— 23 - sie nun weiter gingen, wurden sie bald gewahr, daß der Riese sie belogen und absichtlich irre geführt hatte, denn die vermeintliche Burg war nichts weiter als ein Felsenthor, hinter dem ein ungeheurer- Abgrund zu sehen war, der in die Behausung der Todesgöttin H e l a führte. Nach vielem Suchen fand Thor sick indessen doch zu¬ recht und gelangte endlich zur Burg des Jöthunkönigs. Dieselbe war von einer hohen Felsenkette umgeben, und an dem Eingangsthor hielten zwei Riesen die Wache; die hatten statt des Schildes eine große Felsplatte und als Speer- mächtige Fichtenstämme in ben Händen. Thor stieß nun mit seinem Speer gegen bie Thorflügel, unb krachend sprangen sie aiiseinanber, bie Wächter aber wagten nicht einmal etwas zu sagen. Die Riesenstabt, in bie sie jetzt eintraten, war ganz finster, benn bie Felsenmauern waren so hoch, baß kein Strahl der Sonne hineindrang. Erst als ein Riese mit feiner Keule an die Felswand schlug, sprangen Feuerflammen heraus und erhellten die Stadt. Jetzt erblickten sie auch den Riesen¬ könig, wie er regungslos auf seinem Felsenthron saß und seine funkelnden Augen wild auf sie richtete. Um Thor zu erschrecken und zum Rückzug zu bewegen, ließ er zuerst die Felswand, unter der dieser mit seinen Begleitern stand, dröhnend zusammenstürzen und dann an ihrer Stelle einen gähnenden Abgrund entstehen, aus dem giftige Dünste auf¬ stiegen und sich wie eine Wolke um die Ankömmlinge legten. Thor aber rief lächelnd aus: „Weder deine Felsen noch dein Gift vermag mir zu schaden, ich kann überall sicher sein, denn Odin ist mein Vater und Frigga meine Mutter!" Da dachte Utgardloki, es fei besser, sich mit dem Göttersohne gütlich abzufinden; er bat ihn wegen der Tempelzerstörung zu Upsala um Verzeihung unb lud ihn ein, als Gast in seinem Palast zu verweilen, wo sie sich an einem Mahle stärken unb dann in Kampsspielen ihre Kräfte versuchen