Niederlande unterstützenden
70 §• 38—39. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Engländer. Blüthe der holländischen Seemacht (ostindische Handelscompagnie, 1602), des Handels, der 1648. Wissenschaften und Künste. 1648 Unabhängigkeit der Republik der Niederlande anerkannt.
Italien. 1. Im Kirchenstaate unter P. Gregor XIII. die Verbesserung des Kalenders (§.2,1). 2. Sicilien, Neapel, seit 1556 auch Mailand spanische Provinzen. 3. Floren; unter den Mediceern, 1531 Herzogthum, 1569 Großherzogthum (Toskana). 4. Die Republik Venedig sinkt seit der Entdeckung des neuen Seeweges nach Indien; verliert Cvper n an die Türken (1571). 5. In Malta seit 1530 die aus Ey-pern vertriebenen Johanniter.
k'. Der Norden und Osten Enropa's. 1. Skandinavien. Schweden reißt sich unter Gustav I. 1523. Wasa von Dänemark (Christian II.) los (1523).
Hieraus Einführung der lutherischen Konfession. Gustav II. Adolf, Gustav Wasa's Enkel, kämpft glücklich gegen Polen (Lievland) und Rußland; fällt bei Leipzig (1632; s. §• 36). Seine Tochter Christine wird katholisch und entsagt der Regierung (1654). — Dänemark unter Friedrich I. lutherisch (1527).
2. Das Herzogthum Preußen mit Brandenbnrg 1618. unter Johann Sigismund vereinigt (1618).
3. Polen nach bem Aussterben der Jagellonen 1572. ein Wahlreich (1572—1791); erster Wahlkönig Heinrich III. von Anjou (s. §. 37).
4. Rußland. Czar Iwan II. (f 1584), ber Schreckliche, der Selbstherrscher aller Reußen. Ausster-ben des Hauses Rurik (1598). Thronstreitigkeiten.
1613-1762. Haus Romanow (1613—1762).
5. Das OSmanenreich. Soliman der Prächtige; Ordnung und Sicherheit in dem vom Adriameer bis zum
Erste Periode, 1517-1648. III. Europ. Kultur. 71
Tigris sich erstreckenden Reiche. Er erobert Rhodus (1522); seine sechs Züge nach Ungarn (1526 —1566) und bis vor Wien (1529; §. 35); er stirbt vor Szi-geth 1566 (Heldentod des ungarischen Grafen Zriny). Niederlage der türkischen Flotte bei Lepanto (1571) gegen Don Juan d'Austria. Verfall des Osmanen-reiches.
§. 39.
III. Europäische Kultur von 1517 —1618.
1. Zur Reformationszeit Aufsckwuug des religiösen Lebens; dann Ermattung; todtes Formenwesen; Aberglaube (Herenprocesse). — Abnahme der Macht der Städte. Stehende Heere. Souveränität der deutschen Reichsfürsten.
2. In der Kunst Wiederaufleben der Ideen des classischen Alterthums (Renaissance), befördert durch die Mediceer. Florentinische Malerschule: Michel Angelo (t 1563), Architekt, Bildhauer uud Maler; römische Schule: Rafael (f 1520); lombardische: Leonardo da Vinci (^ 1519), Correggio (1-1534); niederländische: Rubeus (f 1640), Rembrandt (f 1674); oberdeutsche: Albrecht Dürer (f 1528), Hans Holb ein d. Jüng. (f 1554), Lucas Kranach (t 1553).
Tonkünstler: Palestrlna in Rom (f 1594), Orlando d i Lasso in München (-j- 1594).
Dichter. Italien: Ariosto (1533) und Torquato Tasso (f 1595); Spanien: Cervantes (t 1616, „DonQuirote"), Calderon (f 1687); Portugal : Camoens (f 1569); England: Shake-
speare (-j- 1616), Milton (t 1674); Deutschland:
72 §• 39—40. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Fischart aus Mainz (Satiriker, um 1550); Kirchen -lieb: Luther (f 1546), Paul Gerharbt (f 1576) ©Jjee(f 1635). Erste (Opitz f 1639) unb zweite schlesische Dichterschule (Schwulst unb Ueberlabuna) Prosa: Luther's Bibelübersetzuug (§. 34).
3. Wiffenschaft. Astronomie: Kopernikns aus Thorn (f 1543), Kepler (f in Regensburg 1633), Galilei aus Pisa (f 1633). Staatswissenschaft: ber Florentiner Macchiavelli (f 1527); ber Nieber-länber Hugo Grotius (f 1644).
4. Hanbel: bie Augsburger Fugger unb Welser (seit 1603 in Antwerpen). Verfall bes Binnenhanbels.— Erfinbung ber Taschenuhren burch Peter Henlein aus Nürnberg (f 1540).
Zweite Pertobe.
Vom westfälischen Frieden bis )ur ersten französischen Revolution^ 1648 — 1789.
I. Erste Hälfte. Vom westfälischen Frieben bis 1648-1721. zum Enbe bes norbifchen Krieges, 1648—1721.
(Frankreichs Übergewicht in Europa).
S- 40.
A. Arankreich.
1643-1715. Ludwig XIV., 1643 — 1715, bei Lubwig's XIII.
Tob fünf Jahre alt. a. Regentschaft: feine Mutter Anna von Spanien unb ber ränkevolle Carbinal Ma-zarin (f 1661). Krieg der Fronbe b. i. ber Gegner bes Hofes (1648—53). Nach dem pyrenäischen Fr i e b en (1659) mit Spanien Vermählung Lubwig's XIV. mit Maria Theresia, ber Tochter Philipp's IV.
Zweite Periode, 1648—1789. I. Hälfte, 1648—1721. 73
b. Ludwig's XIV. S elbstregiemng, 1661—
1715. Seine Herrschsucht (l’etat c’est moi). Finanzminister Gelbert, Kriegsminister Louvvis. Lurus und weibliche Günstlingsherrschaft (Frau von Ma inte non).
Blüthe der französischen Literatur (s. §. 47).
Drei Raubkriege Ludwig's XIV.:
1. Der Devolutionskrieg gegen die spanischen Nie-1667-1668. derlande, 1667—68. Feldherren: Conde, Turenne.
Tri p le allianz von Holland (Jan de Witt), England,
Schweden. Aachener Friede (1668): zwölf flandrische 1668.
Festungen an Frankreich.
2. Krieg gegen Holland, 1672—1678. In Holland 1672-1678. Wilhelm III. von Oranien, Erbstatthalter; Admiral
de Nuyter. Holland gerettet durch Oeffnen der Schleußen. Verbündete Ludwig's: England und Schweden. Verbündete Hollands: Friedrich Wilhelm,
der große Kurfürst von Brandenburg, Kaiser Leopold I. und Spanien. Friedrich Wilhelm's Sieg über die Schweden bei Fehrbellin 1675. Turenne f bei Saßbach (1675). Friede zu Nymwegen (1678): die Franche 1678.
Comte an Frankreich. (Friede zu St.Germain enLaye 1679: Preußen überläßt Vorpommern an Schweden).
Reunionen(1680). S^raßburg französisch (1681). 1681.
Aufhebung des Edicts von Nantes (1685); die 1685.
Dragonaden gegen die Hugenotten.
3. Der orleans'schc (pfälzer Erbfchafts-) Krieg,
1688 —1697: Kriegsminister Louvvis, Verheerung 1688-1697. der Pfalz (Heidelberg, Speier, Worms) durch Melac (1689). Siege des Marschalls Luxembourg in den Niederlanden. Gegner Frankreichs: der Kaiser, Brandenburg, Spanien, Schweden, Savoyen, Holland, England (Wilhelm III. von Oranien; System des politi-
74 §• 40—42. Neuere Geschichte, 1517—1873.
1697. scheu Gleichgewichtes). Friede zu Ryswick (1697): Frankreich behält die Reunionen im Elsaß.
8- 41.
B. Deutschland und Spanien.
I. Deutschland, a. Kaiser: 1. Ferdinand III.
(1637—1657). 2. Leopold I. (1658—1705); ständiger Reichstag in Regensburg (1663). 3. Joseph I. (1705—1711). 4. Karl VI. (1711—1740),
Joseph's I. Bruder.
b. Türkenkriege. 1. Unter Leopold's I. Regier-1683. uug: Belagerung Wiens (1683) durch die Türken
(Kara Mustapha); Rettung Wiens durch Rüdiger von
Stahremberg, den Polenkönig Sobieski und Karl von Lothringen. Ungarn ein Habsburger Erbreich
1687. (1687). Mar II. Emanuel von Bayern vor Bel-
1699. grad (1688). Friede zu Karlow itz (1699). Siebenbür-
gen österreichisch. 2. Unter der Regierung Karl's VI.: Siege des Prinzen Eugeu, „des edlen Ritters", bei Peterwardein (1716) und Belgrad (1717), Friede 1718. zu Passarowitz (1718); Belgrad wird österreichisch, geht aber 1739 wieder an die Türken verloren.
c. Standeserhöhungen: 1. Hannover wird
1692. Kurfürstenthum (1692). 2. August ü., Kurfürst
von Sachsen. wird (katholisch und) König von Polen 1697. (1697—1733). 3. Kurfürst Friedrich III. (I.) von
1701. Brandenburg wird König in Preußen (18. Jan. 1701; t 1713).
1701-1714. II. Spanischer Erbfolgekrieg, 1701 —1714.
Karl II. (der letzte Habsburger in Spanien, 1665— 1700); sein Erbe, der bayerische Kronprinz JosephFerdin and, stirbt 1699. Spanien wird beansprucht
Zweite Periode, 1648—1789. I. Hälfte, 1648—1721. 75
von Karl's II. Schwägern: von Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou und von Kaiser Leopold für seinen Sohn Karl. Ludwig's Verbündete: Die Kurfürsten Mar II. Emanuel von Bayern und Joseph Clemens von Köln; Ludwig's Gegner: die
große Allianz (der Kaiser, England, Holland) seit 1702 auch das deutsche Reich, Preußen, Portugal, Savoyen.— Niederlage der Franzosen und Bayern bei Höchstädt (1704) gegen die Oesterreicher unter Prinz 1704.
Eugen und die Engländer unter Marlborough (spr. mahlböro). — Sieg Marlborough's bei Ra millies (in Belgien) und Eugen's bei Turin (1706), dann beider Feldherren bei Oudenarde (1708) und Mal-Plaquet (1709; über Villars). Nach K. Ioseph's I.
Tod (1711) wird Marlborough von seiner Königin Anna abberufen. Friedensschlüsse zu Utrecht (1713), 1713.
zu Rastcidt und Baden (1714). Philipp V. wird 1714.
König von Spanien; Oesterreich erhält die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel, Sardinien (dafür 1718 Sicilien); England bekommt Gibraltar.
8. 42.
C. Großbritannien und Irland.
a. Die Republik Großbritannien (1649—1660). 1649-1660 Oliver Cromwell, Proteetor (1653 —1658). Navigationsakte gegen Einfuhr fremder Producte (1651, aufgehoben 1849). Restauration der Stuarts durch General Monk (1660).
b. Die letzten Stnart's (1660—1714). Karl II. 1660-1714. (t 1685) begünstigt den Katholicismus. Die Whigs-(Volks-)partei erzwingt die Testakte (keine katholischen Beamten; aufgehoben 1836) und die Habeas-
76 §. 42—43. Neuere Geschichte, 1517—1873.
corpusakte (gegen willkürliche Verhaftung). Jacob II. wird katholisch; abgesetzt 1688. Wilhelm III.
1688-1702. von Oranten, Jacob's II. Schwiegersohn, König (1688 —1702). Bill der Volksrechte. Anna(17O2—1714), Tochter Jacob's II. (s. span. Erbfolgekrieg). 1706 Vereinigung Englands und Schottlands durch Ein Parlament. Ministerium der Tories (Königspartei).
c. Haus Hannover. Georg I., Urenkel Jacob's I.
1714. (1714—1727).
D. Per Worden und der @ßett Kuropa's.
1. Vor dem nordischen Kriege.
1654. A. Schweden. Haus Zweibrücken (1654—1718). Karl X. (f 1660). Glückliche Kriege mit Polen uud Dänemark. Karl XI. (f 1697). Friedensschlüsse zu Oliva (bei Danzig) und Kopenhagen (1660). Niederlage bei Fehrbellin 1675 (§.40). Karl XII.
1697-1718. (15 Jahre alt) 1697—1718.
b. Preußen (und Brandenburg). Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640 — 1688) erlangt im Welaner Vertrag (1657) mit Polen die Souveränität über Ostpreußen.
6. Polen. Reichstag: Senat und Landboten (deren liberum veto). Drei Wahlkönige aus dem Hause Wasa, dann der tapfere So dies ki und der verschwenderische August II. (I.) (s. §. 41).
d. Rußland. Haus Romanow (1613 —1762).
1689-1725. Peter der Große, Alleinherrscher (1689 —1725), erhebt Rußland zur europäischen Großmacht. Europäische Kultur (der Genfer Lefort). Peters Reisen in Deutschland, Holland, England. (Seine Schwester Sophie). Auflösung der Strelitzen. Asow erobert (1696).
Zweite Periode, 1648—1789. I. Hälfte, 1648-1721. 77
2. Der nordische Krieg, 1700—1721. 1700-1721.
Karl XII. kämpft gegen Friedrich IV. von Dänemark , der zum Travendaler Frieden genöthigt (1700), gegen Peter d. G., der bei Narwa (1700) 1700.
besiegt, und gegen August II., der im Frieden von Altranstädt (1706) zur Anerkennung des von Karl 1706.
XII. eingesetzten Polenkönigs Stanislaus Leszinski (1704—9) gezwungen wird. (Petersburg gegründet 1703). — Karl's Niederlage gegen Peter I. bei Pul-täwa (1709), Friede am Pruth 1711 (Peter I. ver- 1709.
Xiert A so w). Karl drei Jahre in der Türkei. August II. wider auf dem polnischen Thron. Karl's Rückkehr nach Stralsund (1714). (Friedensunterhandlungen mit Rußland durch Karl's XII. Minister Görz).
Karl's XII. Tod vor Friedrichshall in Norwegen (1718). Friede zu Nystad (1721): Rußland's Herr-schaft über die Ostseeländer. Peter d. Gr. „Kaiser aller Reußen" (f 1725). 1725.
II. Zw eite Hälfte. Vom Ende des nordischen Krieges bis zur ersten französischen Revolution, 1 721 — 1789. 1721-1789.
(Preußens und Rußlands Uebergewicht).
A. Deutschland.
S. 43.
a. Vor den schlesischen Kriegen.
1. In Preußen folgt auf König Friedrich I.
(§. 41, I), welcher die Universität Halle (1694), die Akademie der Künste (1699) und der Wissenschaften (1700) in Berlin stiftete, Friedrich Wilhelm I.
(1713—40), ein sparsamer, einfacher Regent, bekannt
78 §. 43—44. Neuere Geschichte, 1517—1873.
durch seine Vorliebe für stattliche Soldaten; feine Strenge
1740-1786. gegen feinen Sohn Friedrich II. (Kön. v. 1740—1786); Fnedrich'ö II. Fluchtversuch; sein Aufenthalt in RHeinsberg (1733). Friedrich's II. Vorliebe für Voltaire.
2. In Oesterreich unterstützt Karl VI. nach Au-gust's II. Tod^dessen Sohn August III. als König von Polen gegen Stanislaus Leszinski, für welchen Ludwig XV. eintritt; daher der
1733-1735. polnische Thronfolgekrieg (1733 — 1735), be-1738. endet durch den Wiener Frieden (1738): Augustlll. bleibt Köuig; Leszinski erhält Lothringen, das nach feinem Tod (1766) an Frankreich fällt; Franz von Lothringen, Karl's VI. Schwiegersohn, erhält Toskana; Don Karlos Neapel und ©teilten. Gleichzeitig verliert Oesterreich an die Türken Serbien und Belgrad (1739).
1740-1780. Maria Theresia (1740-1780), Karl's VI. Erbin, gemäß der von ihm gegebenen pragmatischen Sanktion. Friedrich II. erhebt Ansprüche auf Schlesien; Karl Albrecht, Kurfürst von Bayern (1726—1745), auf gaitz Oesterreich.
b. Der österreichische Erbfolgekrieg und die schlesischen Kriege.
1740-1742. Erster schlesischer Krieg (1740—1742). Friedrich II. besetzt Schlesien, siegt bei Molwitz (1741), bei Czas-Ictit (1742) und behält Schlesien im Breslauer Fried eu.
1741-1748. Oesterreicher Erbfolgekrieg (1741—1748). Bayern und Franzosen nach Böhmen; Karl Albrecht gekrönt
1742-1745. als Kaiser Karl VII. (1742- 1745). Maria Theresia, unterstützt von den Ungarn, verbündet mit Georg II. von England (Sieg über die Franzosen bei Dettingen 1743). Die Oesterreicher in München.
Zweite Periode, 1648—1789. II. Hälfte, 1721-1789. 79
Zweiter schlesischer Krieg (1744 —1745). Frie-1744-1745. drich's II. Siege (1745) bei Hohenfriedberg, Sorr und Kesselsdorf (Leopold von Dessau). Dresdener Friede (1745). Friedrich d. Gr. behauptet Schlesien.
Tod Karl's VII. (1745); Separatfriede zu Füssen zwischen seinem Sohne Max III. und Oesterreich. Maria Theresia's Gemahl, Franzi., Kaiser von 1745—1765 1745-1765. (Haus Lothringen - Toskana, 1745 —1806). Sieg 1745-1806. der Franzosen (unter dem Marschall Moritz von Sachsen) über die Engländer in den Niederlanden.
Friede zu Aachen (1748). Anerkennung der präg- 1743. matischen Sanktion.
S. 44.
Dritter schlesischer oder siebenjähriger Krieg
(1756 — 1763). 1756-1763.
Maria Theresia (Minister Kaunitz), August III. von Sachsen (Graf Brühl), Ludwig XV. von Frankreich (Marquise Pompadour), Elisabetha von Rußland, das deutsche Reich und Schweden gegen Friedrich II., der verbüudet ist mit England, Hannover, Hessen und Braunschweig. 1756 besetzt Friedrich Dresden und 1756.
Pirna und siegt über Browne bei Lowositz.
1757 siegen die Preußen bei Prag (6. Mai; Schwerin 1757. und Browne -s-); die Oesterreich er siegen unter Daun bei
Kollin (18. Juni), die Russen bei Grossjägerndorf (30. Aug.), dagegen Friedrich durch (5 et blitz über die Franzosen und die Reichsarmee bei Roßbach (5. Nov.) und über die Oesterreicher bei Lenthen in Schlesien (5. Dezember).
1758 siegt Ferdinand von Braunschweig 1758. über die Franzosen bei Krefeld, Friedrich über die Russen bei Zorndorf (25. Aug.); Friedrich wird bei
80 §. 44—45. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Hochkirch von Daun überfallen (14. Okt., Keith |).
1759. 17 59 siegt Ferdinand über die Franzosen bei Minden
(1. Aug.), dagegen die Russen und Oesterreicher über Friedrich bei Kunersdorf (12. Aug.). Sein General Fink capitulirt bei Maxen (unweit Dresden; 21. Nov.).
1760 Friedrich's Siege bei Liegnitz (15. Aug.) über Laudon und bei Torgau (3. Nov.) über Daun durch Ziethen; 1761 nehmen die Oefteneicher Schweidnitz, die Russen Colberg, die Engländer lösen dasBündniß; 1762 7 Kaiserin Elisabeth. Friede Preußens mit K. Peter III. (f 1762) und Katharina II.
1763. 1763 (15. Febr.) Hubertsburger Friede: Schle-
sien bleibt preußisch.
6. Nach dem siebenjährigen Kriege.
1. Preußen, nun in der Reihe der europäischen Großmächte: weise Regierung Friedrich's d. Gr. (t 1786). Einführung des allg em einen Land-rechtes unter Friedrich Wilhelm II. (1786—1797).
2. Oesterreich: Maria Theresia (f 1780), unumschränkte, aber wohlwollende Gebieterin. Kaiser $0;
1765-1790.fcjjfj II. (1765—1790); Toleranzedikt 1781. Reformen in Oesterreich (Aufhebung der Leibeigenschaft, der Todesstrafe, der Klöster). Aufruhr in Ungarn und den Niederlanden. Nach der Vereinigung von Kurpfalz und Bayern (1777) folgt der bayeris 1778-1779.sche Erbfolgekrieg (1778—1779); denn Karl Theodor, Kurfürst von Bayern und Pfalz (1777—1799), will Nied erbay ern an Joseph II. abtreten (Einsprache K. Friedrich's II.; Friede zu Teschen 1779) und später die Niederlande gegen Bayern eintauschen; (dagegen der deutsche Fürstenbund Friedrich's II., 1790-1792.1785). — Kaiser Leopold (1790 — 1792), Joseph's II. Bruder, bisher Großherzog von Toskana.
Zweite Periode, 1648—1789. II. Hälfte, 1721—1789. 81
B. Frankreich.
VTA?‘ (1715 1774), Urenkel Ludwig's 1715-1774.
XIV. Philipp von Orleans Regent (f 1723). Lasterhaftes und verschwenderisches Hofleben (Marquise Pompadour). Unglücklicher Seekrieg mit England (f. u.). b.ßubüng XVI .(1774 — 1792 f 1793), Ludwig's 1774-1792. AV. Enkel, gutwillig aber kraftlos. Gemahlin Maria Antoinette, Tochter der Kaiserin Maria Theresia.
0. Großbritannien und Nordamerika, a. Georg I. von Hannover seit 1714 ('s. S. 42).
H- (1727 — 60) für Oesterreich im öfter; reicher Erbsolgefneg, für Friedrich II. im 7 jährigen Krieg (§. 43 it. 44). Minister Pitt sen. (— Lord Chatam)
Seekrieg mit Frankreich (1756-1763). o. Georalll.
(1760-1820). 1) Pariser Friede 1763; Canada 1763. wird englisch.
. J) Nordamerikanischer Freiheitskrieg (1775 — 1775-1783. 1783). Anlaß: Unzufriedenheit der nordamerikanischen Eolomen über die Besteuerung durch England. Anführer-General Georg Washington (aus Virginien; f 1799V der Gesandte Benjamin Franklin (aus Boston; f 1790).
nat hängig fettö^Erflcirniig von 13 vereinigten 1776. Staaten (1776); ihr Bündniß mit Frankreich (Lafayette). friede zu Versailles (1783). Bund ber nordameri-famschen Freiftaateu (jetzt 37): Congreß der Abgeordneten; ein aus vier Jahre gewählter Präsident (zuerst Washington). '
. 'n Ostindien (1756-99). Ausbreitung
der ostindischen Compagnie in Bengalen. Siege Lord JSliöe s über den Nabob von Bengalen und Warren JQa]tuig s über Hyder Ali und Tippo Sahib 4) Mi-
S 1783 (t 1806> Unterordnung der
ostmdischeu (Compagnie unter eine königl. Commission.
Gutmann, Dic wichtigsten Ereignisse. ß
82 §• 45—46. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Weltumsegler James Cook 1768—1779 (Neuholland), f auf den Sandwichinseln.
D. Pyrenäische Halbinsel.
a. Spanien. Bourbonen 1701 — 1868. Phi-lipp's V. (f 1746) Minister Alberoni sucht Spaniens Herrschaft in Italien herzustellen; dagegen die Quadrupelallianz (England, Holland, Frankreich
1718. und der Kaiser) 1718. Reformen unter Ferdinand VI. (t 1759) und Karl III. (f 1788), wieder vereitelt durch Karl IV. (1808, f 1819).
b. Portugal. Haus Braganza seit 1640 (§. 37). Seit 1700 Verarmung des Landes. Erdbeben zu
1755. Lissabon (1. Nov. 1755). Unter Joseph I. Ema-uuel (1750—77) Reformversuche Pombal's, vereitelt durch Maria I. (f 1799).
E. Italien. _
a. Savoyen erhält ©teilten (1713) und dafür (1718) Sardinien als Königreich (§. 41). b. Neapel und Sicilien (Ferdinand I., Bruder Karl's IV. von Spanien, 1759 — 1825) kommt 1738, Parma und Piacenza 1748 an die spanischen Bourbonen; für Oesterreich bleibt nur Mailand und nach dem Aus-sterben der Medici (1737) Toskana, c. Kirchen-
1773. ftaat. Aufhebung des Jesuitenordens (1773) durch P. Clemens XIV. (Ganganelli). Papst Pius VI. (1774—99) in Wien bei Joseph II. (1782). d. Die Republik Genua tritt Korsika an Frankreich ab (1768). Verfall Venedig's.
' §• 46.
F. Der Norden und der Osten.
a. Dänemark mit Norwegen, Island, (feit 1720) Schleswig und (1783) Holstein. Friedliche Regierung
Stoette Periode, 1648-1789. II. Hälfte. 1721-1789. 83
unter Christian VI. unb Friedrich V. (f 1766) Mini^ ster JBernftorf. (Dichter Klopstock). - Reformversuche durch den Arzt Struensee (hingerichtet 1772) unter
Gottorp" Oldenburg an die Linie Holftein-
r ^ ?#?cbca"* Ein Theil von Finnland an Ruß-YTT r-l J Friedrich von Hessenkassel, Karl's
Schlager, folgt das Haus Holst ein- Gottorp (l/ol 1818). Der Uebermacht des Adels tritt ent; gegen Gustav III. (1761 — 1792), erschossen von Jacob von Ankarström. ' °
^ o. Rußland. 1. Das Hans Romanow, 1613—
: * .Herrschaft ber Günstlinge wie Menzikow nn-
^ Katharina 1.(1725-1727). Peter's I. Gemahlin unb ber Kurländer Biron (die Deutschen M u n n i ch und Oft ermann) unter Anna
1-A ?! Richte, und unter Elisabeth 1741-1762
b. © CS 44) )tCr deker's I.f Feindin Friebrick's
Holstein - Gottorp. a) Peter III. Nachfolgerin^ Unfer 2Hit^uIb seiner Gemahlin und
«S, (1762-1796). Hebung des 1762-1796
Handels, der Industrie und der Volksbilbunq. Glück-
rV % ? * ider die Türken (1768 unb
\ bte.r9uiffen erlangen freie Fahrt auf ben türfi,
(teft?Tifffern ^774); bic Türken, verbünbet mit Gustav HI. von Schweden, müssen an bie mit K V
Russen (Katharina's Günstling Po -treten (1792) $u9 Dniester abtre-
Die Theilungen Polens Nach August III. (f 1763) durch Katharina II. Stanislaus Ponia-.
6 *
84 §• 46—47. Neuere Geschichte, 1517—1873.
tow ski König von Polen (1764—1795). Begünstigung der Nichtkatholiken. Dagegen Aufstand des Adels. Erste 1772. Th eilung (1772) zwischen Rußland(Ostlitthauen), Oesterreich (Ostgalizien) und Preußen (Westpreußen). Zweite 1793. Th eilung (1793) zwischen Rußland und Preußen (Danzig). — Kosziusko gefangen (1794); dritte 1795. Theilung (1795) zwischen Rußland, Preußen (Warschau) und Oesterreich. „Finis Poloniae“
c) Kaiser Paul (1796—1801), Katharina's Sohn, ermordet 1801.
S. 47.
HI. Kultur im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Frankreichs Uebergewicht im geistigen und im politischen Leben. Die Zeit der Aufklärung. — Ausbildung der absoluten Monarchie. System des politischen Gleichgewichtes. (Montesquieu, „Geist der Gesetze" 1748).
2. In der katholischen Kirche: die Janseni-sten (augustinische Lehre; Pascal f 1662). Jesuitenorden aufgehoben 1773 (§. 45, E).
In der protestantischen Kirche: die Pietisten (Spetter f 1705; A. H. Francke in Halle f 1727); die Herrnhuter (Zinzendorf | 1760); in England die Quäker (William Penn in Pennsylvanien); die Methodisten. — Rationalismus.
3. Wissenschaft. Philosophen: in Holland Cartesius und Spinoza (Pantheist); in England Locke (Materialist); in Frankreich die Encyclopädisten Diderot, d'Alembert; Voltaire und Rousseau (beide f 1778); in Deutschland der große Denker Leibnitz (f 1716); Chr. Wolf (f 1754) und Chr. Thoma-
II. Periode, 1648—1789. Kultur im 17. u. 18. Jahrh. 85
sius (f 1728) in Halle, Immanuel Kan t in Königsberg (f 1804).
Pädagogen: A. H. Francke, Rousseau, Basedow (f 1790). Pestalozzi (f 1827), Erziehungsanstalt in Yverduu. Alterthumsforscher: Winkelmann
(t 1768), Naturforscher: Bussen (f 1788) unb Sinne (f 1778), Physiker: Galvani unb Volta, Astronomen: Newton (1727) unb Herrschet (f 1822), Geschichtsforscher: Gibbon (Englänber), Joh. v. Müller (Schweizer).
4. Literatur: in Frankreich unter SubwigXIV.: Corneille und Racine (Trauerspiel), Moliere (Sust-spiel); Sasoutaine (Fabel); bie Rebner unb Schriftsteller Bossuet, Fenelon, Pascal. In En glaub: Younq,
Goldsmith; die Redner Pitt, For, Burk. In Deut sch-land: Haller, Hagedorn, Geliert; dann classische Periode: Klopstock, Sessing; Wieland, 5)erder; Wolf-
gang Goethe (1749—1832), Friedrich Schiller (1759—1749-1832. 1805), die vier letzteren in Weimar am fwfe K arl 1759-1805. August's.
5. Kunst. Bildhauer: Schlüter (Berlin; j 1714)
Cannova (Italien; f 1821). Maler: der Spanier Murillo (f 1685), der Engländer Hogarth (t 1764)' der Sachse Mengs (f 1779). Deutsche Tonkunst!
Ä- Seb. Bach (f 1750), Händl (f 1759), Gluck (t 1787), Haydn (f 1809), Mozart (f 1791).
6. Erfindungen: Suftpumpe (Guericke, 1668), Blitzableiter (Franklin t 1790; §. 45 C), Dampfmaschine ^v5ctweß)Watt, 1776), Baumwollenspinnerei (Arfwright,
86 §. 48—49. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Dritte Periode.
Von der ersten französischen Revolution bis ans die Gegenwart, 1789 —1873.
I. Erster Abschnitt. Vom Beginn der ersten französischen Revolution bis zum SturzeNa-poleon's I., 1789—1815.
A. Pie erste französische Hlevokulion.
8- 48.
I. Frankreich, a. Ursachen der Revolution: Verschwendung Ludwig's XV.; Mehruug der Staatsschulden und der Abgaben auch unter Ludwig XVI.; Rous-seaus (contrat social) und Voltaire's aufregende Schriften. Turgot's Reformversuche. Durch Necker Einberufung der drei Stände nach Versailles (1789), des Adels und Klerus (beide bisher nicht besteuert) und der Bürger.
b. Der doppelt vertretene dritte Stand erklärt sich auf Vorschlag des Abbe Sieh es als constitui-1789-91. sende Nationalversammlung (17.Juni 1789). Hauptredner Graf Mirabeau (f 1791). Erstürmung der Bast i l l e durch den vom Herzog von Orleans aufgeregten Pöbel (14. Juli). Lafayette, Befehlshaber der Nationalgarde. Abschaffung der Feudalrechte (4. Aug.) König und Nationalversammlung nach Paris (5. Okt.) Einteilung Frankreichs in Departements. Fluchtversuch Ludwigs XVI., vereitelt durch Postmeister D reuet in Varennes (Juni 1791).
1791-1792. c. Gesetzgebende Versammlung, 1791—1792. Ja-kobinerclub (Danton, Marat); die gemäßigteren G iron-
Drille Periode. 1789—1873. I. Abschnitt, 1789—1815. 87
biften (Roland, Dumouriez). Erstürmung ber Tui-lerien (10. Aug. 1792). Der König Gefangener im Ternple. Septernberrnorb (1792) burch bie Jacobiuer.
d. Nationalconvent (1792—1795). Den 21. Sept. 1792-1795. 1792 Frankreich eine Republik. Hinrichtung Lud-
wig's XVI. am 21. Jan. 1793 (ber Königin An- 1793. toinette 16. Okt.). Schreckensherrschaft des Wohlfahrtsausschusses (Jacobiner, 1793—1794). Dagegen Aufstände (ber königlich Gesinnten) in der Vendse, in Lyon, Marseille. Neue Z eitr ech nung vorn 22.Sept.
1792. Abschaffung bes Christenthums. Die Blutmenschen Marat (f 1793 durch Charlotte Chorbay),
Danton, Hebert, Desmoulins f bitrch ihren Genossen Robespierre, ber enblich ben 10. Thermidor ober 28. Juli 1794 mit ber Guillotine hingerichtet wirb. 1794. Aufhebung bes Jacobinerclubs.
e. Regierung ber fünf Direktoren nebst bem Rath
ber (250) Alten imb ber Fünfhundert (1795 — 1799). 1795-1799. Hoche unterbrückt bie Venbee (1796). Staatsbankerotte; werthlose Assignaten. (Subwig XVII. f, zehn Jahre alt, in Folge von Mißhanblungen 1795).
S. 49.
II. Aeußere Revolutionskriege. a. Erste Koalition gegen Frankreich (1792—1797). Preußen unb 1792-1797. Oesterreicher (Franz II., 1792 — 1806) in ber 1792-1806.
Champagne; kämpfen unglücklich bei Valmy 1792. Dumouriez siegt bei Jemappes (6. Nov.) unb nimmt Brüssel. Mainz französisch burch Cu ft tue.
England, Rußland, Holland, Spanien, das deutsche Reich treten zur Coalition (1793). Aufgebot der franz. 1793. Nation durch Carnot. Die Preußen siegen bei Kai-
88 §• 49—50. Neuere Geschichte, 1517—1873.
1794.
1795.
1796.
1797.
1798.
1799.
serslautern, Jourdan bei Fleurus in Belgien (1794). Holland, von Pichegru erobert, batavische Republik; Friede zu Basel (1795): Preußen neutral; feine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich.
b. Napoleon Bonaparte (geb. in Ajaccio 1769) liegt in Oberitalien (1796) über Piemontesen und Oesterreicher bei Lodi, Areole, Mantua (vertheidigt von Wurms er); inzwischen werden Bernadotte und Jourdan durch Erzherzog Karl aus Franken, Moreau aus Bayern verdrängt. Friede zu Leoben und Campo Formio 1797: Renetten kommt an Oesterreich ; dagegen Belgien, Lombardei und Genua (cisalpi-rtische und ligurische Republik) an Frankreich. Ra-stad ter Congreß (1797—1799), ausgelöst nach Ermordung der französ. Gesandten durch öfter r. Husaren. Römische und helvetische Republik (1798). P. Pius VI. f in der Gefangenschaft 1799.
c. Napoleon in Aegypten (1798); er nimmt Malta, erstürmt Alerandria, siegt bei den Pyramiden (21. Juli), verliert seine Flotte durch die Engländer unter Nelson bei Abukir (1. Aug. 1798), versucht Syrien zu erobern, schlägt die Türken bei Abukir (1799). Kleber in Aegypten erschossen (1800). Malta von den Engländern erobert.
Zweite Coalition (1798): England, Rußland
(Paul 1796 —1801), Oesterreich, Neapel, Türkei. — Die Franzosen in Neapel (parthenopeische Republik; Januar bis Mai 1799). Erzherzog Karl siegt gegen Jourdan bei Stockach (in Baden) und gegen Mafjena in der Schweiz (1799). Die Russen unter Suw 6 row siegreich in Italien, im Nachtheil in der Schweiz (1799). Suworow kehrt nach Rußland zurück.
Dritte Periode, 1789-1873. L Abschnitt, 1789—1815. 89
S. 50.
B. Wapoleon's Steigen.
I. Das Konsulat (1799 — 1804). Napoleon kehrt 1799-1804. von Aegypten zurück, stürzt das unfähige und despotische Directorinm (18. Brumaire oder 9. Nov. 1799) 1799. und wird erster Consul (auf zehn Jahre).
a. Napoleon geht über den großen Bernhard, erobert, nachdem so eben Massena die Stadt Genna an den Oesterreicher Melas übergeben hatte, Italien
durch die Schlacht bei Marengo (15. Juni 1800; De- 1800. fair f), während Moreau bei Hohenlinden über Erzherzog Johann siegt (3. Dezbr.) und nach Wien vordringt. Friede zu Lüneville (1801): das liuke 1801.
Rheinufer französisch. Friede zu Amiens (1802) mit England. Republik der jonischen Inseln.
b. Nach Unterdrückung der realistischen Verschwörung (Höllenmaschine, 1800) wird Napoleon Consul auf Lebenszeit (1802). — Reichsdeputationshauptfchluß 1802.
(1803). Säcularisationen. Mediatisirungen. 1803.
II. Napolcon'ö Äaiserlhum, 1804—1814 (1815). 1804-1814. Auf Napoleons Befehl Erschießung des bourbouischen Herzogs vonEnghien. Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen (1804) unb König von Italien (1805).
Glänzender Hofstaat (Minister Talleyrand). Engen Beauharnais, Napoleons Stiefsohn, Vicekönig von Italien.
a. Dritte Koalition (1805): England Hßitt jun.) 1805. verbündet mit Oesterreich, Rußland (K. Alerander I.,
1801—1825) und Schweden; dagegen Bayern, Württemberg, Baden mit Frankreich. Napoleon nimmt Ulm (der Oesterreicher Mack), Murat besetzt Wien. Russen und Oesterreicher von Napoleon besiegt in der Dreikaiser-
90 §• 50—51. Neuere Geschichte, 1517—1873.
1805 . Dezbr.
1806
August.
1806.
1807.
1805.
schlecht bei Austerlitz (1805, 2. Dez.), Presburger Friede (26. Dez.): Bayern (durch Tirol und Ansbach vergrößert) und Württemberg werden Königreiche. Neapel an Joseph Bonaparte, Königreich Holland an Louis Bonaparte, Herzogthum Cleve und Berg an Murat, Napoleons Schwager. Napoleon Protektor des Rheinbundes deutscher Fürsten. Ausiösung des deutschen Reiches (6. August 1806). K. Franz II. nennt sich fortan „Franz I. Kaiser von Oesterreich" (1804—1835).
b. Krieg mit Preußen und Rußland. 1. Friedrich Wilhelm's III. (1797— 1840) Kriegserklärung gegen Frankreich. Niederlage der Preußen bei Saalseld (10. Oft.) und bei Jena und Auerstädt (14. Oft. 1806). Napoleon in Berlin. Continentalsperre gegen England. Sachsen tritt als Königreich zum Rheinbund.
2. Vierte Koalition (1806 und 1807) zwischen Preußen und Rußland; gegen beide fcimpft Napoleon ohne Entscheidung bei Eilau (7-Febr.) und als Sieger bei Fried land (14. Juni 1807). Tilsiter Friede (9. Juli): von Preußen kommt die westliche Hälfte an Frankreich. Jerome, Napoleons Bruder, König von Westfalen. Herzogthum Warschau zu Sachsen.
c. England und Skandinavien: 1. Die Eng-
länder vernichten bei Trafalgar (1805) die fpa-nisch-französische Flotte (Nelson f) und erobern die dänische durch Beschießung von Kopenhagen (1807). — 2. Gustav Wasa IV., König von Schweden, verliert Finnland an die Russen (1808) und wird abgesetzt. Marschall Bernadotte (— KarlXIV. Johann, 1818—1844) wird von den schwedischen Ständen zum Nachfolger Karl's XIII. (1809— 1818) bestimmt (1810).
Dritte Periode, 1789—1873. I. Abschnitt, 1789—1818. 91
(1. Pyrenäische Halbinsel. 1. Portugal wird von den Franzosen (unter Jnnot) besetzt, die königliche Familie geht nach Brasilien (1807). 2. Nack Absetzung Karl's IV. und seines Sohnes Ferdinand VII. (1808) wird Joseph Bonaparte König von Spanien, Murat dagegen König von Neapel. Guerillaskrieg der Spanier (1809 — 1814) von Lord Wellington unterstützt, der die Franzosen schon 1808 aus Portugal und nach seinem Sieg bei Vittoria (21. Juni 1813) auch aus Spanien vertreibt.
e. Krieg Oesterreichs gegen Napoleon 1809; (Österreich. Minister Stadion). Gefechte bei Abensberg. Eckmuhl, Regensburg. Erzherzog Karl siegt bei Aspern (21. Mai), Napoleon bei Wagram (5. und 6. Juli). Friede zu Wien (14. Okt.): Oesterreich
verliert L> alz bürg an Bayern, Jllyrien an Frankreich. — Erhebung der Tiroler (1809). Andreas Hofer in Mantua erschossen (1810).
Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht; von Josephine geschieden, mit Louise Maria vermählt (Tochter des Kaisers Franz I.); Frankreich vergrößert durch den Kirchenstaat (P. Pius VII. gefangen 1810), durch Holland, Oldenburg und die Hansastädte. Napoleon II. geboren 1811 (f 1832).
S. 51.
C. Wapokeon's I Sturz. Z>ie Befreiungskriege.
a. Napoleons Despotismus. Preußens Patriotismus; die trefflichen Minister Stein, Hardenberg. Organisation des Heeres durch Gneisen au und Scharnhorst. Fichte's Reden; Arndt's Lieder; Turnvater Jahn. Das Freieorps Schill's
1808.
1809.
1810.
92
§. 51. Neuere Geschichte, 1517—1873.
(f 1809). Die edle Königin Louise von Preußen (t 1810).
1812. b. Krieg gegen Rußland, 1812. Napoleon geht nach Rußland an der Spitze von l/2 Mill. Mann und siegt bei Smolensk (16. Aug.), bei Borodino an der Moskwa (7. Nov.). Nach Napoleon's Einzug Brand von Moskau durch den Russen Rostopschin
17. Sept. (17. Sept.). Napoleons Rückzug (18. Okt.). Ueber:
27. Nov. gang über die Beresina (27. Novbr.). Kälte und Hnngersnoth. Napoleon nach Paris (5. Dezbr.). Vertrag zu Tauroggen (Dezbr.; preuß. General $orE mit dem ruf). General Diebitsch).
1813. c. Befreiungskrieg, 1813. 1. Bündniß zu Kalis ch zwischen Preußen und Rußland (28. Februar). Friedrich Wilhelm's III. Aufruf „An mein Volk"
17. März. (17. März). Landwehr und Landsturm. Orden des eisernen Kreuzes. Allgemeine Begeisterung des deutschen Volkes. Lützow's Freicorps (Körner, f 26. August). Napoleons Siege: bei Lützen (Scharnhorst f in Prag) und bei Bautzen (2. und 20. Mai). Waffenstillstand.
Fünfte Koalition: Außer Preußen und Rußland auch Oesterreich (12. Aug.), Schweden und England (Subsidiengelder).
2. Drei Armeen der Verbündeten: 1) Die Nordarmee (der schwankende Bernadotte, der Preuße Bülow) siegt bei Großbeeren über Ondinot (28. August). 2) Die schlesische Armee siegt unter Blücher an der Katzbach über Macdonald (26. August). 3) Die Hauptarmee unter Schwarzenberg von Napoleon bei Dresden geschlagen (26. und 27. August).
3. Siege der Verbündeten: bei Kulm (Kleist über Vandamme, 30. Aug.), bei D enn ew itz (Bülow und Tauenzien über Ney), bei W artenburg a.d. Elbe
Dritte Periode, 1789—1873. I. Abschnitt, 1789-1815. 93
(Bork gegen Bertrand, 3. Okt.). — Bayern zu den Verbündeten (8. Okt.).
Völkerschlacht bet Leipzig am 16^ (Siez Blücher's 1813 bei Möckern), ant 18. (allgemeiner Sieg der Verbün- 18. Okt. beten) und am 19. Oft. (Erstürmung Leipzigs). Napoleons Rückzug. Sein Kampf gegen die Bayern bei Hanau (80. Ökt.; Wrede). Auflösung des Rhein- 30. Okt. buudeö und der von Napoleon geschaffenen Staaten (Westfalen, Berg rc.). Rückkehr der verbündeten Fürsten.
d. Die Alliirten in Frankreich, 1814. Napoleon, 1814. anfangs und bann wieder fast den ganzen Februar siegreich, wird besiegt von Blücker bei la Rothtere
(1. Febr.) und von Uork bei Laon (9. März), von Schwarzenberg bei Arcis für Aube (20., 21. Marz).
Einzug bet- Verbündeten in Paris (31. März). Erster Pariser Friede (30. Mai): Frankreichs Grenzen von 1792. Napoleon nach Elba verbannt. L u d w i g XVIII.,
Bruder Ludwig's XVI., König von Frankreich.
e. Wiener Congretz europäischer Monarchen und Gesandten (1. Nov. 1814 — 9. Juni 1815). Oester-1814-1815. reich erhält seine verlorenen Besitzungen wieder unb außerdem (für Belgien) Venetien; Preußen: die Hälfte
von Sachsen, die Rheinlande, Westfalen, Posen, Schwedisch-Pommern; Rußland: Warschau als Königreich Polen. Schweden: Norwegen; Dänemark: Lauenburg. Hannover wird Königreich. Aus Holland und Belgien wird Ein Königreich der Niederlande gebildet (1815 — 30; Hans Oranten). Die Dynastien von Hessen, Oldenburg, Spanien, Italien werden wiederhergestellt. Frankfurt und die drei Hanfastädte bleiben freie Städte. — Deutscher Bund von 38 Staaten.
f. Die 100 Tage. Napoleon landet bei Cannes
in Südfrankreich (1. März 1815), zieht in Paris ein 1815.
94 §• 51—52. Neuere Geschichte, 1517—1873.
520. März), siegt über Blücher bei Ligny in Belgien
(16. Juni), kämpft bei Waterloo und Belle Alliance
1815 gegen Wellington, bis Blücher den Sieg der ver-
18. Juni. Kündeten Preußen und Engländer entscheidet (18. Juni).
Zweiter Pariser Friede: Frankreich erhält die Grenzen vom Jahre 1790, zahlt 700 Mill. Francs Kriegskosten. Napoleon als Gefangener nach St. Helena (t 5. Mai 1821). Die h. Allianz der meisten europäischen Fürsten (26. Sept. 1815), auch Frankreichs (nach dem Aachener Monarchencongreß 1818).
II. Zweiter Abschnitt. Vom Sturze Napo-leon's I. bis zur Februarrevolution,
1815 — 1848.
(Die Großmächte England, Frankreich, Rußland, Oesterreich, Preußen. Streben nach freien Verfassungen).
§. 52.
A. Frankreich, a. Restauration unter den Bour-1815-1830.bonen (1815—1830). LudwigXVIII. (1815—1824);
zuerit milde Regierung, bald aber Beschränkung der Freiheiten. Unter Karl X. (1824—1830): Eroberung von Algier (1830); royalistische Reaction. Abdankung Karl's X. in Folge der Julirevolution (27. — 29.
1830. Juli 1830).
b. Ludwig Philipp von Orleans „Bürgerkönig" (1830—1848). Sein System des juste milieu. Arbeiteraufstände. Wühlereieu der Kommunisten, Socialisten, Republikaner (Aufstandsversuche Ludwig Napoleons zu Straßburg 1836, zu Bologna 1840). Minister: Thiers (Streben nach der Rheingrenze 1840; Befestig-
Dritte Periode, 1789—1873. II. Abschnitt, 1815—1848. 95
ung von Paris 1842); Guizot (Verbot der Rewrm-bankette). Februarrevolution, 23.Febr. 1848. Lud- 1848 wig Philipp flieht nach England (f 1850). 23. Febr.
B. Spanien und seine Kolonien, a. Ferdinand VII. (1814— 1833) hebt die liberale Verfassung der Cortes (Reichsstände) von 1812 auf. Die Militärrevolution von 1820 wird (in Folge des Fürsteucongresses 1820. zu Verona 1822) unterdrückt durch französische Intervention^ Jsabella II. (1833—1868); Regentin ihre Mutter Christine. Bürgerkrieg (1833—1840) zwischen Christinos und Karlisten; letztere sürKarlV.
(t 1855), den Bruder Ferdinand's VII. — Nach Karl's Vertreibung: Espartero, freisinniger Regent (1841—1843). Rückkehr der Königin Christine (1843). Absolutismus unter Isabella II. (Minister Narvaer: f 1868).
b. Umwandlung der spanischen Kolonien in Amerika in unabhängige Republiken (1810—1825). 1810-1825. In Südamerika: La Platci, ferner der frühere Jesuitenstaat Paraguay, Peru mit Bolivia, Chile, Uruguay, Columbia. Der Befreier B oll var. In Mittel-amerifa die Republik Guatemala; Mexiko, zuerst Kaiserthum unter Jturbide (1822—1824); dann Republik. In Nordamerika: Teras (1845) und Californien (1848) schließen sich an die vereinigten Staaten von Nordamerika an.
0. Portugal nach Vertreibung der Franzosen (1808) unter englischer Verwaltung. Militärrevolution (1821); 1821.
Rückkehr Johann's VI. (f 1826) aus Brasilien.
Brasilien unabhängiges Kaiserthum unter Peter I.,
Johann's VI. Sohn (1822). Dom Miguel, Pe-ter's I. Bruder, Regent in Portugal für seine Nickte Maria da Gloria, erklärt sich zum absoluten König
96 8- 52—53. Neuere Geschichte, 1517-1873.
1834. (1828), wird Vertrieben von Peter I. (1834); dessen
Tochter Maria da Gloria (1826 — 1853) vermählt mit Ferdinand von Cobnrg.
D. Italien. Schweiz. Niederlande, a. Absolutismus in Neapel und ©iciiien unter Ferdinand (I.) IV. Geheimbund der nach der Einheit Italiens strebenden Carbonari. Ausstände in Neapel und Piemont werden zu Folge des Monarchencongresses zu Troppau
1821. und Laibach (1821) durch österreichische Heere unterdrückt.
b. Schwei;; feit 1815 (mit Genf, Wallis, Neu-1847. chatel) 22 Cantone. Sonderbundskrieg (1847)
Zwischen _der Tagessatzung und dem katholischen Sonder-
bund. Die Schweiz ans einem Staatenbund ein Bun-desstaa t. Bundesversammlung mit dem Bundesrath in Bern.
c. Niederlande. In Folge ber Revolution von 1830. 1830 zwei gesonderte Königreiche: Belgien (K. Leopold I. von Coburg f 1865; dann Leopold II.) und Holland (K. Wilhelm I. von Oranien f 1840). Materieller Wohlstand in beiden Staaten.
E. Großbritannien. Unter Georg IV. Emancipation der Katholiken (1829). Unter Wilhelm IV. (1830—1837) Aushebung der S clav er ei in den eng-
1834. lischen Kolonien (1834; Wilbersorce). Königin Viktoria
1837. seit 1837; ihr Gemahl Prinz Albert von Coburg
(t 1861). Hannover unter Ernst August wieder von England getrennt (1837). Opi um krieg Englands mit China; Friede zu Nanking (1842); China
1842. dem Welthandel ausgeschlossen.
8. 53.
F. Der Osten Enropa's. a. Türkei und Griechen-
Dritte Periode, 1789-1873. II. Abschnitt, 1815—1848. 97
land. 1. Erhebung der Griechen gegen die Türken 1821-1829.
(1821 1829), in der Moldau unter Alexander
Bpsilanti (1821), dann auf Morva (1822); Theilnahme in ganz Europa (Philhellenen). Ibrahim,
Pascha von Aegypten, erobert gegen die Griechen Mis-solringhi. (1826). Die ägyptisch-türkische Flotte wird bei yzatmriit i 1827) vernichtet durch die Flotte der 1827. Schlltzmächte (England, Rußland, Frankreich). Griechenland unabhängig 1829. Otto von Bayern, König von Griechenland (1832—1862). 2. Sultan Mahmud II. (1808—39) rottet die Janitscharen aus; sein unglücklicher Krieg mit Rußland (1828 und 1829).
b; Rußland und Polen. 1. Alexander I. (1801—1801-1825. 182o). Verbesserung der inneren Zustände seines Reiches; mit seiuern Tode Auflösung der H. Allianz. 2. Nikolaus I. (>825 1855) führt Krieg mit den Tür-1825-1855.
ken (1828—1829) und erhält nach Diebitsch' Ueber-gang über den Balkan im Frieden von Adrianopel (1829) freie Durchfahrt durch die Dardanellen. 3. Die polnische Revolution von 1830 — 1832 wird unter-1830-1832. druckt durch Diebitsch und Paökewitsch. — Krakau österreichisch 1847.
Gr. Deutschland und Oesterreich, a. Deutscher
Bund (1816 1866). Der Bundestag eröffnet zu 1816-1866
Smnfrurt a. 501. 1816. C°nstitu,i°nelle Regie-rungsformen nur in den mittleren und kleineren deut,chen Staaten, in Weimar (1816), in Bayern unb Baden (1818), tn Württemberg (1819); in Preußen mir Provinzialstände (1823). - Freiheitsbestrebungen (Wartburgfest der Burschenschaft 1817: Er- 1817 £°^cbu^ in Mannheim durch Karl Sand (ldl9). Reaetion des österreichischen Ministers Metternich unter Franz I. (f 1835) und Ferdinand I.
©utmann, Die wichtigsten Ereignisse. ry
1830.
1834.
1848.
1851.
1852-1870.
1860.
98 §• 53—54. Neucre Geschichte, 1517—1873.
(1835 —1848) durch die Karlsbader Beschlüsse (1819) und die Wiener Schlußakte (1820) gegen die „demagogischen Umtriebe".
b. Nach 1830: revolutionäre Bewegungen in Braunschweig, Sachsen. Hessen-Kassel. Verfassuugs-streit in Hannover (1837). Weitere Ausdehnung des 1828 gestifteten preußisch-deutschen Zollvereins (1834). — Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1840 —1861) und Ludwig I. von Bayern (1825 —1848) befördern die Künste und Wissenschaften.
III. Dritter Abschnitt. Von der Februarrevolution bis zur Wiederausrichtuug des deutschen Reiches, 1848—1871.
S- 54.
A. Frankreich.
a. Zweite französische Republik, Februar 1848 bis Dez. 1852. Präsidenten: Lamartine (Cavaignac unterdrückt den Arbeiteraufstaud, 23. — 26. Juni); seit 10. Dezbr. 1848 Louis Napoleon, Neffe Napoleons I. Durch den Staatsstreich des 2. Dezbr. 1851 wird Napoleon Präsident mit diktatorischer Gewalt; durch Volksabstimmung den 1. Dez. 1852 als Napoleon III. (1852 — 1870) „erblicher Kaiser der Franzosen." (Gemahlin die Spanierin Eugenie Montljo seit 1853).
b. Kriege unter dem zweiten französischen Kaiserreich. 1. Krimkrieg, 1853 — 1856 (s. §. 54, D). 2. Französisch - englische Erpedition gegen China (1857 —1860). Besetzung Pekiug's (GeneralPalikao; 1860). Französische Eroberungen in Hinterindien (1859). 3. Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen
Dritte Periode, 1789-1873. III. Abschnitt, 1848—1871. 99
Oe st erreich (April bis Juni 1859; s. §.54,B). i.Me-ricanische Expedition (s. §. 55, E). 5. Krieg mit
Deutschland 1870—71 (f. §.58). Napoleon III. bet Sedan den 2. Septbr. 1870 gefangen genommen (t 9. Jan. 1873 in England).
c. Frankreich zum dritten Mal Republik, 4. Sept. 1870. Präsident Thiers in Versailles. Unterdrückung der Commune (25. Mai 1871). Präsident Mae Mahon seit 24. Mai 1873.
B. Apenninische und pyreuäische Halbinsel, a. Italien. 1. Papst Pins IX. (seit 1846) gibt liberale Institutionen; flüchtet vor den Freisckaaren (unter Garibaldi uud Mazziui) nach Gaöta (1848), kehrt mit Frankreichs Hilse zurück (1849). 2. Der Aufstand der Venetianer und Lombarden gegen Oesterreich wird unterstützt von Karl Albert, König von Sardinien (f 1849), aber unterdrückt durch des greisen Radetzky Siege bei Cuftozza (1848) und 9! ov ara (1849). 3. Die Einheit Italiens
wird erstrebt von Victor Einauuel II., König von Sardinien (Minister Cavour), im Buude mit Napoleon III. (letzterer daran erinnert durch Orsiui's Attentats 1858). Siege der Verbündeten gegen Oesterreich (rZ'ranz Joseph 1.) bei Aiagenta und Tolseriuo (4. li. 24. Juni 1859). Friede zu Villafrauka (I l.Juli). An Sardinien kommt die Lombardei, an Frankreich aber Savoyen und Nizza. 4. Victor Emanuel II. macht sich nach Vertreibung der italienischen Regenten, nach der Einnahme Gaeta's (gegen Franz II. von Neapel) unb bes größten Theils des Kirchenstaates mit Hilfe bes Freischaarensührerö Garibalbi zum „König von Italien" 1861 (Restbenz Florenz 1865); er wirb als Verbündeter Preußens (1866) von Oesterreich bei Eu-
1870. 4. Scpt.
1848.
1859.
1861.
1866.
100 §• 54—55. Neuere Geschichte, 1517—1873.
ftozza unb Lissa besiegt (24. Juni u. 20. Juli 1866), erhält aber Venetien unb macht 1870 Rom zum Regierungssitz, währenb ber Papst Pius IX. auf bie weltliche Herrschaft verzichten muß.
b. Spanien. Revolution in Cabir 1868 (auf; st an bische Generale Serratto unb Prim). Flucht Jsabella's II. Antabeuö, Sohn Victor Emanuels II., König von Spanien 1870 — 73. Spanien Republik 1873. Thronbestrebnngen Don Carlos' VII., Enkel Karl's V. (§. 52, B).
c. Portugal. Änf Maria II. (7 1855) folgen bereit Söhne Dom Pebr0 V. (7 1861), bann Ludwig I. Philipp.
§. 55.
C. Der Norden Europas.
a. Großbritannien. 1. Krimkri eg, 1853—1856. (f. 11. bei Rußlanb). Minister Palmerston (1855 — 1865). 2. Unterbrückung bes Aufstanbes in Ostindien,
1857-1858. 1857 it. 1858. (General Havelock tinb Lorb Clybe).
Anfhebung ber Privilegien ber ostinbischen Hanbelsgesell-schaft. 3. Siegreicher Felbzug gegen China, 1857 — 60, (s. 8. 54, A.) 4. Erstürmung von Magbala in Abessinien (1868) gegen beit grausamen König Theoborus.
b. In Holland sucht Wilhelm III. (reg. feit 1849) 1867. Luxemburg an Frankreich zu verkaufen (1867); auf
Preußens (Sinspräche wirb ber Staat Luxemburg
neutralisirt; bie Bunbesfestung Luxemburg geschleift.
c. In Schweden unb Norwegen regiert Berna-botte als Karl XIV. Johann (1818 — 1844) unb dessen Nachkommen (feit 1872 Oskar II.).
d. Dänemark. 1. Christian VIII. (f 1848), bann Friedrich VII. (7 1863) wollen Schleswig
1870.
1868.
1870.
1873.
Dritte Periode, 1789—1873. M. Abschnitt, 1848—1871. 101
und Holstein dein Königreiche einverleiben; daher
drei Kriege bcr Elbherzogthümer gegen Dänemark 1848-1851.
(1848—1651), die beiden ersten(1848 u. 1849) geführt mit Hilfe Deutschlands, welches die Erbansprüche des Herzogs von Augnstenburg gegen Dänemark unterstützt. (Waffen-Stillstand zu Malmoe 1848; Friede zu Berlin mit Preußen 1 ö49j. Nach der Niederlage der Schleswig-Holsteiner bei Jdstedt (25. Juli 185<>) wird die Re- 1850. gierung in den Herzogthiimern den Dänen überlassen (1851). 2. Christian IX. (von Glücksburg), König sett November 1863, laut des londoner Protokolls (von 1852) Erbe der dänischen Gesammtmonarchie, erklärt 1863 die Einverleibung Schleswigs in das dänische Neich; daher der Krieg Oesterreichs (Gablenr) und Preußens (Wrangel und Prinz Friedrich Karl) gegen Dänemark (1864). Die Oesterreicher nehmen das 1864. Danewirk uud Nordschleswig (6. Februar); die Preußen erstürmen die D ü p p e l e r S ch a n zen(lb Febr ) und die Insel Alsen (29. Juni). Im Wiener Frieden (1864) verzichtet Christian IX. auf die Herzog-thümer. Nach der Ga st einer Convention (1865) 1865.
übernimmt Oesterreich die Verwaltung Holsteins, Preußen bie Schleswigs; Sauen bürg wird preußisch (1866 auch Schleswig und Holstein, s. S. 57).
D. Der Osten Europa's.
a. Rußland. 1. Krimkrieg, 1853—1856. K. Ni- 1853-1856. tolauö 1. (| 1855) begehrt bas Protectorat über bie gnechischen Christen in ber Türkei. Bund der Wettmachte Frankreich und England (später auch Sardinien) für die Unabhängigkeit der Türkei (1854). Die 1854. Verbündeten belagern Kronstadt vergeblich, siegen aber auf der Krim an der Alma (20. Sept.) und bei Inter mann (5. Novbr. 1854) über die Russen und be-
1655.
1861-1865.
1861.
1864.
1867.
102 §. 55-56. Neuere Geschichte, 1517—1873.
sehen nach elfmonatlicher Belagerung (und Erstürmung des Malakoffthurincs durch Pclissicr) die Festung Selb a st o p o l (Sept. 1855). Pariser Friede (1856). Rußland tritt die Donaumündungen an die Türkei ab. Kaiser Alexander II. (seit 1855). Aushebung der Leibeigenschaft (1861).
b. In der Türkei wird (unter Abdul Med schid, 1839 — Gl und Abdul Aziz) den Christen Gleichberechtigung mit den Muhamedauern wenigstens versprochen. Mohamed Ali erhält Aegypten als erbliches Lehen (1840). Die Donau fürste nthümer Moldau und Walachei werden ein selbständiges Fürstenthum „Rumänien" 1859. (Fürst Karl vou Hohen-zollern seit 1866).
c. Griechenland. Nach Entthronung Otto's 1862 (t 1867) regiert Georg I. (von Dänemark). Griechenland erwirbt die jonischen Inseln 1863.
E. Amerika.
a. Bürgerkrieg in den nord amerikanischen Freistaaten 1861—1865. Sieg der Nordstaaten (Präsident Lincoln, ermordet Ib65) über die con-föberirten Südstaaten. Abschaffung der Sklaverei (1866). Nach dem Frieden neuer Aufschwung der nord-amerikanischen Freistaaten.
b. Expedition der Franzosen gegen Merikü 1861 (Jnarez Präsident der mexikanischen Republik, rücksichtslos gegen Europäer). Erzherzog Maximilian, Bruder des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich wird Kaiser von Mexiko (1864), aber auf Juarez Befehl erschossen (1867); Mexiko wieder Republik.
Dritte Periode, 1789-1873. III. Abschnitt, 1848-1871. 103
s. 56.
F. Deutschland.
I. Vor 1866. a. Die Märzunruhen des Jahres
1848. 1. Sie werden in Baden (Hecker, Herwegh, 1848. Strnve) unterdrückt durch den Bundesgeneral Friedr. v. Gagern. 2. In Oesterreich wird Metternich verjagt; die Unruhen in Prag und Wien durch Win-dischgrätz unterdrückt (31. Okt.); der Demokrat Robert Blum erschossen (9. Nov.). K. Ferdinand I. dankt ab; sein Neffe Franz Joseph Kaiser (seit 2. Dez.
1848). 3. Das aufständische Ungarn, bekämpft von Win-dischgratz und Iellackich, dem Ban der Croaten, erklärt sich als Republik unter Kossuth (April 1849), wird aber, nachdem Görgei bei Bilagos capitnlirt (13. Aug. 1849), durch General Haynan mit russischer Hilfe unterworfen. 4. In der Lombardei siegt
Radetzky 1848 u. 1849 (§. 54, B). 5. In Preußen.
Straßenkampf in Berlin (lK März 1848). Ministerium Brandenburg- Manteuffel. Die preußische Nationalversammlung wieder aufgelöst. Friedrich Wilhelm IV. beschwört die revidirte Verfassung (mit zwei
Kammern) den 6. Febr. 1850. 6. In Bayern legt
König Ludwig I. die Krone nieder zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. (1848 —1864). Unruhen in der Pfalz, in Sachsen, Hannover k.
b. Deutsche Nationalversammlung (Parlament) in 1848-1849. Frankfurt a. M. 1848— 1849. Erzherzog Johann Reichsverweser (bis 1849) Feststellung der deutschen „Grundrechte". Friedrich Wilhelm IV. von Preußen lehnt die ihm angebotene deutsche Kaiserkrone ab (1849). 1849.
Neue Unruhen in der Rheinpfalz, Baden und Sachsen durch die Preußen unterdrückt (1849). —
104 §. 56—58. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Preußen erstrebt vergebens einen engeren deutschen Bund. Wiedereröffnung des Bundestages durch Oesterreich (Sept. 1850); auch Preußen fügt sich (nach der Olmützer Confcrenz, Nov. 1850). König Wilhelm I. (seit 1861); sein Minister Bismarck. Reorganisation des preußischen Heeres mit Hilfe des Kriegsministers v. Noon.
(Deutschlands Kriege gegen Dänemark 1848 und 1864 s. §. 55; Oesterreichs Krieg mit Frankreich und Sardinien 1859 f. §. 54, B).
S- 57.
II. Von 1866 —1870. a. Spannung zwischen Oesterreich uud Preußen. Oesterreich begünstigt entgegen der Gasteiner Convention (§. 55, C) die Ansprüche des Augustendurgers ans Schleswig-Holstein; Preußen bezweckt eine Annexion der Elbherzogthümer. 1866. Auflösung Deß deutschen Bundes (14. Juni 1866). Zuni bis b. Krieg zwischen Preußen und Oesterreich (Juni Zull, bis Juli 1866). Mit Preußen verbündet: die kleineren norddeutschen Staaten und Italien; mit Oesterreich: die übrigen deutschen Staaten.
16. Juni. l. Die Preußen besetzen den 16. Juni Sachsen (die sächsische Armee nach Böhmen), Kur Hessen (der Kurfürst gefangen nach Stettin) und Hannover (die hannoverische Armee capitulirt bei Lange n salz a, 27. Juni).
2. Die Preußen rücken nach v. Moltke's Kriegsplan 22. Juni, in Böhmen ein ("JJ. Juni): unter Her warth
v. Bittenfeld durch daS Elbthal (III. Armee), unter dem Prinzen Friedrich Karl (I. Armee) über Görlitz und Neichenberg, unter Kronprinz Friedrich Wilhelm (II. Armee) von Schlesien aus. Die Preußen siegen
Dritte Periode, 1789—1873. III. Abschnitt, 1818—1871. 105
(26. — 29. Juni): bei Hüner wasser und Podol 1866. (III. Armee), bei Münch eng r ätz und Gitschin 26.-29. (I. und III. Armee), bei Trauten au, Nachod und Juni. Skalitz (II. Armee; General Steinmetz) und nach Vereinigung der drei Armeen unter König Wilhelm bei Königgräy und Bnbohm (3. Juli) über die Oester- 3. Juli. reicher (unter Venedek) und Sachsen.
3. Die preußische Mainarmee unter Vogel von Falkenstein siegt über die Bnndestrnppen bei Dermbach (4. Juli), bei Kissingen (10. Juli), bei 4.-31. Aschaffenburg (14. Juli) und besetzt Frankfurt; 3uli-unter^Manteuffel siegen die Preußen (24. Juli) an der Tauber und vor Würzburg. (Siege der Oesterreicher über die Italiener bei Custozza und bei Lissa,
24. Juni und 20. Jult s. §. 54, B).
. 4. Nikolsburger Waffenstillstand (26. Juli),
Prager Friede (23. August): Oesterreich scheidet aus 23. August, Deutschland aus. Hannover, Kurhessen, Schleswig -Holstein, Nassau und Frankfurt a. M. werden preußisch. x Norddeutscher Bund (1866—1871) unter Preußens 1866-1871. Präsidium. Schutz; nnd Trutzbündniß Preußens uud der süddeutschen Staaten.
6. Nach 1866. Franz Joseph als König von Ungarn gekrönt (1867), transleithanische und cisleitha- 1867. nifchc Hälfte der österreichisch -ungarischen Monarchie.
Allgemeines deutsches Zollparlamcnt (1868). 1868.
s. 58.
III. Der Krieg von 1870 und 1871. a. Krieg gegen bas französische Kaiserreich
(19. Juli bis 2. Sept. 1870). 1870.
1. Eifersucht Frankreichs auf Preußen; spanische
106 §• 58—59. Neuere Geschichte, 1517—1873.
1870. Throncandidatur bcö Erbprinzen Leopold von Hohen-zollern. Der französische Gesandte Benedetti int Bade Ems bei König Wilhelm. Frankreichs Kriegs-19. Juli, erklärnng an Preußen (19. Juli). Anschluß Süd-deutschlands an Preußen. König Wilhelm mit Bismarck, Roon und Moltke an der Spitze des deutschen Heeres. Die I. Armee unter Steinmetz bei Coblenz; die II. Armee unter Prinz Friedrich Karl bei Mainz, die III. Armee (mit den Bayern, Württembcrqern, Badenern) unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Generale Hart mann und von der Tann) bei Mannheim.
4. August. 2. Siege der III. Armee bei Wcißenburg im Elsaß ■6. August. (4. Aug.) und bei Wörth (6. Aug.) über die Truppen Mac Mahon's, gleichzeitig Sieg der I. und (Theile der) II. Armee (Göben) bei den Spichcrcr Höhen (6. Aug.) über General Frossard. — Schlachten vor Metz gegen Bazaine: Sieg der I. Armee (Steinmetz) 14. August, hei Courccllcs (14. August), der I. und II. Armee 16. August. (Prinz Friedrich Karl) bei Marslatour (16. August) 18. Auvjujt. und bei Gravclottc (18. August; Köuig Wilhelm).
Metz von Prinz Friedrich Karl umschlossen. Bazaine's Ausfall aus Metz bei Noisseville (1. Septbr.) von General Manteuf sei zurückgeschlagen.
3. Der Kronprinz von Preußen zieht mit der III. Armee gegen Ch2lons, dann vereint mit der 4. Armee unter dem sächsischen Kronprinzen (jetzigem König) Albert gegen Sedan. Entscheidungsschlacht bei
1. Sept. Scdan (1. Sept.) gegen Mae Mahou, später gegen
General Wimpffen. Napoleon III. mit seiner Ar-
2. Sept. mee kriegsgefangen. (2. Septbr.; Napoleon auf die Wil-
helmshöhe bei Kassel). — Frankreich Republik (4. Sept.).
Dritte Periode, 1789-1873. III. Abschnitt, 1848-1871. 107
S. 59.
b. Krieg gegen die französische Republik (4. Sept. 1870 bis 26. Febr. 1871). „Regierung der nationalen Vertheidigung": General Trochu, JuleS Favre,
G a m b e t t a. —
1. Paris von den Deutschen umschlossen (19. Sept.). Deutsches Hauptquartier zu V e r s a i l l e s. (Kapitulation von Straßbnrg (27. Sept.; Preußen und Badener unter General Werver). (Kapitulation von Metz ('27. Oktbr.; 173,000 Gerangene). Die II. Armee zieht an die Loire, Theile der I. Armee unter Manteu fscl nach dem nordwestlichen Frankreich.
2. Gegen die französische Loirearmee siegreiche Kampfe der Deutschen unter dem bayerischen General von der Tann (vom 11. Okt. bis 9. Nov. in Orleans) : später unter dein Großhcrzog Friedrich Franz von Mecklenburg und dein Prinzen Friedrich Karl (bei Beaune la Roland 28. Nov.). Zersprengung der Loirearmee bei Orleans (5. Dezbr.). Die französische Negierung nach Bordeaux. Zersprengung der Westarmee (franz. General Chanzy) durch dieselben deutsche» Führer bei le Maus (10. Jan. 1871). Zersprengung der Nordarmee (General Faid herbe) durch <S5bcn bei St. Quentin s18. und 19. Januar).
3. Kämpfe gegen die Ostarmee (Vogesenarmee). Schlacht beiMontbcliard vor Belfort(15.—17.Jan.). Bourbaki von Werder besiegt, von Man teuf fei mit der ganzen Ostarmee (84,000 Mann) aus schweizer. Gebiet gedrängt (1. Febr.). (Kapitulation von Belfort (16. Febr.).
4. Inzwischen Ausfälle der Pariser Armee bei
le Bourget im N. (28. Okt. und 21. Dez.), am
1870.
27. Sept. 27. Okt.
5. Dezbr.
1871 10. Jan.
18. Jan.
15.-17.
Jan.
1. Febr.
108 §. 59—60. Neuere Geschichte, 1517—1873.
Mont Avron im O. (30. Nov.). bei Mont Valerien 1871 im S. (19. Januar 1871). Beschießung bcr Fort's 5. Jan. (27. Dez.) unb der Stadt Paris (ö. Jan. ). Hungers-noch in bcr Stabt. Waffenstillstand unb Capitulation 28. San. von Paris (28. Jan.). Friedenspräliminarien 26. Febr. zu Versailles (26. Febr.). Einzug der Deutschen in ,n w . daris(I.MLrz). Friedensschluß zu Frankfurt a.M.
Mai. (10. Mai 1871 i: Frankreich tritt den Elsaß (außer Nelfort) unb Deutsch - Lothringen mit Metz an Deutfchlanb ab unb zahlt 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung.
1818I!n c- Wiederanfrichtung des deutschen Kaiserreichs.
König Wilhelm von Preußen nimmt bie ihm von König Lubwig II. von Bayern im Namen ber beutschen Fürsten angetragene beut] ch e Kaiserkrone im Schlosse zu Versailles an (18. Jan. 187 1). Erster 21- März, beutscher Reichstag zu Berlin (21. März). Das deutsche Reich mit 9,900 Qn.-M. unb 4i Millionen Einwohner.
§. 60.
IV. Kultur im 19. Jahrhundert.
1. Im Allgemeinen: Staunenswerthe Fortschritte im menschlichen Wissen unb Erkennen. Lei ber großen Menge Uebergewicht der Richtung aus das Materielle. — Ausbildung bcr konstitutionellen Monarchien. Bessere Fürsorge bes Staates für Erziehung unb Bildung.
2. Die katholische Kirche schließt Concordate mit den einzelnen Negierungen, stellt den Jesuitenorden wieder her (1814), der jedoch 1872 im deutschen Reiche verboten wird. Rascher Verfall des sog.Deutschkatho-licismus (Rouge, 1845). Papst Pius IX. verdammt in der (jncyclica sammt angefügtem ©yllabus bie
Dritte Periode, 1789—1873. Kultur im 19. Jahrh. 109
„Irrthümer der religionsfeindlichen Zeit" (1864). Zufall i b i l i t ä t des Papstes, ausgesprochen auf dem „ökumenischen Concil" zu Rom (18.'Juli 1870); dagegen die Altkatholiken (Döllinger). Der Rest des Kirchenstaates dem Königreich Italien einverleibt (1871); vgl. §. 54, B).
Etmugclische Kirche. Schleiermacher Prediger in Berlin (f 1834). Jubelfeier der Reformation 1817. Union der lutherische» und reformirten Kirche in Preußen, Nassau, Baden, Rheinpfalz.
3. Wissenschaft. Universitäten in Berlin (1810), Bonn (1818), München (1826), Straßburg (1872). Die Philosophen: Fichte, Hegel, Schelling. Die
deutschen Sprachforscher: Jakob und Wilhelm Grimm; Franz Bopp; Wilhelm von Humboldt. Die Historiker: Niebuhr (röm. Geschichte), Schlosser,
Fr. v. Raumer, Leop. Ranke uud Neander (Kirchen-gcfchichte) in Deutschland; Guizot und Thiers in Frankreich. Naturforscher: Alexander von Humboldt
t 1859 („Kosmos"). Geograph: Karl Ritter. Afrikareisende: Heinrich Barth, Livingstone. Chemiker: Liebig (f 1873). Astronom en: Mädler,
Herschel d. I. Mathematiker: Gauß.
4. Literatur. In Deutschland: Goethe (f 1832). A. W. nnd Fr. Schlegel, Tieck (Romantiker); E. M. Arndt-, Körner, Schenkendorf und Rückert (Freiheitssänger). Jean Paul Richter (| 1826). Platen (f 1835). Uhlaud (f 1862). In Frankreich: Romantische Dichterschule (Berauger, Lamartine). In Ena-land: Lord Byron; Walter Scott.
5. Kunst. Münchener Malerschule (befördert durch König Ludwig I.): Cornelius, Jul. Schnorr,
110 §• 66. Neuere Geschichte, 1517-1873.
Kaulback. Düsseldorfer Schule: W. Schadow, K. Fr. Lessing.
Tonkunst: Beethoveu's Symphonien (1804);
Weber's „Freischütz" (1821); Oratorium „Paulus" von Felir Mendelssohn-Bartholdy 1847).
6. Handel und Industrie befördert durch Dampfmaschinen (der Schotte James Watt, 1764), Dampfschifffahrt (Fnlton in Nordamerika, 1809), Eisenbahnen (Liverpool-Manchester 1830, Nürnberg - Fürth 1835, Leipzig - Dreoden 1837) uud Telegraphie (Steinh eil in München; transatlantisches Kabel 1866). Suez-Kanal 1869. Pacificeifeubahn 1871.
Erfindungen: Stenographie (Gabelsberger, 1831). Photographie (Daquerre, 1838). Weltindustrieausstellungen: London (1851), Paris (1854 u. 1867), Wien (1873).
Seite 28 Z. 5 v. it. lies: (98—117).
„ 42 „ 5 v. u. „ Theüphauo (972); daher Otto's
Ansprüche auf Uuleritalien.
„ 63 „ 1 v. u. „ Kaiser Karl V.
„ 85 „ 8 v. o. ,, Herschel, d. Dater.
Die deutschen Kaiser,
nach der Ncgierungszcit und beit Ncgcntcnhäuscrn geordnet.
1. Die Karolinger, 768—011. Karl d. Große. . . 768—814
Ludwig d. Fromme . 814-840
Ludwig d. Deutsche . 843—876
Karl d. Dicke . 876-887 (f 888) Arnulf v. Kärnthcn . 887—89^
Ludwig d. Kind . . 899-911
Konrad I. v. Franken 911-918
2. Die sächsischen Kaiser, 919—1024.
Heinrich 1............... 919—936
Otto I. d. Große . . 936-973
Otto II.................. 973—983
Otto III............... 983 -1002
Heinrich II............ 1002—1024
3. Die fränkischen (salischen) Kaiser, 1024—1125.
Konrad II.............. 1024—1039
Heinrich III. . . . 1039—1056
Heinrich IV. ... 1056—1106
(Rudolf v. Schwaben 1077—1080)
Heinrich V..............1106—1125
Lothar v. Sachsen. . 1125—1137
4. Me Kohenslanfen, 1138—1254.
Kourad III.............1138—1152
Friedrich I. Barbarossa 1152—1190 Heinrich VI. ... 1190—1197 .Philipp v. Sckwaben 1198—1208 I Otto IV. (Welfe) 1198—1215(f 1218) Friedrich II. . . 1212(1215)—1250 Konrad IV. . . . . 1250—1254 (Wilhelm v. Holland . 1250—1256)
Interregnum . . 1254 — 1273
5. Kaiser ans verschiedenen Käufern, 1273—1437.
a. Hauö Haböburg und Haus Nassau.
Rudolf v. Haböburg 1273—1291 Adolf v. Nassau . 1291—1298 Albrecht v. Oesterreich 1298—1308
b. Haus Luxemburg und HauS Wittelsbach.
Heinrich VII. v. Luxemburg . . . 1308—1313 ,Ludwig der Bayer 1314—1347 •Friedr. v. Oesterreich 1314—1330 Ziarl IV. v. Böhmen 1347—1378 (Günther v. Schwarzburg Jan. — Juni 1349)
Wenzel v. Böhmen 1378—1400 (t 1419)
112
Anhang: Die deutschen Kaiser rc.
Ruprecht v. d. Pfalz 1400—1410 (Jobst v. Mähren . 1410 — 1411) Sigiömund v Ungarn 1410—J437
6. Z>ie Kaösvurger, 1438 — (1740) 1806.
Albrecht II..........1438—1439
Fiiednch III. . . .
Maximilian I. . . .
Karl V. (I. v. Spanien)
Ferdinand III. . . . 1637 Leopold 1...................1658
Ferdinand I. Maximilian II. Rudolf II. . Matthias Ferdinand II.
1440—1493 1493-1519 1519-1556 (f 1558) 1556 - 1564 1564 — 1576
-1657 -1705 —1710
Karl VI...............1711—1740
Joseph I.
1705-
Karl VII. von Bayern 1742—1745
Franzi. ».Lothringen 1745
Joseph 11.............1765
Leopold II............ 1790—
Franz II................. 1792-
(— Franz I. K. von Oesterreich . . . 1804— 1576—16121
1612-1619 7. Kohenzossern.
1619-1637. Wilhelm 1....................1871-
-1765
-1790
-1792
-1806
1835)