— 152 — Schoederer, Kaufmann aus Donauwörth, und den Buchhändler Stein *) aus Nürn¬ berg in ihrer Sitzung am heutigen Tage zum Tod verurteilt hat, welche beschuldigt und überführt sind, Schmähschriften gegen die französische Regierung und ihre Armeen verfaßt und verbreitet zu haben. Die Kommission hat gleichzeitig zu derselben Strafe per contumaciam den Kommis der Buchhandlung Stag zu Augsburg Namens Jenifch, sodann einen gewissen Enrich, Buchhändler zu Liutz, Kupfer, Buch- Händler zu Wien, und Merkle, Gastwirt zu Neckarsulm, verurteilt. Gemäß den Bestimmungen der heute durch Eilcourier usw. Braunau, den 25. August 1806." (Original im „Historischen Museum der Völkerschlacht und Zeit Napoleon- I." am Gasthaus Napoleonstein, Leipzig-Thonberg.) *) Buchhändler Palm (Steinsche Buchhandlung) in Nürnberg. 5. Ereignisse in Leipzig während der Schlachten bei Saalfeld und Jena. 1806. „ ... In Hinsicht der sonst weit zahlreicher besuchten Michaelismesse war gleich anfangs der Einfluß des nahen Krieges sehr zu spüren. Viele Fremde waren ganz weggeblieben. Viele machten sich frühzeitiger als gewöhnlich wieder auf den Weg zu der Heimath — Verkäufer, ohne bedeutenden Absatz gehabt — Käufer, ohne viele Waaren eingekauft zu haben. Eine Menge Logis . . . standen leer, und bei vielen, welche auf große Vermiethung derselben gerechnet hatten, eben sowohl; als bei vielen, die sich einen ansehnlichen Absatz von Waaren versprochen hatten, sah es in den Taschen nicht viel anders als leer aus. Schon in der Mitte der Messe gegen den 6. 7. 8. Oetober . . . verließen mehrere Fremde Leipzig. Schon jetzt sprach man von Vorfällen zwischen den gegen¬ seitigen Kriegsheeren, besonders den Avantgarden. Fuhrwerk, das vor einigen Tagen nach Frankfurt a. M. zu abgegangen war, kehrte wieder zurück. Nicht viel anders gieng es den Posten. Sie brachten die Nachricht mit, daß die Straßen in die dortige Gegend nicht füglich zu pafsiren wären, indem die französischen Heere mit Macht eindrängen, und sich immer näher heranzögen. Etwas späterhin er¬ schienen Nachrichten von den Vorfällen bei Saalfeld1). Am 10. traf sogar ein verwundeter prensifcher Hnsarenobrister in Leipzig ein, welcher wohl einige glaub¬ würdigere Nachrichten über den schlimmen Ausgang jener Gefechte für die Preußen und Sachsen mitgebracht haben mochte. Man hätte nämlich bisher den beyden Letzteren den Sieg zugeschrieben, was aber nicht begründet gewesen war. Und schon sieng man nun gewissermaßen auch an, für die Freundesarmeen zu fürchten. Das in Leipzig garnifonirende Bataillon erhielt am 11. schleunig Ordre zum Ausmarsch. Schon sah man die Compagniewagen aufpacken. Schon sah man nicht weniger mehrere Wagen mit Kostbarkeiten von benachbarten kleinen Fürsten . . . eiligst hier ankommen und dnrchpassiren. Schon verbreitete sich das Gerücht von einer Niederlage des Prinzen von Hohenlohe. Es kamen gegen Abend sogar schon mehrere blessirte preußische Husaren und sächsische Dragoner hier an, welche, wie sie sagten, durch überlegene Macht von der Wagenburg vertrieben worden waren, sich unter beständigem tapfern Widerstände hatten zurückziehen müssen, und jene Nachricht bestätigen zu können schienen. So gern man sich auch im Vertrauen auf die Preußischen Truppen, die so viel versprochen zu haben schienen, und aus treuer Siebe zu den wackern sächsischen *) wo am 10. Oktober der Vortrab der Preußen geschlagen wurde und Prinz Louis Ferdinand fiel.