24 C. Die Heben der Gracchen C. Die Reden der Gracchen. I. Urteile über die Reden. 1. Urteile über Tiberius. [Cicero Brutus § m.] wir besitzen von Larbo und Gracchus Re- 5 den, die noch nicht genug blendende Worte enthalten, aber scharfsinnig und voll kluger Gedanken sind. Gracchus war durch die Sorgfalt seiner Mutter Cornelia von Kindheit an unterrichtet und in der griechischen Literatur unterwiesen. Denn er hatte stets hervorragende Lehrer aus Griechenland, darunter schon als Jüngling Diophanes von MrMene, den bedeutendsten io Redner des damaligen Griechenlands, vgl. Plutarch Jib. Gr. 8: wie die meistert erzählen, beeinflußten ihn der Redner Diophanes und der Phi¬ losoph Blossins, von denen Diophanes ein Verbannter aus Mytilene war, der andere aus Italien selbst, nämlich aus Turnä, stammte. 2. vergleich des Tiberius und des Gaius. iS [Plutarch ebd. 2.] Zunächst nach Gesichtsausdruck, Blick und Be¬ wegung war Tiberius sanft und ruhig, Gaius dagegen leidenschaftlich und gewaltsam, so daß jener seine Rede hielt, während er ruhig auf einem Fleck stehen blieb, dieser aber zuerst unter den Römern auf der Redner¬ bühne hin- und herging und beim Sprechen die Toga von der Schulter 20 zog . . . weiter war die Rrt der Rede bei Gaius gewaltig und bis zur Übertreibung leidenschaftlich, die des Tiberius war milder und mehr das Mitleid erregend? 3. Urteile über Gaius. [Cicero Brutus § m.] Durch seinen vorzeitigen Tod hat die . . . 25 lateinische Literatur einen Schaden erlitten, (wenn er länger gelebt hätte), wäre er vielleicht in der Beredsamkeit unvergleichlich gewesen: er ist gewaltig in seinen Worten, voll kluger Gedanken, der ganzen Rrt nach eindrucksvoll. Freilich fehlt seinen Werken die letzte Feile: vieles ist nur vortrefflich angefangen, aber nicht ganz vollendet. Ja, diesen Redner 30 .. . muß die Jugend lesen, wenn einen; denn er kann den Geist nicht nur schärfen, sondern auch nähren. [De oratore 3, 225.] Gracchus pflegte, wie Du, Tatulus, von Deinem Klienten Licinius, einem gebildeten Manne, den jener als Privatsekretär hatte, hören kannst, einen geschickten Menschen mit einer elfenbeinernen 35 Stimmpfeife bei sich zu haben; dieser mußte, wenn er eine Rede hielt, heimlich hinter ihm stehen und schnell den Ton blasen, durch den er seine ermüdete Stimme wieder anregte oder auch die allzu angespannte von ihrer höhe wieder herunterbrachte.2 - 1 vgl. S. 11, 24 ff. 12, 24ff. Das raffinierte Mittel erklärt sich aus dem fast musikalischen Dortrag der römischen Rede.