8 5. Deutsche Einflüsse in Polen im 11. Jahrhundert ein Vater, er möge einen Abwesenden nicht ohne Grund anklagen und nicht durch eine ungerechte Beschwerde seinen Zorn, den er gegen einen anderen anfachte, auf sich selbst lenken. Huch der eiligst vorgeladene Angeklagte zögerte nicht zu kommen und versäumte unter keinem vor¬ wand den vom Könige bestimmten Tag. wenn aber der vornehme, nach dem man geschickt hatte, kam, zeigte er sich ihm nicht von Übelwollen beseelt, sondern empfing ihn mit heiterer und freundlicher Miene, lud ihn zu Tische und verhandelte über die Streitsache nicht am selben, sondern erst am folgenden oder dritten Tage. Mt solcher Sorgfalt be¬ handelte er die Angelegenheit eines Rrmeit wie irgendeines angesehe¬ nen vornehmen.... 5. Deutsche (Einflüsse in Polen im 11» Jahrhundert. I. Chronik des Gallus (Ausgabe von Finkel und K^trzqriffi, S. 26ff). Nachdem Bofeslato der Große gestorben war, folgte ihm sein Sohn ITTeffo II.1 Dieser hatte schon zu Lebenszeiten seines Vaters die Schwe¬ ster - des Kaisers CDtto III. geheiratet, die ihm einen Sohn Kasimir, den Wiederhersteller Polens (restaurator) gebar Nachdem ITTeffo bald nach dem Tode seines Vaters gestorben war, blieb Kasimir mit seiner kaiserlichen Mutter als kleiner Knabe zurück. Dbwohl die Witwe ihren Sohn gut erzog und öas Reich, soweit es eine $rau konnte, in allen Ehren verwaltete, jagten sie mißgünstige Verräter aus dem Reich, ihren Sohn behielten sie aber gleichsam als Deckmantel für ihren verrat bei sich- flls dieser heranwuchs und zu herrschen begann, da fürchteten die Schuldigen, daß er das der ITTutter angetane Unrecht rächen würde. Daher erhoben sie sich gegen ihn und zwangen ihn nach Ungarn zu fliehen, wo damals der heilige Stefan herrschte. .. . Nachdem dieser ge¬ storben war3, kam Peter der venetianer in Ungarn zur Herrschaft Dieser entließ Kasimir mit 100 Reitern und Rossen, Waffen und Klei¬ dern in allen (Ehren und ließ ihn ziehen, wohin er wollte. TTTit Freuden begab sich Kasimir auf die Reife und eilte nach Deutschland, hier hielt er sich eine Zeit (wie lang weiß ich nicht) bei seiner Mutter und dem Kaiser4 auf und errang den Ruf eines überaus kühnen Ritters. . . . Darauf beschloß er, nach Polen zurückzukehren und tat dies insgeheim seiner Mutter kund. Trotzdem aber die Mutter ihm abriet, zu dem un- getreuen und noch nicht völlig christianisierten Volke zurückzukehren . . . und der Kaiser ihn bat zu bleiben und ihm ein genug großes Herzogtum anbot, . . . nahm er 500 Ritter5 und zog nach Polen. Nachdem er sich hierauf in den Besitz eines festen Platzes gesetzt hatte, befreite er von hier aus mit Mut und Klugheit ganz Polen von den Pommern, Böhmen und anderen Nachbarvölkern und unterwarf das Reich feiner Herrschaft. 1 1025—1034. 2 Nichtiger die Tochter einer Schwester Ottos III., nämlich Rixa, die Tochter der Mathilde und des Pfalzgrafen am Rhein Ezo. 8 1038. 4 Heinrich III. 6 Selbstverständlich waren es deutsche Ritter.