— 214 — Der deutsche Krieg von 1866. Alle deutschen Vaterlandsfreunde hatten sich überzeugt, daß Deutschland nie einig werden konnte, so lange Oesterreich den Bundestag Beherrschte und Preußen benachteiligte, wo es konnte. Oesterreich , ultramontan regiert, von unwissenden, sich anfein¬ denden Völkern bewohnt, von Schulden gedrückt, konnte hinfort nicht mehr der Führer Deutschlands sein. Alle Hoffnungen waren auf Preußen gesetzt, obschon man dort liberale Grundsätze nicht freundlich beurtheilte. Oesterreich schützte die Kleinstaaterei, um durch die Uneinigkeit der Verbündeten zu herrschen; Preußen ver¬ langte Einigung durch ein Reichsparlament. Wegen Schleswig- Holstein kam es zum Bruch, wie bereits erzählt ist. Preußen erklärte den Bund für aufgelöst und schlug eine neue Bundes¬ verfassung vor. Der Bund wollte natürlich davon nichts wissen, nahm Preußens Austritt aus dem Bunde nicht an und beschloß Exekution. Es hatte aber Preußen bereits mit Italien ein Schutz- und Trntzbündniß geschlossen, welches nun den Krieg an Oester¬ reich erklärte. Nach menschlicher Berechnung mußte Preußen verlieren, da die Menge der Feinde zu groß war. Das Volk nahm aber mit Begeisterung die Kriegserklärung an und war ans einen langen, wechselvollen Krieg gefaßt. Ebenso dachte Napoleon, der sich zur Einmischung bereit hielt, um einen Beuteantheil für seine Dienste zu erschnappen. Oesterreich brachte an 500,000 Mann mit 1000 Kanonen zusammen und stellte eine Nordarmee unter Benedek (230,000 Mann und 760 Kanonen) bei Olmütz auf, und eine Südarmee unter Erzherzog Albrecht (170,000 Mann) bei Verona. Aber in Oesterreich, wo man nur durch Protection hohe Aemter er¬ hält, fehlte es an Feldherren, an unterrichteten Offizieren, und die unwissende vielsprachige Mannschaft blieb ohne Begeisterung. Sie schlug sich aus Gewohnheit tapfer; als aber das Zündnadelgewehr mit seiner mörderischen Kraft sich geltend machte, verlor das Heer den Muth, die berühmte Reiterei ward überall von der preußischen geworfen, wogegen die gezogenen Kanonen den preußischen ein¬ fachen weit überlegen waren und den Preußen durch Schnelligkeit und Sicherheit im Treffen großen Schaden zufügten. Die wachsen (34,000 Mann) verließen ihr Land und zogen nach Böhmen, die Hannoveraner und Kurhessen wurden bei der Rüstung überrumpelt und unschädlich gemacht. Baiern brachte statt 100,000 Mann kaum 45,000 Mann zusammen, Württemberg, Baden, Darmstadt