— 236 — es ein feindliches, und es blieb ihm nichts übrig, als gegen dasselbe zu ziehen. In Thessalien verlegte er ihm den Weg, und es schien, als wollten die Römer mitten in Feindesland den Streit der Parteien ausfechten. Aber Flaecns wich ans und zog nördlich ab. Nun kehrte Sulla nach Böotien zurück und schlug das pontische Heer, welches sich wieder gesammelt und ergänzt hatte, zum zweiten Male bei Orchomenos. Hier wie bei Chäronea war Archelaos zwar nicht der Oberanführer, aber der Berater desselben. Der Kampf wurde von Seiten der Asiaten, besonders der Reiterei, mit solcher Heftigkeit begonnen, daß die Römer weichen mußten. Da nahm Sulla einem der Standartenträger den Adler aus der Hand und rief: „Krieger, wenn man euch fragt, wo ihr euren Feldherrn verlassen habt, so sagt, bei Orchomenos." Die Legionen schämten sich ihres Kleinmutes, gingen von neuem vor und errangen den Sieg (85). Die Schlacht bei Orchomenos entschied den Krieg. Mithridates war außer stände, neue Hilfstruppen nach Europa zu senden, durch Willkür und zügellose Habsucht hatte er sich überdies die asiatischen Völkerschaften bald wieder entfremdet, und so schmolz seine Macht von Tag zu Tag mehr zu¬ sammen. Flaeeus hatte den Hellespont überschritten und schickte sich an, Klein¬ asien zu erobern. Allein er wurde von seinem Legaten Fimbria erschlagen, und dieser übernahm nun die Führung des Heeres. Mithridates wich vor ihm von Ort zn Ort zurück. Da überdies eine römische Flotte, die Sullas Legat Lucullus mit rastloser Thätigkeit zusammengebracht hatte, von Chios aus die Küsten bedrohte und Sulla selbst auf dem Marsche nach dem Hellespont war, so verlor der König den Mut und suchte den Frieden. Anfangs unterhandelte er mit Fimbria und Sulla zugleich, endlich aber unterwarf er sich doch dem letzteren, den er jedenfalls am meisten fürchtete. Sulla forderte, daß er alle feine Eroberungen herausgebe und sich auf Pontus beschränke. Obgleich der Krieg nun beendet war, so überschritt Sulla doch den Hellespont, er mußte ja noch mit Fimbria abrechnen. Nicht weit von Pergamnm traf er denselben. Er hatte sich auf einen Kampf gefaßt gemacht, aber dieser sollte ihm erspart bleiben. Während die Seinen damit beschäftigt waren, ein Lager aufzuschlagen, kamen die gegnerischen Soldaten in Masse herüber und beteiligten sich an den Schanzarbeiten. Fimbria hatte keine Gewalt über sein Heer, Zucht und Ordnung waren seit dem Morde des Flaecns aus demselben gewichen. Als die Legionen sich auslösten und die Soldaten in Masse zu Sulla übergingen, stürzte er sich in sein Schwert. So hatte denn Sulla durch Mut und Ausdauer unter den schwierigsten Verhältnissen sein Ziel erreicht. In Ephesus hielt er Gericht über die abge¬ fallenen Provinzen, aber bei aller Strenge mit Mäßigung. Die abtrünnigen Gemeinden mußten den Tribut für 5 Jahre auf einmal entrichten und zwei Legionen unterhalten, die er in Asien zurückließ. Mit dem größeren Teile des Heeres trat er ben Heimweg an. Unterdessen war Rom ganz in die Gewalt der Demokraten ’ gefallen. Zwar hatte Einna, nachdem er vergeblich einen Antrag auf Rückberufung der Verbannten gestellt, vor den bewaffneten Aristokraten aus Rom flüchten müssen, allein er hatte die Truppen, welche noch immer Nola belagerten, an sich ge¬ zogen und die ihm befreundeten Italiker in Menge angeworben. Auch Marius war nicht müßig gewesen. In Afrika hatte er die politischen Flüchtlinge um sich gesammelt und numidische Reiter in Dienst genommen. In dieser Be-