34 — Da nahm Athene, sich seiner erbarmend, die geistige Finsternis von ihm, aber für den Unglücklichen war die Rückkehr des Bewußtseins keine Wohlthat. Die Scham über das, was er gethan, drückte ihn darnieder, und in einem Anfall von Trübsinn stürzte er sich in sein Schwert. Nach diesen traurigen Vorgängen war es gut, daß der Mut der Griechen auf andere Weise belebt wurde. Dies geschah zunächst dadurch, daß Neoptü- lenios, der Sohu des Achilles, von Odysseus und Diomedes ans der Heimat abgeholt, im Lager ankam. Mit den Waffen seines Vaters, die ihm Odysseus überließ, trieb er siegreich die immer von neuem anstürmenden Trojaner zurück. Aber Kalchas, der Seher, verlangte weiter, daß Philoktet von der Insel Lemnos herbeigeholt würde, denn ohne die Pfeile des Herakles könne Troja nicht erobert werden. Odysseus und Neoptolemos übernahmen den schwierigen Auftrag, den tiefgekränkten Mann versöhnlich zustimmen. Philoktet hatte mit seiner schmerzhaften Wunde ein trauriges Leben auf der ödeu Insel geführt und nur mit unsäglicher Mühe seinen Lebensunterhalt gefunden. Jetzt erschien ihm Herakles selbst und ermahnte ihn, den Abgesandten ins Lager zu folgen. Er gehorchte. Bald nach seiner Ankunft vor Troja wurde er durch die Kunst eines Arztes geheilt, so daß er rüstig am Kampfe teilnehmen konnte. Mit einem seiner todbringenden Pfeile traf er Paris, den Anstifter des ganzen Krieges; dieser starb bald an der unheilbaren Verwundung und sühnte so das begangene Unrecht mit dem Tode. d. Eroberung Trojas. Auf Kalchas Rat versuchten nun die Griechen, Troja mit List zu nehmen. Odysseus hatte bald eine solche ersonnen. Nach seiner Angabe baute der kunst¬ fertige Epeos eilt großes hölzernes Pferd, in dessen hohlem Leibe 30 Helden Platz hatten. Darin verbargen sich dann: Menelaos, Diomedes, Odysseus, Philoktet, Ajax der Lokrer und andere hervorragende Helden. Gleichzeitig wurden alle Zelte abgebrochen, die Schiffe in das Meer gezogen, und von Aga¬ memnon und Nestor geführt, segelte die Flotte bis zur Insel Tenedos, wo sie Halt machte. Als die Trojaner dies sahen, eilten sie hinaus vor die Stadt, um sich auf dem verlassenen Lagerplatze der Feinde umzusehen, Sogleich fiel ihnen das hölzerne Riesenpferd in die Augen, und sie sragteu sich erstaunt, was es zu bedeuten habe. Da bemerkten sie unter dem Leibe des Gebildes einen Griechen. Sie zogen ihn hervor und begannen ihn auszufragen, weshalb er zurückgelassen worden sei. Zitternd erzählte der Gefangene, er heiße Sinon und sei mit Mühe dem Opsertode entgangen, zu welchem ihn Kalchas aus Haß und Rachsucht bestimmt habe. Er bitte um Schutz und hoffe ihr Ver¬ trauen dadurch zu gewinnen, daß er ihnen offenbare, welche Bewandtnis es mit dem hölzernen Pferde habe. Es sei ein Weihgeschenk für Athene. Die listigen Griechen hätten es aber darum so groß gebaut, damit die Trojaner es nicht in ihre Stadt ziehen, also nie die Huld der Göttin gewinnen könnten. Die Trojaner schenkten der trügerischen Rede Glauben und dachten nach, wie sie das Riesenpferd doch noch in die Stadt zu bringen vermöchten. Nur einer durchschaute die List, der Priester Poseidons Laökoon. Er stieß eine Lanze