Altc Geschichte. A. Die KaupLvölker des Hrients. § 1. Die Ägypter. Unbestreitbar das älteste Kulturvolk, das uns durch die Heilige Schrift wie auch durch die andern Zeugnisse der Geschichte bekannt ist, sind die Ägypter. Die Geschichte Ägyptens, das schon den Griechen eine Art Wunder¬ land war. geht bis in das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 1. Das Land der Ägypter. Ägypten, im Nordosten von Afrika ge¬ legen, ist begrenzt im Norden vom Mittelmeere, im Süden von Nubien, im Osten vom Roten Meere, an dessen nördlichem Ende die 160 km breite Landenge von Suez mit dem gleichnamigen Kanal das Land mit Asien verbindet, im Westen von der Libyschen Wüste; es zerfällt in Ober-, Mittel¬ und Unterägypten. Mit Recht wird Ägypten ein Geschenk des Nils ge¬ nannt; denn diesem sagenreichen Strome verdankt das Land seine Frucht¬ barkeit, während es ohne ihn eine öde Sandwüste wäre. Erst dank der großen Forschungsreisen der letzten Jahrzehnte ist es gelungen, das eigentliche Quellgebiet des Nils näher kennen zu lernen, wenngleich es auch heute noch nicht in all seinen Einzelheiten fest bestimmt werden kann. Wir wissen aber jetzt, daß der Fluß aus dem Viktoria-Nyanza (Ukerewesee) kommt, der als Sammelbecken seiner weiter südlich liegenden eigentlichen Quellen anzusehen ist. Bahr el Abiad, der Weiße Nil, wird er hier genannt. Nachdem er ein weites üppiges Sumpfland durchströmt, vereinigt er sich unterm 16.o n. Br. mit dem von den felsigen Höhen des abessinischen Hochlands kommenden Bahr el Azrak, dem Blauen Nil, und tritt in sein mittleres Stufenland Nubien ein. In gewaltigen Wasserfällen (Katarakten) stürzt er dann über Felsenplatten in ein enges, von kahlen Gebirgszügen ein¬ geschlossenes, kaum 2 km breites Tal. Hier beginnt Oberägypten oder das Südland mit dem alten Königssitz Theben, das hunderttorige ge¬ nannt wegen seiner vielen Paläste und Tempel; daran schließt sich unter dem 30.o n. Br. Unterägypten oder das Nordland mit dem Nildelta und der ehemaligen Hauptstadt Memphis an, ein überaus fruchtbares