24 Die Armee unter Friedrich Wilhelm II. u. Friedrich Wilhelm III. (—1806) III. Die Zeit des Niederganges der alten preußischen Armee. A. Hnedrich Wilhelm II. Trotz einiger lobenswerten Veränderungen traten doch immer deut¬ licher die schon in den letzten Jahren des großen Königs bemerkten Schä¬ den hervor (22). Trotz der vermehrten Zahl der Einländer blieb die aus¬ wärtige Werbung,- die damit verknüpften Mißstände mehrten sich (23). „Die Verbindlichkeit zu Kriegsdiensten" erklärte Friedrich Wilhelm II. für „eine Obliegenheit der Untertanen"; aber die „Exemtionen" von der Kantons¬ pflicht wurden immer umfangreicher. Das Ansehen des Soldatenstandes schwand immer mehr, zumal man ungeratene tandeskinder, die ihrem Stande und ihrem Berufe nach von der Kantonspflicht frei waren, ihr wieder un¬ terwarf (24). B. Hnedrich tOtlhelm III. Die Schäden des Werbesystems wurden im Beginne der Regierung Friedrich Wilhelms III. immer offenbarer (25). wenn der König auch den besten willen hatte, sie zu beseitigen, so blieb zunächst alles beim Alten. Bei der Mobilmachung im Jahre 1805 zeigte sich mancher Schaden ganz besonders stark (26). Dazu kamen die Überalterung des (Dffizierforps und feine mangelhafte Zusammensetzung (27). Die Achtung vor dem Soldaten- stände konnte auch durch die Beibehaltung der harten, das Ehrgefühl herab¬ drückenden Strafen nicht besonders gehoben werden (28). Da brach die Ka¬ tastrophe von 1806 herein. Sie ward der Weckruf für durchgreifende Re¬ formen auch auf dem Gebiete des Heerwesens. 22. Veränderungen in den Heerereinrichlungeii? In den Krieges-Einrichtungen hatte Friedrich Wilhelm II. . . . mehrere Veränderungen einführen lassen, die, jede Einzeln betrachtet, Beyfalls wür¬ dig erscheinen, und von denen die folgenden die hauptsächlichsten waren, (v- Boqen gibt zunächst einige genauere Angaben über die Formationen. Dann fährt er fort:) Die Dienstzeit des Inländers sowohl als des Ausländers wurde gesetz¬ lich bestimmt, und die Gewaltsamen Werbungen ^ der letzteren sowie die dabey verübten offenbaren Betrügereien wurden Strenge verboten. Bet) Anfertigung der Bekleidung wurden sehr zweckmäßige Grundsätze vorgeschrieben. Der Soldat bekam eine Tägliche Brodt-Portion, die ihm sonst nur bey Großer Theuerung vorübergehend gereicht wurde. Für die Kinder '5 dienstthuender Soldaten wurden Unterstützungsgelder angewiesen. 1 Aus „(Erinnerungen aus dem Leben des <Beneral=FeIömarfchaIIs Hermann D. Boi)en'\ h^erausgeg. v. Friedrich nippold, Bö. I, S. 115ff. Leipzig 1889. 3 In Berlin gab es im Iahre 1764 bei einer Garnison von noch nicht 9000 Mann (Unteroffiziere, Spielleute und Gemeine) 2992 Soldatenfrauen und 2680