212 sechs, der Fußgänger vier Gulden, ohne die tägliche Kost an Fleisch, Brod, Bier und Wein. Wie Wenige konnten so viel in jenen schweren Zeiten durch Arbeit verdienen! So lösete Wallenstein sein Wort, in drei Monaten ein Heer von 30,00 > Mann zu stellen. „Das Heer ist da, nun schickt einen Führer!" schrieb er nach Wien. Und noch einmal mußte der Kaiser, der wohl einsah, daß nur der Schöpfer des Heeres auch der Führer sein könnte, den stolzen Mann flehentlichst bitten, den Oberbefehl selbst zu übernehmen. Wallenstein verstand sich gern dazu, machte aber Be- dingungen, wie sie wohl noch nie ein Unterthan seinem Landesherrn stellte. Dem Fürsten von Eggenberg, der als kaiserlicher Gesandter mit ihm unterhandelte, überreichte er schriftlich sein „letztes Wort": „Der Herzog von Friedland wird Generalissimus des Kaisers, des ganzen Erzhauses und der Krone Spanien. Er erhält den Oberbefehl ohne allen Vorbehalt. Der Kaiser darf sich nie bei der Armee einfinden. Zur Gewißheit der ordentlichen Belohnung wird dem Herzog von Fried¬ land ein österreichisches Erbland in bester Form zum Unterpfand verschrieben. Als außerordentliche Belohnung aber erhält er noch die Oberlehnsherrschaft über die Länder, die er noch erobern wird. Die Konfiskationen im Reiche, desgleichen die Begnadigungen hängen ganz allein von ihm ab. Im künf¬ tigen Frieden muß ihm Mecklenburg wieder zugesichert werden. Das nö¬ thige Geld zum Kriege wird ihm ausgezahlt und im Nothfalle müssen ihm alle kaiserlichen Erbländer offen stehen." Eggenberg erblaßte. Solche Dinge fordern, hieß, den Kaiser gera¬ dezu vom Throne stoßen. Er sandte indeß das Blatt nach Wien und es ward von dem hartbedrängten Kaiser unterschrieben. Wallenstein ver¬ mehrte nun sein Heer auf 40,000 Mann, brach im April 1632 von Znaym in Mähren nach Prag auf, eroberte die Stadt mit Gewalt und jagte den Kurfürsten mit seinen Sachsen aus Böhmen heraus. 11. Gustav unb Wallcustein bei Nürnberg (1632, Juli bis Sept.). Da Wallenstein in Böhmen reine Bahn gemacht hatte* so wäre nichts billiger gewesen, als daß er sich mit seinem Heere nach Bayern gewendet hätte, um dem bedrängten Maximilian zu Hülfe zu kommen. Auch der Kaiser erwartete dies und der Kurfürst lud ihn mit den dringendsten Bitten dazu ein. Dem rachsüchtigen Feldherrn war aber die Noth seines ehema¬ ligen Feindes auf dem Reichstage zu Regensburg recht lieb und er ließ ihm sagen, jetzt dürfe er Böhmen von Truppen nicht entblößen, auch werde er den Krieg nach keines Andern Sinn, sondern nach seinem eigenen füh¬ ren. Maximilian, immer mehr von der Noth gedrängt, sandte Kouriere über Kouriere von Regensburg nach Böhmen und erbot sich zuletzt, ohne Widerrede allen Befehlen Wallenstein's sich unterwerfen zu wollen, wenn dieser sich nur jetzt mit ihm vereinige. Das ward endlich angenommen, allein Wallenstein bestimmte zu neuem Verdruß des Kurfürsten nicht Re¬ gensburg, sondern Eger zum Vereinigungsplatz, weil man dem Feinde erst Nürnberg wegnehmen müßte. So unzufrieden der Bayer damit war, so