Kulturzustände am Anfang des 19. Jahrhunderts. 519 und sonst auf Jahrmärkte, Scheiben- und Vogelschießen, auf Ausstellungen am Pranger und Hinrichtungen. Die schönsten Feste feierte man im Kreise der Familie. Man liebte es, dem Auge der Welt sich zu entziehen. An einem Gartenhause zu Nürnberg fand sich die Inschrift: Bene vixit, qui bene latuit, d. h. Wohl lebt, wer wohl verborgen. Das schönste Familien¬ fest war das Weihnachtsfest. Die Stelle des jetzt allgemein üblichen Christ¬ baumes vertrat damals die sogenannte Pyramide aus hölzernen, mit bunten Papierkrausen umwickelten Stäben. Auf der Spitze derselben schwebte ge¬ wöhnlich ein Engel aus Gips oder Wachs. Der untere Raum zwischen den vier Stäben war mit einem Zaun eingefaßt und mit Moos gefüllt. Da standen kleine buntbemalte Holzfiguren, Maria, das Kind in einer Krippe, daneben der heilige Jofeph, ein Esel und Ochs, Hirten mit Hunden und Schafen, wohl auch Jäger neben Hirschen und Rehen oder Soldaten, Trommler u. dgl. An den Stäben der Pyramide hingen zwischen bunten Wachslichtern vergoldete Äpfel und Nüsse, sowie Pfefferkuchen. Von weltlichen Festen war in den Städten das bedeutendste das meist in der Pfingstwoche abgehaltene Scheiben- oder Vogelschießen; Besuch und festliche Stimmung brachte auch der Jahrmarkt. Da gab es denn auch viel zu sehen, namentlich für die Jugend: Seiltänzer, Bereiter, Menagerien, Wachsfigurenkabinette n. dgl. Bilderhändler zogen in Hausfluren Schnüre auf, an denen die schönen Kupferstiche mit Klammern befestigt wurden. Ein Antiquar bot wohl auch alte Bücher feil. Da Besuch zu erwarten war, ward zum Jahrmarkt auch Kuchen gebacken. Ein Festgebäck gabs auch am Geburtstag der Kinder. Das ward nach der Sitte der Zeit mit so viel brennenden Wachslichtern besteckt, als das Kind Jahre zählte. Öffentliche Gärten gab es meist nur in Residenzen und größeren Städten, aber in allen Städten gab es mehr Familiengärten als jetzt. Diese wurden gewöhnlich von zwei, in der Mitte im rechten Winkel sich kreuzenden Gängen durchschnitten. Die Gänge waren mit Buchsbaum eingefaßt. Die am meistert bevorzugten Blumen waren Tulpen und Nelken. Daneben gab es Levkoy, Goldlack, Narcissen, Hyacinthen, Päonien und Rosen. Hortensien kamen erst 1810 auf, Georginen in den zwanziger Jahren. An den Mauern gab es Spalierobst, auch Weinreben. Salbei und Spike waren beliebte Würz¬ kräuter, Stachel- und Johannisbeersträucher standen in den Ecken. Die Grundlage des Volkes war zu Anfang unseres Jahrhunderts noch immer der Bauer, nicht bloß aus dem Boden gewachsen, sondern damals, zum Teil wenigstens, noch au denselben gebunden. Die Tracht des Bauern war einfach und grob. Die Beinkleider waren meist von Leder, darüber die Weste ans dunkelblauem Tuch mit Metallknöpfen. Sonntags trug der Bauer einen langen, dunkelblauen Rock, weiße Strümpfe und Schuhe, die Arbeitstracht aber war die kurze Jacke, die schon auf den Bildern des Sachsenspiegels und in den bildlichen Darstellungen von Bauern aus dem 16. Jahrhundert, z. B. in den Bildern Behaims, als die eigentliche Bauern¬ tracht erscheint. Jetzt hat diese Tracht überall dem langen Rocke Platz