109
feinde erbeuteten Fahnen als Siegeszeichen an¬
gesehen unb an besonberen Ehrenplätzen (in Kir¬
chen unb Zeughäusern) aufbewahrt. In bem
Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gingen beu
Franzosen 107 Fahnen unb Abler verloren. (Mit
«inem golbenen ober silbernen Abler waren bic
Fahnen ber ersten Bataillone ber Regimenter
geschmückt, würben aber nach ber Abbankung Na¬
poleons III. entfernt.) Da bic Fahne bie Per¬
son bes obersten Kriegsherrn vertritt, müssen
ihr bieselben Ehrenbezeigungen erwiesen werben,
wie bem Kaiser selbst. —
Fahnenweihe ist bie feierliche kirchliche
Hanblung ber Übergabe ber neuen Fahne an ben
Truppenteil. Der religiösen Weihe geht bas An¬
schlagen bes Fahnentuches an bic Fahnenstange
voraus, wobei ber Kriegsherr selbst ober in seiner
Vertretung ber höchste anwesenbe Ossizier ben
ersten Nagel einschlägt, ihm folgen bie Anwesen¬
den ber Rangordnung nach bis zu ben Vertretern
bes Truppenteils in ben oerschiebenen Graben.
Nach ber nun ftattsinbenben kirchlichen Einseg¬
nung erfolgt bie Übergabe ber Fahne an ben in
Parabeausstellung stehenben Truppenteil.
*
Zum Schluß noch einen kurzen Bericht über
unsere Flaggen.
Ter Unterschieb zwischen Fahne unb Flagge
kann zweierlei Art sein; erstens ist bas Tuch
ber Fahne mit ber Stange fest verbunben, wäh-
renb bie Flagge in ber Takelage ober am Flagg-
mast gehißt wirb, unb zweitens ist bie Farbe
ber Flagge eine anbere wie bie ber Fahne. Weht
bie Flagge vom Bord eines Hanbelsschisses, so
bient sie als Erkennungszeichen für bie Nationa¬
lität bes Schisses. Bei ben Kriegsschiffen wirb sie
als ein Heiligtum betrachtet, sie bis zum letzten
Lebenshauch zu verteibigen ist bie höchste Pflicht
bes Seemanns unb nur mit bem Untergang bes
Schiffes bars bie Flagge sinken.
,,Ja, mit ben Wogen kämpfenb noch ber
sterbeubc Pilot,
Ja, in seiner Rechten hält er noch bie
Flagge Schwarz-Weiß-Rot!"
Das Flaggtuch bcr beutschen Kricgsslagge
wirb burch ein liegenbes schwarzes Kreuz in vier
Felber eingeteilt, wovon bie beiben am Flagg-
stock liegenben kürzer siub als bie aitbcrn zwei.
Das linke obere Felb zeigt bie Hanbclsflagge
(Schwarz-Wciß-Rot) mit einem eisernen Kreuz,
währenb bie brei übrigen Felber weiß siub. In
bem Schnittpunkt bcr Schenkel bes schwarzen
Kreuzes befindet sich in einem weißen kreisför¬
migen Felb ber preußische Adler.
□ □
General Viktor Dankl. mu i Abbildung,
Der Sanbesverteibiger von Tirol, General
bcr Kavallerie, Viktor Dankl, würbe als Sohn
eines Majors am 18. September 1854 in Ubine
geboren, besuchte als Jüngling bic Militär-Aka-
bemie in Wicner=Neustabt und trat dann 1874
als Leutnant in das berühmte Regiment ber
Sachsen-Dragoner ein, in bem er im Mai
1879 zum Oberleutnant beförbert wurde. Nach¬
dem er bie Kriegsschule burchgemacht hatte,
würbe er bem Generalstab zugeteilt und in diesem
Verhältnis zuerst bei der 8. Kavallerie-Brigade
in Prag, später bei der 32. Infanterie-Division
in Sarajewo verwendet, war bann bei der Mi¬
litär-Mappierung tätig und wurde schließlich dem
Chef des Generalstabs zur Verfügung gestellt.
Das Jahr 1891 brachte ihm die Ernennung
zum Major und zum Generalstabs-Ehes der Wie¬
ner Kavallerie-Division. Das Jahr 1894 führte
ihn wieber zur Front beim Ulanen-Regimcnt
Nr. 11, in bem er im Mai barauf zum Oberst-
Leutnant vorrückte. 1896 würbe er zur Dienst¬
leistung im Generalstab zurückberufen unb zum
Generalstabs-Chcf bes 13. Korps ernannt. Als
Oberst würbe er 1899 unter Verleihung bes
Militär-Vcrbicnstkrcuzcs Leiter bes Direktions-
Büros unb in dieser Stellung für feine vorzüg¬
liche Dienstleistung mit dem Orden ber Eisernen
Krone brittcr Klasse ausgezeichnet. 1903 erhielt
er als General-Major bie Führung ber 66. Jn-
santerie-Brigabc in Komorn, zwei Jahre später
bie ber 16. Brigabc in Trient. Als Divisionär
staub er in Agram und wurde schließlich Kom¬
mandant des 14. Korps in Innsbruck. Neben
zahlreichen anderen Auszeichnungen besitzt er das
Kommanbcurkreuz bes „Stern von Rumänien",
ben Kgl. Preußischen Roten Ablerorben unb ben
serbischen Takovo-Orben.
Vor Ausbruch bes Krieges war General
Dankl eben im Begriff, um seine Pensionierung
einzukommen und in seinem geliebten Innsbruck
den Rest seines Lebens als Privatmann zu ver¬
bringen. Davon konnte freilich keine Rede sein,
als im Hochsommer 1914 die Kriegserklärungen
von allen Seiten nur so Hagelten. Kaiser Franz