68 Einrichtungen mittelalterlicher Universitäten. nötige Kenntnis des Latein fehlte. Schon aber gab es thätige Vermittler, welche die von den Humanisten wieder aufgedeckten Quellen des Altertums auch in die Kreise der nicht gelehrten Gebildeten hinüberleiteten. In gleicher Weise wie der Bibel bemächtigte sich Hans Sachs für feine Dichtungen nun auch der Früchte des Humanismus in zahlreichen Übersetzungen. Er schöpfte aus Dbtd, Homer, Apnlejns, Plinins, Diodor, Stobäns, Livins, Vale¬ rius Maximus, Plutarch, Herodot, Lenophon, Herodian, Justinns, Jo- sephus, Suetou u. a. So drängte auch hier ein den Quellen unmittelbar entnommener frischer Stoff sich an die Stelle des durch das scholastische System vermittelten. Auf welchem Wege die Übertragung der scholastischen Gelehrsamkeit in die allgemeine Bildung der Menschheit erfolgte, ist schwer zu sagen. Sicher ist nur, daß die Vermittelung auf dem Wege des Privatunterrichts geschah, der damals dem Unterrichte der öffentlichen Schulen in ungleich größerem Umfange, als heute, ergänzend an die Seite trat. \\. Einrichtungen mittelalterlicher Universitäten. (Nach: Friedr. Panlsen, Organisation und Lebensordnungen der deutschen Universitäten im Mittelalter. Sybel, historische Zeitschrift. Bd. 45. S. 385 — 440.) einer mittelalterlichen Universität giebt es keine Professoren im heutigen Sinne. Es giebt nicht eine bestimmte Anzahl von festen, besol¬ deten Lehrstühlen für die verschiedenen Disziplinen, deren jeder stets mit einem Fachmann besetzt wird. Ebensowenig giebt es einen Professorenstand, der als ausschließlichen Lebensberuf die akademische Lehrtätigkeit treibt. Auch giebt es keine Studenten im heutigen Sinne. Der ganze Unterschied von Professoren und Studenten, von denen jene stets bloß lehren, diese stets bloß lernen, besteht nicht, sondern der vollständige Universitätskursus umfaßt Lernen und Lehren gleichmäßig. Lernend fängt man den Kursus an, lernend und lehrend fetzt man ihn fort, bloß lehrend endlich schließt man ihn ab, um schließlich in der Regel in einem geistlichen Amte dem praktischen Leben zurückgegeben zu werden. Mit Recht ist die mittelalterliche Universität eine gelehrte Zunft ge¬ nannt worden oder vielmehr eine Gruppe von vier vereinigten Zünften, denn jede Fakultät ist mit Beziehung auf das gelehrte Handwerk völlig selbständig. Wer das Handwerk lernen will, zieht in die Stadt, wo eine von der höchsten Lehrbehörde mit dem Privileg, Lehrlinge anzunehmen und sie zu Meistern zu machen, ausgestattete Meisterschaft vorhanden ist. Als Lehrling (scolaris) schließt er sich einem bestimmten Meister (magister) an; meist tritt er auch in seinen Haushalt ein, freilich den Haushalt eines Ehe¬ losen, der mit seinen Lehrlingen auf klösterliche Weise zusammen lebt. Nach¬ dem er in etwa zweijährigem Kursus die Anfangsgründe des Handwerks