Das neunzehnte Jahrhundert. I. Fortschritte der Kultur. 1. Zur Geschichte des Handels und der Industrie. 1. Ein englisches Urteil über den Aufschwung von Leipzigs Handel und Industrie nach 1815. (Der Verfasser William Jakob, der als einer der zuverlässigsten Volkswirte seines Landes galt, der mit einem umfassenden und tiefen Wissen auf allen Produktionsgebieten eine außerordentliche Ruhe, Unparteilichkeit und Sicherheit der Beobachtung verband, wurde vom Hause der Lords nach betn Kontinent entsandt, um Bericht zu erstatten über die wirt¬ schaftliche Lage mit Beziehung auf bie Einführung des Freihanbels in England. Über Leipzia schreibt er in seinem Buche: „A View of the Agriculture, Manufactures, Statistics, and State of Society, of Germany, and Parts of Holland and France. Taken Jacob Esq. F. R. S. London: John Murray, Albemarle Street 1820“.) „Leipzig ist, was die Bevölkerungsziffer angeht, die zweite Stadt Sachsens, aber an Wohlhabenheit, Tätigkeit und Prosperität, rangiert es weit vor der Haupt¬ stadt. An ansässigen Einwohnern zählte es im Jahre 1818 36 093, die Geburten im Jahre vorher betrugen 1 257, die Todesfälle 1208. Die traurigen Ereignisse, deren Schauplatz sie gewesen ist, haben die Stadt in ihrer Wohlhabenheit zwar sehr beeinträchtigt . . . Aber es bleibt noch immer eine große kommerzielle und industrielle Hauptstadt, und in der allgemeinen Depression sämtlicher geschäftlicher Unternehmungen macht Leipzig noch immer mehr den Eindruck der Prosperität, als irgend eine andere Stadt, die ich auf dem Kontinent gesehen habe. Den größten Teil ihres Handels verdankt die Stadt den beiden jährlichen Messen. Man kann sie als den Mittelpunkt betrachten, an dem der Handel vom Osten Europas und von Asien den des westlichen Europas und der verschiedenen Kolonien in den übrigen Teilen des Erdballes trifft. Fabrikanten von England, von Flandern, von Frankreich, Holland und sonstwo kommen in großer Zahl dorthin und treffen sich dort mit den Käufern aus Ungarn, Griechenland, der Türkei und sogar aus der Asiatischen Tartarei. Großenteils wird das Geschäft durch Vermitt¬ lung von Maklern und Kommissionshäusern abgeschlossen, die sich durch ihre Zu¬ verlässigkeit auszeichnen, und durch ihre Emsigkeit. Sie sprechen verschiedene Sprachen; sie kennen die verschiedenen Gewichte, Maße und Geldsorten entfernter Länder, die sie untereinander zu vergleichen verstehen; sie kennen die besten Straßen für den Transport der Waren; sie machen etwas ganz Einfaches und Leichtes aus dem Umschlag weit voneinander entfernter Länder. Es besteht ziemlich allgemein der Brauch unter den Fabrikanten in unserem Teile Europas, ihre Muster auf einer Messe auszustellen und Aufträge für Waren in Empfang zu nehmen, die auf der folgenden Messe fertig sein müssen; dann werden sie dem Käufer geliefert und