Deutschland unter eigenen Königen. 7 Grafen von Paris) sich der obersten Gewalt bemächtigte. In Deutschland ergriff, unter Zustimmung der Großen oder doch eines überwiegenden Teils derselben, ein natürlicher Sohn Karlmanns, Arnulf, die Zügel der Herrschaft. Er verteidigte das Reich tapfer gegen die Angriffe der Normannen und der mährischen Slawen. Auch nach Italien drang er vor und erlangte von dem Papste Formosus die Krönung als römischer Kaiser. Ludwig II., der letzte Kaiser aus Lothars Stamme, war 875 gestorben. Arnulf hinterließ bei seinem Tode (899) einen unmündigen Sohn, Ludwig das Kind. Die Großen wühlten diesen zum König, damit nicht die westlichen Karo¬ linger Anspruch auf Deutschland machen möchten. Aber kaum er¬ wachsen starb Ludwig 911. Mit ihm erlosch die deutsche Linie der Karolinger auch in ihrem nichtlegitimen Nebenzweige; der deutsche Königsthron stand verwaist. Drittes Kapitel Deutschland unter eigenen Königen. ^ls Ludwig das Kind 911 starb, war das deutsche National¬ gefühl bereits soweit erstarkt, daß man einem westsrünkischen Könige sich schwerlich unterworfen haben würde. Auch konnte der schwache Karl der Einfältige an so etwas nicht denken. Eher stand zu besorgen, daß Deutschland in seine einzelnen Stämme zerfallen könnte. In¬ dessen sprachen verschiedene Momente zu Gunsten der Einheit. Zunächst die Verwandtschaft des Blutes, der Sprache, des Glaubens. Beson¬ ders die kirchliche Einheit war ein starkes Band. Tie Bischöfe mußten fürchten, daß bei einer Trennung der Stämme einzelne davon (z. B. der mit Gewalt bekehrte sächsische Stamm) am Ende wieder dem Heidentum verfallen möchten. Sodann hatten die Germanen durch ihre Einverleibung in das gewaltige Karolingische Reich sich an den Gedanken gewöhnt, einem großen und mächtigen Staatswesen anzu¬ gehören. Dazu kamen endlich die Gefahren, die ihnen, wenn sie sich trennen würden, von den wilden Völkern im Norden und Osten (Nor¬ mannen, Slawen, Bulgaren 2C.) augenscheinlich drohten. So kam es, daß das Bedürfnis, Deutschland geeint und dadurch stark zu erhalten, den Trieb der Absonderung überwog. Und zwar