oO Zweiter Abschnitt. mation ihrer Diözesen vornehmen sollten, wirklich ausführen wollen und für dieses Werk Butzer und Gropper gewonnen. Dieser aber wollte nicht mit Butzer zusammen arbeiten, während der Erzbischof sich immer mehr auf die evangelische Seite neigte und hedio aus Straßburg, pistorius aus Nidda, schließlich auch INelanchthon berief, um sein Stift dem Evange¬ lium zu öffnen. Der Klerus stand dieser Absicht feindlich gegenüber, während die Grafen, Ritter und Städte des Erzbistums zumeist evangelisch gesinnt waren. Hermann von wied erklärte seinem Domkapitel, „seit fünfundzwanzig Jahren habe er eine Reformation durch Kaiser und Papst erwartet; jetzt gehe er auf der Grube und habe erkannt, daß die vom Papst so hart angefochtene Lehre die lautere christliche apostolische Lehre sei. Er wisse auch von Gottes Wort nicht abzuweichen, sofern Mn Leib, Leben, höchstes vermögen, (Ehre und Gut reiche." wäre ihm die Re¬ formierung seines Stiftes geglückt, so hätten ohne Zweifel eine ganze Reihe seiner geistlichen Kollegen den TTTut gesunden, das Gleiche zu tun, wie überhaupt die Aussichten für die Evangelisierung weiter deutscher Gebiete niemals so günstig waren als gerade in diesen Jahren. Und so wenig Landgraf Philipp dem Kaiser offen entgegentreten durfte, so sehr hat er doch in dieser 3eit durch Erteilung von Ratschlägen und Ent¬ sendung von Predigern für die Ausbreitung des (Evangeliums gewirkt. 3n einem Falle ist er auch vor bewaffnetem Einschreiten nicht zurück¬ geschreckt : mit dem Kurfürsten von Sachsen zusammen hat er Braun- schweig-wolfenbüttel erobert und reformiert, nachdem Herzog Heinrich den Schmalkaldischen Bund durch Bedrückung der Stadt Goslar lange genug gereizt hatte. Hoch mußte der Kaiser vorläufig mit seiner wahren Gesinnung gegen öie Protestanten hinter dem Berge halten, bis er mit Frankreich abge¬ rechnet hatte. Die Unterstützung der Evangelischen für den Krieg gegen Franz T. wie auch für die Türkenkämpfe erlangte er auf dem Reichstag zu Speyer 1544, mußte ihnen aber die Einkünfte der eingezogenen Kirchengüter für ihre Schulen und Kirchen förmlich überlassen und ein baldiges deutsches ITationalkonzil versprechen, für welches die Stände Reformationsentwürfe ausarbeiten sollten. Männer wie Butzer erkannten freilich sofort, daß die Unterstützung Karls gegen Frankreich keine kluge Tat der Protestanten sei, und sprachen die Befürchtung aus, daß „wenn der Franzos gedämpfet, man uns auch wird herbeibringen". Aber der Patriotismus der Evangelischen litt es doch nicht, mit Frankreich zu¬ sammenzugehen, nachdem dieses sich mit dem gefährlichsten Feinde Deutsch¬ lands und der Christenheit, dem Türken, verbündet hatte. Zudem konnten sie mit den Zugeständnissen zufrieden sein, durch die ja alle Veränderungen, tvelche bis zum Regensburger Abschied 1541 vorgenommen worden waren, anerkannt wurden. Darüber war denn auch Papst Paul III. sehr erbost und legte feierlichst Verwahrung ein. Als aber der Kaiser die Franzosen besiegt und noch im Jahre 1544 zu Tr^pp Frieden geschlossen hatte, schrieb Paul III. selbst ein Konzil nach Trient aus, das die beiden