— 12 — II. Dieser Sieg über die Holsteiner erhöhte das Ansehen der Dithmarschen dermaßen, daß der zum Nachfolger des kinderlosen Grafen Albrecht berufene Bischof Heinrich von Osnabrück, der mit Genehmigung des Papstes der geist- lichen Würde entsagte, sich nicht nur beeilte, mit ihnen Frieden zu schließen, sondern er bewarb sich auch um die Freundschaft und Bundesgenossenschaft des tapferen Volkes, um ihrer in einem etwaigen Kampfe gegen Dänemark sicher zu sein. Aber auch der König Erich von Däne¬ mark suchte die Freundschaft der Dithmarschen, nicht minder die Hansestädte Lübeck und Hamburg. Doch die Dithmarschen zogen es vor, ferne festen Bündnisse einzu¬ gehen. Wohl wollten sie in Frieden leben mit ihren Nachbarn, doch nach kriegerischen Ehren stand ihr Sinn nicht. Wohl wollten sie ihr Land verteidigen gegen aus¬ wärtige Feinde, doch nicht in Gefolgschaft anderer die Waffen ergreifen. Vielmehr richteten sie in der nun fol¬ genden Zeit ihr Augenmerk auf den Ausbau der Verfas¬ sung ihres eigenen Landes, um dadurch den inneren Strei¬ tigkeiten, die nur zu oft um kleiner Urfach willen bei ihnen ausbrachen, vorzubeugen. Die Bremer Erzbischöfe hatten sich von altersher das Recht gewahrt, die Vögte im Lande zu ernennen. Diese führten in ihrem Namen die Verwaltung, erhoben den Zehnten und übten noch manches andere Recht aus. Zuerst waren nur zwei Vögte in Dithmarschen gewesen, später gab es deren fünf. Die Vögte wurden von den Erzbischöfen ans den vornehmsten Familien des Landes gewählt, und es war diese Würde in gewissen Familien erblich, die deshalb auch die Vogtmannen genannt wurden. Die Vögte waren ursprünglich die einzigen Behörden des Landes; im Jahre 1447 jedoch wurde ein neues Land¬ recht ausgearbeitet und aufgezeichnet, und zum Verständnis unserer Geschichte ist es notwendig, von demselben einiges zu wissen.