— 64 — Die Perser fochten wie Verzweifelte; allein die Kriegskunst und das Feldherrntalent Alexanders trugen wieder den Sieg davon. Hun¬ derttausend der Perser bedeckten das Schlachtfeld; ihr unglücklicher König mußte abermals fein Heil in der Flucht suchen. Durch diesen Lieg wurde Alexander Herr des großen persischen Reiches. b) Ein nähme der Hauptstädte. Alle Städte öffneten ihm die Thore. Zunächst zog er nach Babylon. Die gewaltigen Bauten erregten Staunen und Bewunderung bei den Macedoniern. Nachdem sie hier einen Monat gerastet hatten, ging der Zug nach Susa, wo ungeheure Schätze in die Hände der Sieger sielen; endlich kam man nach Perse- polis, der Hauptstadt des eigentlichen Persiens, mit dem Reichspalast und den Felsengräbern der ersten Könige. Hier war eine solche Masse von Reichtümern angehäuft, daß 20000 Maultiere und 5000 Kamele nötig wurden, um all die Schätze an Gold und Silber, die Pracht¬ gewebe und Kostbarkeiten fortzuschaffen. c) Schicksal des Darins. Während hier die Sieger in Genüssen aller Art schwelgten, war der unglückliche Perserkönig zunächst nach Ekbatana in Medien, von da nach Baktrien geflohen. Hier traf ihn schnödester Verrat. Der Statthalter Bessns nahm ihn gefangen, wahr¬ scheinlich, um sich selbst zum Herrscher zu machen, und schleppte ihn in eiliger Flucht mit nach den östlichen Landschaften. Sobald Alexander davon erfuhr, fetzte er in Eilmärschen dem Verräter nach. Der Zug ging über Berge, Steppen und Wüsteneien. Pferde und Menschen waren erschöpft. Einst brachte ein Soldat dem durstenden König etwas Wasser in seinem Helm. Der König nahm es, als er aber die schmachtenden Soldaten ansah, goß er es in den Sand mit den Worten: „Für uns alle ist es nicht genug." Begeistert riefen die Soldaten aus: „Wir sind nicht durstig, wir sind auch nicht sterblich, solange uns ein solcher König führt!" Endlich näherte man sich dem Zuge, in welchem der Perserkönig als Gefangener war. Da ermordete Bessns den König und sprengte mit seinen Genossen nach allen Richtungen davon. Ma- cedonische Reiter, welche zuerst bei dem königlichen Wagen ankamen, fanden Darius in den letzten Zügen liegen. Sterbend bat er um einen Trunk Wasser. Als ein Soldat es ihm in einem Helme brachte, sagte der Unglückliche: „Freund, das ist mir der größte Schmerz, daß ich dir diese Wohlthat nicht vergelten kann; aber Alexander wird es für mich thun, und die Götter werden ihn segnen für die Barmherzig¬ keit, die er meiner Mutter, meiner Gemahlin und meinen Kindern erwiesen hat; hier reiche ich ihm durch dich meine Hand." Dann starb er. Alexander kam heran. Schweigend betrachtete er den Mann, der durch ihn so tief unglücklich geworden war. Dann bedeckte-er ihn mit feinem Mantel, ließ ihn nach Perfepolis bringen und feierlich in der persischen Königsgruft beisetzen. Darnach fetzte er feinen Siegeszug fort, eroberte Baktrien, ging über den Oxus (Antu) nach Sogdiana (jetzt Buchara), wo er Bessns gefangen nahm und unter Martern hin¬ richten ließ; dann unterwarf er die Völker bis an den Jaxartes (Sir).