Ich- Noch viel weniger! Im Schreiben ist es noch leichter, das Fremde zu vermeiden, als im Reden. Mischm. Morbleu! Es ist ja kein einziges Buch so geschrieben. Ich lese . . . sowohl Romaines als Briese. Ich lese die Entrevues im Reich der Todten, imgleichen der curieusen Eva ©taats-Assembleen, und dergleichen von unsern besten pie9en wehr, und finde par tout solche melanges von Sprachen. Sollte es wohl ein einziges Buch geben, das ganz deutsch geschrieben wäre? Ich. Was die erwähnten Bücher, insonderheit die Entrevues anlanget; so habe ich mir niemals die Mühe genommen, eins davon zu lesen, weil ich gleich bey dem andern oder dritten Blatte einen Ekel bekommen: Und ich habe längst ge- wünschet, daß doch der Patriot einmal den Werth derselben nach seinem Wetterglase untersuchen möge. Daß es aber allerdings Bücher gebe, die rein deutsch geschrieben sind, das kann ihnen ja nicht unbekannt seyn. (Nun folgen Hinweise auf solche, nament¬ lich die Bibel, Schriften verschiedener Staatsleute, u. a. Canitz, und der „schlesischen Poeten".) In Wahrheit, es ist Schande, daß unser Hof, der vor ungefähr zwölf Jahren die rechte Residenz der deutschen Sprache gewesen, itzo die Leute nicht mehr kennet, die ganz Deutschland bewundert hat. Mischm. ^Ma foi! Ich sehe, daß sie mehr deutsche Bücher nennen können, als ich mein Tage gesehen. Ich wollte mich auch wohl resolviren, ins künftige meine Muttersprache besser zu excoliren, aber enfin ich kanns mir nicht concipiren, wie ich meinen Bries hätte ans deutsch so galant und agreable exprimiren sollen. Ich- Wenn sie erlauben, so will ich auf die andre Seite desselben eine Übersetzung davon hinschreiben. Mischm. Tres volontiers. Sie erweisen mir ein plaisir. Darauf nahm ich die Feder, und schrieb ihm folgendes hin: Werthgeschätzter Gönner! Sie können mir heute ein sonderbares Merkmaal von dero Gewogenheit blicken lassen; wenn ich dessen nicht ganz unwürdig bin. Ein Schälchen Caffee, und mein Lombertisch, erwartet um fünf Uhr dero Gegenwart in meinem Zimmer. Dero angenehmes Wesen und artiger Umgang macht ihnen alle diejenigen verbindlich, die einmal mit ihnen zu sprechen das Gluck haben. Ich kann versichern, daß ich auch aus dieser Zahl bin, und mir eine Ehre daraus machen werde, wenn sie um be¬ stimmte Zeit ihren gütigen Zuspruch gönnen werden Dero ergebenstem etc. Mischm. Est il possible? Das hätte ich nicht gedacht! Das Französische scheint zwar ein wenig delicater zu klingen; allein pentetre ist es nur meinen Ohren zu tribuiren. Ich will mich indessen sans facon anders resolviren, und die deutsche Sprache nicht mehr so prostituiren Ich. Sie machen einen schlechten Anfang dazu. Mischm. Ja! Mein Herr, fürs erste müssen sie mir noch etwas pardonniren, hernach aber will ich so rigoureux werden, daß sie mich selbst admiriren sollen. Ich- Die Wörter auf iren scheinen ihnen sehr anzukleben; und wenn sie sich derselben nur enthalten könnten: So hätten sie sehr viel gewonnen. Mischm. Tout de bon. Es ist gut, daß sie mir das sagen; ich will sie ins künftige schon evitiren. Ich- Das war ja wiederum eins auf iren. Es scheint, daß es ihnen große Aufmerksamkeit kosten werde. Und damit hatte unser Gespräche ein Ende ..." (Ebda. I, 21. Stück, vom 23 May 1725. S. 178 ff.)