Wirtschaftliche Zustände; Lebensweise. 67 erhellt, daß von Zäunen, Rainen, Grenzsteinen rc. die Rede ist. Die Ergiebigkeit der Ernten bekundet die Erwähnung nicht bloß von eigent¬ lichen Scheuern am Hofe, sondern auch von anderweiten Vorrich¬ tungen zur Aufbewahrung der Früchte (offenen Schuppen, Mieten, Feimen). Allerhand verschiedenartige Feld- und Gartenfrüchte werden genannt: Rüben, Bohnen, Erbsen, Linsen, desgleichen Äpfel und Birnen, letztere mit Zusätzen, die auf ein Pfropfen und Veredeln des Obstes schließen lassen. Das Gleiche ist der Fall mit der Pflege des Weinbaues: das Verpflanzen von Schößlingen, das Beschneiden der Stöcke, die Anlegung künstlicher Weinberge ist offenbar schon be¬ kannt; besondere Winzer werden dazu gehalten. Ebenso ist es mit der Anlegung von Obstgärten und von Wiesen. Die Erwähnung von Netzen läßt auf eine planmäßige Fischerei schließen. Ob die ackerbautreibende Bevölkerung in den neu gewonnenen Landstrichen sich mehr dorfweise, oder in einzelnen Höfen (villis) angesiedelt habe, ist nicht genau zu erkennen. Die Güter der Großen mit den darauf und den umher wohnenden Kolonen werden im Westen vorgeherrscht haben, während im Osten noch die alten Mark¬ genossenschaften fortbestanden. Daß auch schon allerhand Gewerbe von besonders daraus ein¬ geübten Personen betrieben wurden, ersieht mair ebenfalls aus den Volksrechten. Da ist von Zimmerleuten, Schmieden, Goldschmieden, Schwertfegern und anderridergleichen Gewerken (zunächst noch Sklaven) die Rede; die Tötung, Beschädigung oder Entführung eines solchen angelernten Arbeiters wird mit 60 Schilling Buße bedroht. Gregor von Tours gedenkt des Wollkämmens und Der Verarbeitung der Wolle. Auch von kostbaren Gerätschaften und Schmuck aus Gold und Silber, oft mit Edelsteinen besetzt, von kunstreichen Geweben u. dgl., die als Geschenke den Königen dargebracht oder von Vornehmen für sich und ihre Frauen in Gebrauch genommen werden, lesen wir bereits; doch haben wir darin wohl mehr die Kunsterzeugnisse der älteren römisch¬ gallischen Bevölkerung in den Städten zu sehen, als die der Franken, welche damals noch vorzogen, das Feld zu bauen. Allmählich wer¬ den auch sie sich an solche Beschäftigungen gewöhnt haben. Für den Handelsverkehr des neuen Frankenreichs blieb noch auf länger hin Gallien der eigentliche Mittelpunkt. Als römische Provinz hatte Gallien an der Bewegung des römischen Welthandels teilgenommen, und mindestens viele der damals angeknüpften Ver¬ bindungen nach außen bestanden wohl noch fort. Ein anderer be-