II. Die unteren Gottheiten. V~V /Z-z--»- / 4^-—^ r-»-»-» 1 ~''u> @^artfen oder ($>raftcit (siehe Abbildung XXIII) wurden bei den Griechen als Göttinnen der Anmut (Hnldgöttinnen), der Reize der Schönheit und des heiteren Spieles in der Natur wie im Menschenleben schon seit uralter Zeit verehrt zu Orchomenos in Böotien, in Sparta und Athen, wie auf der Insel Kreta (wo ihnen schon seit dem Könige der Sagenzeit, Minos, Spiele'ge- feiert wurden). Ihr Heiligtum in Orchomenos galt für das älteste dieser Gottheiten, und ihre Bilder darin waren rohe Steine, die man vom Himmel gefallen glaubte. Die Schönheit, welche die Natur besonders im Frühlinge auf so mannigfaltige Art in ihren Werken entwickelt, brachte wahr¬ scheinlich schon in den frühesten Zeiten den Mythus von Göttinnen hervor, die man sich als Vorsteherinnen und Pflegerinnen zunächst eben dieser Leuzesaumnt der Natur, dann aber weiter alles An¬ mutigen und Schöuen dachte. Griechische Dichter bildeten diese Idee weiter aus und — namentlich hat Pindar sie in einem seiner schönsten Siegeslieder besnngen —, verbanden mit der Vor¬ stellung von den Chariten auch die des Anstandes, der sittlichen Schön¬ heit und Heiterkeit, des Wohlwollens, Wohlthuns und der Dankbar¬ keit mit heiterem und schuldlosem Frohsinne gepaart. Wie Pindar singt, kommt dem Menschen alles Erfreuliche von den Chariten, wenn er weife, schön und guter Dinge sei; selbst die Götter würden ihre Tänze und Mahlzeiten nicht ohne die Chariten zustande bringen. Die Gratien wurden als schöne, junge, keusche Mädchen ge¬ dacht und dargestellt, deren ganzes Wesen Anmut und Reiz war, indem sie immer tanzten, sangen und sprangen, in den Quellen badeten, mit Frühlingsblumen sich bekränzten, besonders mit Rosen, die thuen wie der Aphrodite (Venus) geheiligt waren. Sie lebten, nach der Mythe, im Gefolge der Aphrodite (Venus), der sie manche Dienste leisteten, wohnten neben den Musen in der Nähe des Olymp, wo sie öfter, als Begleiterinnen der Aphrodite, tanzend vor den übrigen Göttern erschienen. 180 j